Rheinische Post Duisburg

Zweifel an Gesetzestr­eue der Ditib-Imame

- VON PHILIPP JACOBS UND EVA QUADBECK

Prediger des Islamverba­nds Ditib müssen eine Sicherheit­süberprüfu­ng erdulden, wenn sie in Gefängniss­en in NRW mit muslimisch­en Häftlingen beten wollen. Doch die meisten entziehen sich diesen Kontrollen.

DÜSSELDORF Immer weniger Imame des türkischen Islamverba­nds Ditib dürfen noch das Freitagsge­bet in Gefängniss­en in NRW abhalten. Während im Februar 2015 insgesamt 117 türkische Prediger in den Justizvoll­zugsanstal­ten tätig waren, sind es derzeit nur noch zwölf. Diese Zahlen nannte die NRW-Landesregi­erung auf Anfrage unserer Redaktion. Die Zahl der Imame aus freien muslimisch­en Gemeinden sei hingegen von fünf im Februar 2015 auf aktuell 26 gestiegen.

Der Grund für die gesunkene Zahl der Ditib-Imame ist eine verschärft­e Sicherheit­süberprüfu­ng durch die Landesregi­erung. Seit September 2016 müssen alle in Gefängniss­en tätigen Imame einen derartigen Check durchlaufe­n. Dazu zählt unter anderem eine Abfrage bei der örtlichen Polizeidie­nststelle und bei Nachrichte­ndiensten. Seit dem 20. Februar dieses Jahres dürfen DitibImame die Gefängniss­e nur noch betreten, wenn sie an der Überprüfun­g mitgewirkt haben. Diese Voraussetz­ung werde allerdings von den meisten der über die türkischen Generalkon­sulate beziehungs­weise von der Ditib entsandten Imame nicht erfüllt, hieß es.

Die Imame der Ditib gehen üblicherwe­ise nur für das Freitagsge­bet in die Gefängniss­e. Seelsorger­ische Arbeit übernähmen sie in der Regel nicht, hieß es aus dem Justizmini­sterium; muslimisch­e Gefangene würden häufig von christlich­en Seelsorger­n mitversorg­t. Die NRWLandesr­egierung hatte die Sicherheit­süberprüfu­ngen im September Der Prophet und seine kleine Gemeinscha­ft. Der Prophet, Allahs Friede und Segen auf ihm, sagt: Als der Märtyrer die ewige Schönheit und Vielfalt des Himmels sah, wünschte er sich auf die Erde zurück, um wieder als Märtyrer zu sterben. Ich wünschte, ich könnte auch ein Märtyrer werden. Aber du kannst kein Soldat werden. Wenn du es dir nur stark genug wünschst, dann wird dir Allah die Möglichkei­t geben, mein Schatz. Der Prophet, Allahs Friede und Segen auf ihm, sagt: Der Märtyrer verspürt den Todes-Schmerz bloß so stark wie ein Zwicken. Wie schön es ist, ein Märtyrer zu werden! Papa, ist es denn überhaupt erstrebens­wert, Märtyrer zu werden? Natürlich, mein Schatz. Wer möchte denn nicht ins Paradies kommen? Der Prophet, Allahs Friede und Segen auf ihm, sagt: Wer auch immer Allahs Pfad folgt, mit der festen Absicht, ein Märtyrer zu werden, wird von Allah als Märtyrer belohnt werden. Auch wenn er nicht im Kampf gestorben ist. Sie müssen so sehr gelitten haben, bevor sie als Märtyrer gefallen sind, nicht wahr, Papa? Sohn, Märtyrer leiden nicht in der Weise, die du dir vorstellst. vergangene­n Jahres angeordnet, nachdem ein umstritten­er Comic der türkischen Religionsb­ehörde Diyanet aufgetauch­t war. In dem Comic war der Märtyrerto­d positiv dargestell­t. Ditib ist der in Ankara ansässigen türkischen Religionsb­ehörde direkt unterstell­t.

Das NRW-Innenminis­terium hatte aufgrund des Comics auch eine Kooperatio­n mit Ditib beim Prävention­sprogramm „Wegweiser“beendet. Das Programm soll Jugendlich­e vor dem Abdriften in den gewaltbere­iten Salafismus schützen.

NRW-Justizmini­ster Thomas Kutschaty (SPD) verwies auf Anfrage darauf, dass die Regeln, unter welchen Voraussetz­ungen man in einer Justizvoll­zugsanstal­t tätig werden könne, für alle gleicherma­ßen gälten. „Und wir haben entschiede­n, dass alle Seelsorger durch den Ver- fassungssc­hutz überprüft werden müssen. Wer da nicht mitmacht, kommt nicht mehr rein“, betonte der Minister. Ditib habe um ein Gespräch gebeten, erklärte Kutschaty. „Ich setze darauf, dass dadurch Missverstä­ndnisse ausgeräumt werden und die Bereitscha­ft gesteigert wird, sich überprüfen zu lassen. Der Ball liegt jetzt bei der Ditib.“

In den vergangene­n Monaten hatte sich das Verhältnis zwischen dem Islamverba­nd und den Behörden in NRW immer weiter verschlech­tert. Anfang des Jahres räumte die Ditib gegenüber unserer Redaktion ein, dass einige wenige Imame einem Spionage-Aufruf der Diyanet folgend fälschlich­erweise mutmaßlich­e Anhänger des Predigers Fethullah Gülen an Ankara gemeldet hätten – darunter auch Lehrer aus NRW. Über den Fall hatte zuvor erstmals die türkische Zeitung „Cumhuriyet“berichtet.

Der in den USA im Exil lebende Prediger Gülen gilt in der Türkei als Staatsfein­d und wird von Präsident Recep Tayyip Erdogan für den Putschvers­uch im Sommer 2016 verantwort­lich gemacht.

Im Zuge der Spitzel-Affäre lässt die Ditib seit Februar zudem ihren Sitz im Beirat für den islamische­n Religionsu­nterricht an NRW-Schulen ruhen. Schulminis­terin Sylvia Löhrmann (Grüne) hatte den Verband kurz zuvor dazu aufgeforde­rt.

CDU-Politiker forderten ein Islamgeset­z im Wahlprogra­mm. Es solle die Finanzieru­ng von muslimisch­en Organisati­onen aus dem Ausland verbieten sowie Anspruch auf muslimisch­e Seelsorger in Gefängniss­en und Krankenhäu­sern festschrei­ben.

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Der Ursprung allen Anstoßes: der im September 2016 erschienen­e Märtyrer-Comic. Der Islamverba­nd Ditib wollte sich damals nicht davon distanzier­en.

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