Platzverweis wird zum Knackpunkt
MSV Duisburg: Stanislav Iljutcenko schießt den MSV in Führung, doch dann verliert der MSV gegen zehn Jahn-Spieler seine Linie. Am Ende steht ein Remis, das die komfortable Tabellensituation aber nicht wackeln lässt.
FUSSBALL Ein Blick zurück auf den 15. Oktober letzten Jahres. Ein schöner Tag im Herbst. Die Fußballer des MSV Duisburg spielten beim SSV Jahn Regensburg um DrittligaPunkte. Schiedsrichter war Dr. Robert Kampka aus Mainz, hauptberuflich Truppenarzt bei der Bundeswehr. Der MSV gewann das Spiel 2:1, und Kampka war sehr beschäftigt. Er verteilte sieben gelbe Karten, darunter eine an MSV-Spieler Fabian Schnellhardt, der zum Zeitpunkt der Verwarnung bereits auf der Bank saß.
Am Samstag trafen sich beide Mannschaften an der Wedau wieder, das Spiel endete 1:1(1:0) und Kampka hatte wieder alle Hände voll zu tun. Erneut gab es sieben „Gelbe“, hinzu kam ein Platzverweis gegen den Regensburger Marcel Hofrath, an dem sich nach dem Spiel die Geister schieden. JahnTrainer Heiko Herrlich sprach von einer „überzogenen Entscheidung“, MSV-Sportdirektor Ivica Grlic erwartet eine lange Sperre für Hofrath. „Er ist mit offener Sohle gegen Andreas Wiegel vorgegangen“, so der 41-Jährige.
Wie schon im Hinspiel zückte Kampka den gelben Karton gegen einen Spieler, der nicht auf dem Platz war. Enis Hajri ließ sich beim Warmlaufen beim Regensburger Torjubel vor der MSV-Fankurve provozieren. Überflüssig aus Sicht von Trainer Ilia Gruev, der den Spieler zur Kasse bitten wird. Kassenwart Kevin Wolze darf sich freuen.
Und noch eine Parallele zum Hinspiel: Herrlich hatte schon im Oktober den Aufstieg des MSV prognostiziert. Am Samstag feierte er das Remis wie einen Sieg und sagte: „Wir haben gegen den sicheren Aufsteiger in die 2. Liga einen Punkt geholt.“
Angesichts der weiterhin komfortablen Tabellensituation der Meidericher dürfte sich Herrlich nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt haben. „Wir nehmen diesen Punkt mit“, sagte Gruev nach der Partie. Noch acht Spiele trennen den MSV vom großen Ziel. Der Zähler am Samstag war indes ein kleinerer Schritt, als die Zebras es sich im Vorfeld erhofft hatten.
Dabei ließ es sich am Samstag zunächst gut an. Der MSV machte von Beginn an Druck, erspielte sich früh Großchancen durch Andreas Wiegel und Stanislav Iljutcenko. Folgerichtig gingen die Hausherren in der 35. Minute in Führung. Tim Albutat bediente Iljutcenko mit einem Zuckerpass aus dem Mittelfeld, der MSVStürmer vollendete zum 1:0 und betrieb mit seinem vierten Rückrundentor Eigenwerbung in Sachen Vertragsverlängerung.
Sechs Minuten später schien die Sache aus Duisburger Sicht gelaufen. Der Regensburger Hofrath flog vom Platz, der MSV sollte rund 50 Minuten in Überzahl spielen. Doch einmal mehr bestätigte sich, dass ein Spiel mit elf gegen zehn Mann nicht zwangsläufig einfacher ist. Gruev bezeichnete den Platzverweis später als „Knackpunkt“. Die Gäste dokumentierten bereits wenige Sekunden vor dem Halbzeitpfiff mit einem Lattentreffer, dass sie sich keineswegs der personellen Überlegenheit des Gegners beugen würden. Der Spitzenreiter brachte bis zum Schluss nur noch wenig zu- stande. Der MSV verbuchte nur noch eine Torchance – ein Distanzschuss von Martin Dausch – und Regensburg sah sich nach dem Elfmetertor durch Andreas Geipl (57.) dem Siegtreffer näher als der MSV. „Wir haben es nicht geschafft, die Überzahl in Dominanz umzuwandeln“, klagte Ivica Grlic.
Beim Elfmeter stand Schiedsrichter Kampka im Fokus. Tugrul Erat hatte Jahn-Stürmer Marco Grüttner zu Fall gebracht. Der Pfiff des Bundeswehr-Arztes war schon umstritten, doch er hätte bereits vorher in seine Pfeife pusten müssen. Grüttner stand beim Regensburger Zu- spiel in den Duisburger Strafraum im Abseits.
Ein Gesetz der Serie ist nun außer Kraft getreten. Zuvor siegte der MSV in der Liga immer, wenn Stanislav Iljutcenko traf. Eine andere Serie hat weiter Bestand: Ohne Fabian Schnellhardt kann der MSV kein Punktspiel gewinnen.
Nicht nur deshalb wird der am Samstag gesperrte Schnellhardt am Mittwoch im Auswärtsspiel in Rostock in die Startelf zurückkehren. Dies wird wohl auch für Dan-Patrick Poggenberg gelten. Gruev entschied sich auf der linken Verteidiger-Position für Kevin Wolze, der allerdings einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte. Aufgrund der U-23-Regel stand Poggenberg gar nicht im Kader, da mit Schnellhardt und Thomas Blomeyer zwei Youngster nicht zur Verfügung standen.
Davon profitierte U-19-Mann Lukas Daschner. Er gehörte erstmals dem Profikader an. Im Januar durfte er bereits im Trainingslager in Portugal Profi-Luft schnuppern. Nun folgte der nächste Schritt. So durfte sich nicht nur Heiko Herrlich am Samstag als Sieger fühlen.