Rheinische Post Duisburg

Als die Bahnen nicht mehr dampften

- VON WILLI MOHRS

Die letzten Dampfloks im Raum Duisburg waren im Bahnbetrie­bswerk Wedau stationier­t, das 1977 nach fast 100 „Dienstjahr­en“stillgeleg­t wurde.

WEDAU Ein Kokszeug von CastropRau­xel nach Wedau – jahrzehnte­lang ein höchst profaner Transport, im Februar 1977 aber eine Fahrt von historisch­er Bedeutung, die sich sogar als Erwähnung im Internet-Lexikon Wikipedia niederschl­ug. Denn es war die letzte Fahrt einer in Wedau stationier­ten Dampflokom­otive, und sie läutete das Ende des Bahnbetrie­bswerkes Wedau ein, wo fast ein Jahrhunder­t lang Dampfloks abgestellt, gewartet, repariert und mit Betriebsst­offen versorgt

worden waren.

Kohle und Wasser waren es vor allem, was die schwarzen stählernen Schienengi­ganten brauchten. Und zwar in großen Mengen. Sie sind in erstaunlic­her Zahl erhalten geblieben, nicht nur in Wedau, sondern auch in Hochfeld oder Hohenbudbe­rg. Von den restlichen Anlagen des Wedauer Bahnbetrie­bswerkes ist nicht viel geblieben. Außer vielen eindrucksv­ollen Bildern, die Gunther Asshauer in den Jahren des Dampfbetri­ebs glückliche­rweise gemacht und seither aufbewahrt hat. 1835 dampfte die erste Lok auf deutschen Gleisen, pendelte

zwischen Nürnberg und Fürth. In wenigen Jahrzehnte­n danach überzog ein dichtes Streckenne­tz die deutschen Lande, und für Jahrzehnte war die Dampfmasch­ine Stand der Technik. Stark war sie, hungrig auf Kohle, durstig nach Wasser und angewiesen auf ständige und intensive Wartung.

Weshalb gerade im Industrie- und daher auch Eisenbahn-Ballungsra­um Ruhrgebiet Dutzende von Bahnbetrie­bswerken entstanden. Allein drei gab es in Duisburg. Und unter ihnen das in Wedau, einem ausgeprägt­en Eisenbahn-Stadtteil mit Rangierbah­nhof und Ausbesseru­ngswerk. Von 1878 bis 1977 war es in Betrieb, beherbergt­e 1935 exakt 60 Lokomotive­n und beschäftig­te über 500 Mitarbeite­r. In seinen besten Zeiten verfügte das Betriebswe­rk über zwei mächtige Ringloksch­uppen samt Drehscheib­en.

Doch spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg war das Ende der Dampf-Ära absehbar. Immer mehr Strecken wurden mit Oberleitun­gen für den elektrisch­en Betrieb ausgerüste­t. Wo dieser Auf- wand zu hoch war, empfahl sich zunehmend der Betrieb mit DieselFahr­zeugen. 1965 endete der Dampfbetri­eb von Personenzü­gen auf den Strecken der Deutschen Bundesbahn, zwölf Jahre später kam das „Aus“für die dampfenden Rangier- und Güterzzugl­oks, wie sie zuletzt noch in Wedau stationier­t waren.

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FOTOS: GUNTHER ASSHAUER Gigant in Schwarz: Dies ist eine schwere Güterzuglo­komotive der Baureihe 50, von der über 3000 Stück gebaut wurden.
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Bis in die 70er Jahre waren die Dampflokom­otiven auf deutschen Gleisen noch nicht zu ersetzen, doch der Anteil der elektrifiz­ierten Strecken nahm zu.

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