Rheinische Post Duisburg

„Er gehört zu Serm wie das Kappelchen“

- VON CEDRIK KEHNEN

Ein Dorf will seinen Paketboten behalten: Aufgrund interner Anpassunge­n musste Manfred van Rickelen den Bezirk wechseln. Er war 21 Jahre lang im Süden unterwegs. Eine Unterschri­ftenaktion soll helfen.

SERM Wenn es um Post und Pakete geht, gibt es für die Sermer nur einen: Manfred van Rickelen. Seit mehr als 21 Jahren beliefert der DHL-Bote ganz Serm. „Manni“, wie er eigentlich von allen genannt wird, ist nach dieser langen Zeit bestens bekannt und den Sermern ans Herz gewachsen. Für sie ist Manni nicht einfach nur der Mann in gelb-rotschwarz­er Arbeitsklu­ft – er gehört zu Serm „wie unser Kappelchen“, wie es in der Facebook-Gruppe „Serm – Mittendrin und Drumhe-

Manfred van Rickelen rum“heißt. Doch seit Anfang der Woche ist Manni nicht mehr im Süden, sondern im Stadtnorde­n im Einsatz. Grund dafür sind „interne Anpassunge­n“, wie es von offizielle­r DHL-Seite heißt.

Dass er nach 21 Jahren plötzlich nicht mehr für Serm zuständig sein sollte, konnte er zunächst gar nicht glauben: „Am Anfang habe ich gedacht, es wäre ein Aprilscher­z. Ich war am Boden zerstört.“Manni liebte seine Arbeit am Südzipfel von Duisburg. An heißen Sommertage­n standen für ihn immer kalte Getränke bereit, selbst wenn gar keiner da war. Hunde sprangen ihm regelmäßig in den Lieferwage­n und bekamen Leckerlis.

Die meisten Telefonnum­mern seiner Kunden hat er auf dem Handy gespeicher­t und schon oft musste er Essenseinl­adungen ausschlage­n. Und wenn der Sermer Manni ganz privat durch seinen Wohnort fährt, dann wird er gegrüßt, dann muss er anhalten, hier und da ein Quätschche­n halten.

Manni van Rickelen kennt die meisten seiner Paket-Kunden „von klein auf“und hat einige fast schon ihr ganzes Leben lang begleitet: „Heute haben die Kleinen von damals selbst schon Kinder“, sagt Manni dann auch und das nicht ganz ohne Stolz.

Im Laufe der Jahre hat der DHLMann sich ein großes Vertrauens­polster erarbeitet: Einige haben ihm sogar Hausschlüs­sel und Garagen- codes anvertraut, damit er die Pakete auch dann abliefern kann, wenn gerade mal keiner da ist, wenn der Empfänger zum Beispiel verreist oder einfach nur unterwegs ist.

Manfred van Rickelen weiß natürlich, dass dieses große Vertrauen nicht selbstvers­tändlich ist. Doch er gibt auch viel zurück. Feierabend ist bei ihm keine bestimmte Uhrzeit, sondern erst dann, wenn auch das letzte Paket anständig zugestellt wurde. Freundlich­keit ist bei ihm Pflicht, und er nimmt sich auch mal Zeit für die Kunden. Für Manni ist das ganz einfach: „Wie man es in den Wald rein ruft, so kommt es auch wieder raus.“

Als die Sermer aber erfuhren, dass „ihr“Manni versetzt werden soll, startete seine beste Freundin eine Unterschri­ftenaktion, frei nach dem Motto: „Manni muss bleiben!“. Er selbst wusste am Anfang allerdings davon nichts: „Auf einmal hat man mir Listen in die Hand gedrückt.“

„Am Anfang habe ich gedacht, es wäre ein Aprilscher­z. Ich war am Boden zerstört.“

DHL-Paketbote Manni hat die Listen nach Bonn geschickt, zum Hauptsitz

der DHL.

Mehr als 500 Unterschri­ften sind zusammenge­kommen.

Manni hat die Listen nach Bonn geschickt, zum Hauptsitz der DHL. Er hofft, dass er vielleicht so doch noch seinen Bezirk behalten kann. Trotz der großen Enttäuschu­ng will er aber auch im neuen Bezirk sein „Bestes geben“, genau wie er es 21 Jahre lang in Serm getan hat. „Im neuen Bezirk muss ich mir alles neu aufbauen“, sagt Manfred van Rickelen aber auch. Er rechnet mit zwei oder drei Monaten Einarbeitu­ngsphase.

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FOTO: SIMON GERICH Eine letztes Mal Serm: Der DHL-Paketbote „Manni“, Manfred van Rickelen, hat hier 21 Jahre lang die Pakete verteilt.

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