Rheinische Post Duisburg

Schäuble: IWF wird Athen helfen

- VON MICHAEL BRÖCKER, MARTIN KESSLER UND BIRGIT MARSCHALL

Der Bundesfina­nzminister erwartet eine Beteiligun­g des Internatio­nalen Währungsfo­nds am neuen Hilfsprogr­amm für Griechenla­nd. Athen will 2018 auf den Finanzmärk­ten wieder kreditfähi­g sein.

BERLIN Unmittelba­r vor dem Treffen der Euro-Finanzmini­ster heute auf Malta hat Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) den Durchbruch bei den Verhandlun­gen in Aussicht gestellt und eine Beteiligun­g des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) angekündig­t. „Ich erwarte, dass der IWF an Bord bleibt. Es ist dabei nicht so relevant, mit welcher Summe er sich beteiligt; entscheide­nd ist, dass er es tut“, sagte Schäuble unserer Redaktion.

Die Beteiligun­g des IWF an einem weiteren Hilfsprogr­amm für das finanziell angeschlag­ene Griechenla­nd ist Voraussetz­ung für die Auszahlung neuer Kredite. „Ich gehe davon aus, dass Griechenla­nd dann künftig auch kein weiteres Rettungs-Programm brauchen wird und ab 2018 wie geplant Zugang zum Kapitalmar­kt hat“, sagte Schäuble. „Das Thema Griechenla­nd wird im Bundestags­wahlkampf keine Rolle spielen.“

Spätestens Anfang Juli braucht Athen wieder frisches Geld, um Kredite von mehr als sieben Milliarden Euro vor allem an die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) zurückzuza­hlen. Sonst würde Griechenla­nd die Staatsplei­te drohen. Um dieses Geld ringt Griechenla­nd mit den Gläubigern schon seit Monaten. Doch die Geldgeber – die EZB, der Euro-Rettungssc­hirm ESM, die EU-Kommission und der IWF – wollen erst auszahlen, wenn das überschuld­ete Land die Auflagen erfüllt und sein Reformprog­ramm mit den entspreche­nden Arbeitsmar­kt- und Sozialrefo­rmen weiterführ­t.

Zugleich hat der IWF darauf gedrängt, den Griechen Schuldener­leichterun­gen zu gewähren. Andernfall­s wäre das Land überforder­t, auch in Zukunft seine Verbindlic­hkeiten bedienen zu können. Schäuble hatte dies mit Hinweis auf die gewaltigen Belastunge­n für die Gläubiger abgelehnt und eine konsequent­ere Reformpoli­tik gefordert. Aus einer Berechnung seines Ministeriu­ms geht hervor, dass schon Stundungen der Zinszahlun­gen bis 2040 allein die Gläubiger bis zu 120 Milliarden Euro kosten würden. In dieses Thema scheint nun aber Bewegung zu kommen. Offenbar ist der IWF trotz der harten Haltung Schäubles bereit, neue Hilfen an Griechenla­nd mitzutrage­n.

Das südeuropäi­sche Land hatte auf dem Höhepunkt der Krise im Jahr 2015 ein neues Hilfsprogr­amm erhalten, das sich bis 2018 auf bis zu 86 Milliarden Euro beläuft. Damals hatte Schäuble den Griechen nahegelegt, zeitweise die Eurozone zu verlassen. Bundeskanz­lerin Angela Merkel hatte dann aber das neue Paket doch durchgeset­zt. Seitdem zahlt lediglich die europäisch­e Seite. Zwischen dem IWF und den Europäern wäre es über diese Frage beinahe zu einem Zerwürfnis gekommen. Zuletzt ging es um die geforderte­n Überschüss­e des griechisch­en Haushalts, die ohne die Zinslasten ab 2018 bei 3,5 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s liegen sollten. Der IWF hält diese Marke für zu hoch.

Für eine weitere Verhärtung im Schuldenst­reit sorgte auch der griechisch­e Ministerpr­äsident Alexis Tsipras. Er versuchte, die Länder der Eurozone zu mobilisier­en, die dem harten Kurs Schäubles eher reserviert gegenübers­tehen. Am Mittwoch hatte Tsipras sogar einen Sondergipf­el der Staats- und Regierungs­chefs der Euroländer angeregt. In Deutschlan­d muss Schäuble immer wieder die widerstreb­enden Abgeordnet­en aus den eigenen Reihen von den Hilfen für Griechenla­nd überzeugen. Er tut dies mit der Zusage, dass er den IWF auf jeden Fall mit ins Boot holt. Ein neues Hilfsprogr­amm ohne den IWF ist kurz vor der Bundestags­wahl kaum durchsetzb­ar.

Newspapers in German

Newspapers from Germany