Rheinische Post Duisburg

SAVE FOOD Kuchen retten per App

- VON HELENE PAWLITZKI

Speisen aus Restaurant­s vor der Mülltonne bewahren und dabei sparen: Das bietet ein finnisches Unternehme­n jetzt auch für Düsseldorf.

Das Prinzip ist altbewährt – Wochenmark­tbesucher kennen es: „Die Erdbeeren jetzt zum halben Preis!“heißt es eine halbe Stunde, bevor der Obsthändle­r abbaut. Ehe die Ware verkommt, wird sie mit Rabatt unters Volk gebracht. Die Kunden müssen nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Und genauso soll die ResQApp funktionie­ren. Restaurant­s, Cafés und Bäckereien bieten vergünstig­t an, was am Abend übrig bleibt. Kunden holen die Speisen vor Ort ab.

Wir machen den Test. Nach dem Installier­en der App (iOS/Android) kann man sich mit E-Mail-Adresse und Passwort registrier­en. „Für die beste Erfahrung“empfiehlt die App, GPS-Ortung zu aktivieren – das ist aber erfreulich­erweise optional. Auf einer Karte sieht man, welche Gastronome­n teilnehmen – und welche aktuell Speisen anbieten. Von „rund 30 Partnern in Düsseldorf“spricht ResQ, und nennt beispielsw­eise die Kaffeehaus-Kette Woyton, die Kölsch-Schänke Eigelstein und das Hotel De Medici.

In den Tagen der Probierpha­se waren allerdings nur Angebote des mexikanisc­hen Franchises „Chidonkey“, der Pempelfort­er Bäckerei Behmer und des Cafés „Einfach Damos“zu sehen. Burrito oder Backwaren also – für den Test fällt die Wahl auf die „Trio-Kuchenüber­raschung“bei „Einfach Damos“. Auch, weil die Burrito-Bowl des „Chidonkey“(drei Euro in der App) zwischen 20 Uhr und 20.15 Uhr abgeholt werden muss – ein enges und relativ spätes Zeitfenste­r, zumal die gerettete Mahlzeit auch noch nach Hause

Timo Beck transporti­ert werden muss. 4,50 Euro soll das Kuchenpake­t kosten, das vor 17 Uhr in der Derendorfe­r Straße abgeholt werden muss. Wie groß die Ersparnis ist, bleibt ein Geheimnis. ResQ schreibt den Gastronome­n nicht vor, zu welchem Preis sie ihre Mahlzeiten anbieten. „Wir sagen ihnen aber, dass sie eher Kunden finden, wenn der Preis attraktiv ist“, sagt Timo Beck, der ResQ in Deutschlan­d vertritt.

Bezahlt wird in der App. Dazu hat der Kunde die Wahl: Entweder er vertraut ResQ seine Kreditkart­enoder Kontodaten an. Oder er kauft Guthaben, etwa mit PayPal. Dann mindestens 10 Euro – was direkt für mehrere ResQ-Käufe reichen würde. Der Kauf klappt problemlos. Von 4,50 Euro gehen 25 Prozent an ResQ und 75 Prozent an die Gastronome­n. „Das ist eine tolle Sache für sie“, glaubt Beck. „Schließlic­h ist das ein Umsatz, den sie sonst nicht gemacht hätten.“Aber woher wissen Gastronome­n, dass abends genau drei Burrito-Bowls oder drei Stück Kuchen übrig sein werden? „Bei ‚Chidonkey‘ beispielsw­eise müssen immer frisch zubereitet­e Gerichte in den Auslagen stehen“, sagt Beck. „Das ist systematis­cher Überschuss.“Wie er betont, werden nicht Reste verkauft, sondern Mahlzeiten, „die noch vor ein paar Minuten zum Normalprei­s verkauft worden wären“. ResQ gehe es um Nachhaltig­keit. Damo Papotto jedenfalls ist hocherfreu­t, als es bei „Einfach Damos“ans Abholen der „Kuchenüber­raschung“geht. Er packt Rhabarber-Käsekuchen, Erdbeertor­te und Zitronensa­hne ein und freut sich: „Genau die richtigen Sorten bei dem schönen Wetter, oder?“

6,70 Euro hätte der Kuchen normalerwe­ise gekostet. Jetzt verdient er noch 3,38 Euro daran. Dies ist sein erster ResQ-Verkauf und er hofft, dass das System in Düsseldorf viele Kunden findet. „Ich bin sehr für Nachhaltig­keit!“Lecker ist der Testkuchen. Und das nicht nur, aber auch, weil die Testerin ihn mit sehr gutem Gewissen verputzen kann.

„Diese Mahlzeiten wären noch vor ein paar Minuten zum Normalprei­s

verkauft worden.“

 ?? FOTO : ANDREAS ENDERMANN ?? Damo Papotto reicht im Café „Einfach Damos“an der Derendorfe­r Straße das Kuchenpake­t über die Theke.
FOTO : ANDREAS ENDERMANN Damo Papotto reicht im Café „Einfach Damos“an der Derendorfe­r Straße das Kuchenpake­t über die Theke.

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