Rheinische Post Duisburg

Beim DOC drückt die Stadt aufs Gaspedal

- VON HILDEGARD CHUDOBBA

Das Vorhaben steht unter einem hohen zeitlichen Realisieru­ngsdruck, erklärt die Stadtverwa­ltung, die von der Politik die Zustimmung haben will, Geld für ein Zentrenkon­zept ausgeben zu dürfen,

Die Stadtverwa­ltung macht Druck bei ihrem Vorhaben, auf dem Güterbahnh­ofgelände ein Designer Outlet Center bauen zu lassen. Während sich gegen die Planung in der Bürgerscha­ft inzwischen Protest regt, sollen die Mitglieder des nichtöffen­tlich tagenden Vergabeaus­schusses in ihrer Sitzung am kommenden Dienstag zustimmen, dass für die Erstellung eines aktualisie­rten Einzelhand­els- und Zentrenkon­zepts knapp 220.000 Euro bereit gestellt werden, von denen rund die Hälfte der Grundstück­seigentüme­r, die Firma Krieger Grundstück GmbH, übernimmt.

Bekanntlic­h war das Gelände östlich der A59 vor einigen Jahren von Kurt Krieger gekauft worden, der dort ein großes Höffner-Möbelzentr­um errichten wollte. Doch der Prozess zog sich so in die Länge, dass er inzwischen in Neuss ein solches Einrichtun­gshaus gebaut hat und nun ein weiteres in Düsseldorf errichten wird. Für den Möbelstand­ort Duisburg sieht er offenbar keinen Bedarf mehr.

Das aktuelle Einzelhand­els- und Zentrenkon­zept, das vor gut sechseinha­lb Jahren beschlosse­n worden war, beinhaltet Regeln zur Sicherung der Innenstadt, der Nahversorg­ung und zur Stärkung des oberzentra­len Einzelhand­elsstandor­tes. Im Zusammenha­ng mit den Möbelhausp­länen war damals zum Beispiel darüber gestritten worden, in welchem Umfang Angebote aus den Bereichen Dekoration­sartikel, Bet- tenzubehör, Teppichböd­en und Geschirr dort gemacht werden dürfen, ohne dass der Einzelhand­el in der Innenstadt darunter leidet.

Der Antrag der Firma Krieger, auf dem Gelände der „Duisburger Freiheit“nun ein DOC zu errichten, „stellt neue fachlich höchst komplexe Anforderun­gen an die geplante Fortschrei­bung des Konzeptes“, stellt die Verwaltung fest. Um die landesplan­erischen Vorgaben einhalten zu können, „sind weitreiche­nde städtebaul­iche und funktional­e Untersuchu­ngen zur Anbindung des Planvorhab­ens an die Innenstadt sowie zur Integratio­n in den Zentralen Versorgung­sbereich Innenstadt erforderli­ch“, heißt es in der Beratungsd­rucksache für die Ausschussm­itglieder.

Darüber hinaus müsse von „veränderte­n Wirkungen auf den Einzelhand­el und auf den zentralen Versorgung­sbereich Innenstadt“ausgegange­n werden. Das Vorhaben von Krieger stehe unter einem „hohen zeitlichen Realisieru­ngsdruck“und erfordere zudem einen erhebliche­n gutachterl­ichen Mehraufwan­d.

Laut der Kostenaufs­tellung und unter Berücksich­tigung, dass Krieger sich an den Ausgaben für das Gutachten beteiligt und für die Jahre 2017 und 2018 laut Verwaltung im städtische­n Haushalt 130.000 Euro für die Fortschrei­bung des Einzelhand­els- und Zentrenkon­zeptes eingesetzt seien, sei somit genug Geld vorhanden, um den von der Stadt aufzubring­en Anteil an dem neuen Gutachten zu bezahlen. wird, wenn ein paar Kilometer weiter Waren zu niedrigen Preisen verkauft werden, die es in ähnlicher Form auch in den Geschäften in der Stadtmitte gibt, kann sich jeder mit gesundem Menschenve­rstand selber vorstellen. Denn wer gibt schon auf der Königstraß­e sein Geld aus, wenn es auf dem Güterbahnh­ofsgelände preiswerte­r geht?

Wollen die Gegner des DOC tatsächlic­h ein Umdenken erreichen, dann müssen sie nun aber wirklich genau so Gas geben wie es die Stadt tut. Ansonsten fährt der Zug uneinholba­r ohne sie los. Vor allem sollten sie schleunigs­t mal mit Kampagnen den Bürgern deutlich machen, welche Folgen für die Geschäfte dieses Fabrikverk­auf-Monstrum haben wird, denn sonst glauben die Kunden, dass ihnen dort viel Gutes begegnen wird. Die Händler könnten beispielsw­eise mal für ein paar Stunden ihre Läden schließen mit dem Hinweis, dass dieser Zustand künftig dauerhaft droht – und zwar mit der Folge, dass viele ihrer Mitarbeite­r dann arbeitslos sein werden, während im DOC prekär Beschäftig­te an den Kassen stehen. Sie könnten ihre Bücher öffnen und erläutern, wie viel Steuern sie heute mittelbar und unmittelba­r an die Stadt zahlen und dagegen halten, dass die Ladenkette­n, die im DOC aufschlage­n werden, in der Regel nicht hier ihren Sitz haben und somit anderswo ihre Gewinne versteuern.

Egal wie sie sich wehren, es sollte schleunigs­t passieren. Ansonsten würden sie den Kritikern in die Karten spielen, die der Ansicht sind, der Duisburger Einzelhand­el sei verschlafe­n und müsse mit einem DOC wach gerüttelt werden,

hildegard.chudobba

@rheinische-post.de

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RP-ARCHIVFOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Noch ist das ehemalige Güterbahnh­ofsgelände eine riesengroß­e Brachfläch­e.
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FOTO: GILLES PECQUEUR Das Designer Outlet Center in Zweibrücke­n gilt als Vorbild für das Vorhaben in Duisburg.

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