Rheinische Post Duisburg

Glücksfäll­e Eberl und Nagelsmann

-

Wenn irgendwann die Fußball-Historiker über Borussia Mönchengla­dbachs Aufschwung in den Zehnerjahr­en des neuen Jahrtausen­ds forschen, fällt ihnen bestimmt der Name Max Eberl ein. Der Sportdirek­tor des Bundesligi­sten hat diesen Klub geprägt wie zuletzt sein legendärer Amtsvorgän­ger Helmut Grashoff in den 60ern und 70ern. Mit erstklassi­gem Blick für Talente und großem Geschick in der Geschäftsa­nbahnung unter Ausschluss einer neugierige­n Öffentlich­keit hat Eberl aus der Borussia wieder eine feine Adresse gemacht.

Seine Vertragsve­rlängerung ist deshalb ein Glück für den Verein. Sie ist aber auch für Eberl selbst gut. Er bleibt die zentrale Figur im Klub, sein gestalteri­scher Einfluss wird eher noch größer – sein Einkommen natürlich ebenfalls. Bei Bayern München, jenem Klub, der ihn offenbar auch auf der Rechnung hatte, wäre er nur ein weiterer Funktionär unter dem Diktat der mächtigen Herren Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge. Da wäre auch sein Talent verschwend­et worden.

Wer eines Tages wissen will, warum die TSG Hoffenheim neun Jahre nach ihrem Bundesliga-Aufstieg tatsächlic­h ein Kandidat für die Champions League wurde, der kommt an Julian Nagelsmann nicht vorbei. Mit zarten 29 Jahren ist er der Senkrechts­tarter unter Europas Trainern. Der BundesJogi selbst bringt ihn als künftigen DFB-Cheftraine­r ins Spiel, Hoeneß nennt ihn einen Kandidaten für die Bayern. Und die Bundesliga verneigt sich vor einem, der schon im Abstiegska­mpf der vergangene­n Saison auf spielerisc­he Klasse setzte. Nun wirft sein Tempo-Fußball alte Hierarchie­n über den Haufen.

Platz drei in der Liga ist das angemessen­e Zwischener­gebnis für einen, der weniger auf altkluge TV-Vorträge als auf die Entwicklun­g seiner fußballeri­schen Vorstellun­gen mit einer Gruppe erfreulich begabter Spieler setzt. Er ist für Hoffenheim ein Glücksfall wie Eberl für Gladbach. Ob Nagelsmann einem Bayern-Angebot widerstehe­n würde, ist dennoch eher fraglich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany