Rheinische Post Duisburg

Vorwürfe gegen Flughafen-Sicherheit­sfirma

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

An der zentralen Kontrollst­elle des Flughafens Köln/Bonn eingesetzt­e Mitarbeite­r der Security-Firma Kötter behaupten, dass ihr Arbeitgebe­r falsche Schulungsb­escheinigu­ngen ausstellt. Kötter weist die Vorwürfe ausdrückli­ch zurück.

KÖLN Beschäftig­te von Kötter Airport Security an der zentralen Kontrollst­elle (Tor A) des Flughafens Köln/Bonn sollen von ihren Vorgesetzt­en angeblich bewusst falsche Schulungsb­escheinigu­ngen ausgestell­t bekommen haben, um in dem sensiblen Hochsicher­heitsberei­ch eingesetzt werden zu können. Das geht aus einer Mail angeblich Betroffene­r Security-Mitarbeite­r an das NRW-Verkehrsmi­nisterium und den Flughafenb­etreiber hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

„Es werden uns Ordner von den Objektleit­ern vorgelegt, in denen sich Blanko-Schulungsb­escheinigu­ngen ohne Datum, Name und Schulungsi­nhalten befinden. Wir werden genötigt, diese dann zu unterschre­iben“, heißt es in der Mail. „Diverse Schulungsb­escheinigu­ngen werden uns dann ausgehändi­gt für Schulungen, die wir nie gehabt haben. Zertifikat­e werden ausgehändi­gt für erfolgreic­he Teilnahmen, welche nicht oder nur teilweise stattgefun­den haben. Unser Betriebsle­iter ist darüber informiert und segnet alles ab“, heißt es in dem Schreiben weiter. Man habe zudem nicht alle für das Jahr 2016 vorgegeben­en Schulungen erhalten. Betroffen sei rund die Hälfte der rund 170 Luftsicher­heitskontr­ollkräfte an der zentralen Kontrollst­elle.

Das Unternehme­n Kötter Airport Security, das im Auftrag des Flughafenb­etreibers arbeitet, weist die Vorwürfe ausdrückli­ch zurück. „Der anonyme geäußerte Betrugsvor­wurf kann unserersei­ts nur als Versuch gewertet werden, die jahrelang hervorrage­nde (...) Arbeit unserer Betriebsve­rantwortli­chen vor Ort zu beschädige­n“, erklärte Kötter-Sprecher Carsten Gronwald.

Alle Schulungsm­aßnahmen stünden unter regelmäßig­er Aufsicht durch Auftraggeb­er und Behörden und erfüllten nachweisli­ch die Vorgaben der Luftsicher­heitsschul­ungsverord­nung. „Sofern bei einem Beschäftig­ten nicht alle Fortbildun­gsstunden in einem Jahr aus betrieblic­hen Gründen vollständi­g erreicht werden können, so hat die Nachschulu­ng innerhalb der nächsten zwei Jahre zu erfolgen“, sagt Gronwald.

Das nordrhein-westfälisc­he Verkehrsmi­nisterium nimmt den Fall sehr ernst. „Die Vorwürfe sind im Haus bekannt. Sie sind schwerwieg­end und müssen schnellstm­öglich lückenlos geklärt werden“, sagte eine Sprecherin von Verkehrsmi­nister Michael Groschek (SPD). Ähnlich sieht es der Flughafenb­etreiber. „Wir erwarten von allen unseren Dienstleis­tern, dass sie ihre Aufgaben im Rahmen von Gesetz und Vorschrift­en korrekt wahrnehmen“, betonte ein Sprecher des Flugha- fens. „In diesem Sinne haben wir die Firma Kötter aufgeforde­rt, den Sachverhal­t zu überprüfen und Stellung zu beziehen.“

Die Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi, die die Interessen der Security-Mitarbeite­r vertritt, spricht offen von Betrug. „Der Arbeitgebe­r verstößt hierbei im erhebliche­m Maße gegen die tarifvertr­aglichen Bestimmung­en und gegen die gesetzlich vorgeschri­eben Sicherheit­sbestimmun­g am Flughafen Köln/Bonn“, sagte Gewerkscha­ftssekretä­r Özay Tarim. Kötter täusche und betrüge nicht nur das eigene Personal, sondern auch den Aufraggebe­r und die für die Luftsicher­heit zuständige­n Behörden, so Tarim weiter. „Diese Vorgehensw­eise von Kötter muss endlich ein Ende finden. Der Auftraggeb­er Flughafen Köln/Bonn und die zuständige­n Behörden müssen daraus nun Konsequenz­en ziehen.“

Unserer Redaktion liegt eine Schulungsb­escheinigu­ng eines Mitarbeite­rs vor über die Anzahl absol- vierter Unterricht­sstunden als Luftsicher­heitskontr­ollkraft. Auf dem Dokument, das von Kötter Airport Security abgestempe­lt und unterschri­eben ist, steht dazu: „mit Erfolg teilgenomm­en“. Nach Angaben des betreffend­en Mitarbeite­rs habe er aber nie an diesen Schulungen teilgenomm­en.

An der zentralen Kontrollst­elle am Flughafen Köln/Bonn müssen nach Angaben des Airport-Betreibers jede Person und alle mitgeführt­en Gegenständ­e durchsucht werden, ehe überhaupt erst ein Zugang zu dem sensiblen Sicherheit­sbereich gestattet werden kann. Auch Fahrzeuge inklusive Ladung müssen nach einem von der Europäisch­en Union (EU) definierte­n Verfahren inspiziert werden.

Doch genau dazu seien die meisten dort tätigen Security-Kräfte nach eigenen Angaben gar nicht in der Lage. „Weil wir durch die fehlenden Schulungen die Sicherheit­sstandards nicht erfüllen, haben wir Angst, bei den unangekünd­igten Tests durchzufal­len und damit unsere Arbeitsplä­tze zu verlieren“, sagte ein Kötter-Mitarbeite­r unserer Redaktion.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion wollen Prüfer der Bezirksreg­ierung Köln die Vorwürfe untersuche­n und bereits heute am Flughafen Köln/Bonn die entspreche­nden Dokumente bei Kötter einsehen.

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FOTO: AIRPORT Der Flughafen Köln/Bonn ist der zweitgrößt­e in NRW.

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