Das doppelte Klassentreffen in Großenbaum
Mittlerweile trifft sich der Entlassjahrgang 1952 jährlich. 27 Schüler sahen sich jetzt 65 Jahre später wieder – evangelisch und katholisch separat, wie früher.
GROSSENBAUM Gleich zweimal trafen sich Schülerinnen und Schüler des Entlassungsjahrgangs 1952 jetzt in Großenbaum. Sie kamen 65 Jahre nach dem Abgang von der Schule zusammen. Und zwar genauso getrennt wie damals, als evangelische und katholische Kinder separat unterrichtet wurden.
Die Ehemaligen der Evangelischen Volksschule, die ab 1946 im Schulgebäude an der Lauenburger Allee untergebracht waren, trafen sich in der Mihlo-Klause, ganz in Sichtweite ihrer früheren Schule, dort, wo heute die Gemeinschaftsgrundschule untergebracht ist. Die Ex-Schüler der Katholischen Volksschule, die damals an der Großenbaumer Allee beheimatet war, hatten sich in der Gaststätte Zum Hubertus eingefunden.
Mittlerweile trifft man sich jährlich. Heinz Koch begründet das: „Wir werden ja leider immer weni-
Heinz Koch ger.“27 ehemalige Schüler nahmen an den beiden Jubiläums-Treffen teil.
Zu erzählen hatte man sich eine ganze Menge. Dabei ging es nicht nur um die üblichen Schulgeschichten. Die erste Generation, die nach dem Krieg eingeschult wurde, spiegelt auch ein Stück deutscher Nachkriegsgeschichte wieder. Normal war damals gar nichts, wie Maria Wolf zu berichten wusste: „Als wir 1943 eingeschult werden sollten, herrschte Krieg und die Schulen in den Städten waren geschlossen.“Mit Kriegsende wurde der Schulbesuch wieder möglich.
Dabei ging man durchaus pragmatisch vor. Liane Vimpolsek (79) erinnert sich ganz genau: „Wir wurden einfach direkt ins dritte Schuljahr eingeschult, dabei hatten manche zuvor noch nie eine Schule besucht.“
Besser auf die Schulzeit vorbereitet waren die Kinder, die während des Krieges bei Verwandten im ländlichen Raum unterkamen oder im Rahmen der Kinderlandverschickung evakuiert worden sind. Dort war der Besuch von Schulen in der Regel noch möglich. Die Eignung der Schüler wurde nach Heinz Kochs Erinnerung mit eher pädagogisch simplen Testfragen überprüft: „Der Lehrer fragte, was ist drei mal drei. Je nach Antwort wurde man der entsprechenden Klasse zugeteilt.“
Viele Schüler und deren Familien litten in den ersten entbehrungsreichen Nachkriegsjahren bekanntlich Hunger. Liane Vimpolsek: „Zum Glück gab es Schwedenspeisung, die vom Schwedischen Roten Kreuz
„ Je nach Antwort
wurde man der entsprechenden
Klasse zugeteilt“
Entlassjahrgang 1952 „Du gehst nur auf den Platz, wenn du ordentlich
gelernt hast“
Lehrer zu Horst Bauerfeld organisiert wurde. Die war für viele überlebenswichtig.“An die zusätzlich verabreichte Portion Lebertran denkt Maria Wolf allerdings nicht so gerne zurück: „Das schmeckte scheußlich. War aber wohl sehr wichtig.“
Horst Bauerfeld, der später unter anderem für den TV Angermund in der Feldhandball-Bundesliga spielte, war als Junge schon ein leidenschaftlicher Sportler. Sein damaliger Lehrer nutzte das psychologisch geschickt aus: „Du gehst nur auf den Platz, wenn du ordentlich gelernt hast.“
Und das war wohl genau der richtige pädagogische Ansatz, wie auch die Lebensbiografien vieler seiner Mitschüler beweisen.