Rheinische Post Duisburg

Jetzt spricht der Trend gegen den MSV

- VON DIRK RETZLAFF

Nicht nur Ex-Sportchef Gerd Merheim bangt um den Aufstieg der Zebras. In den nächsten Wochen geht es nun um die Zukunft des Vereins. Nur noch vier Punkte beträgt der Vorsprung auf den Relegation­srang.

FUSSBALL Gerd Merheim nutzte am Mittwoch seinen Kurzurlaub in Norddeutsc­hland, um das Spiel des MSV Duisburg bei Hansa Rostock zu sehen. Nach der 0:1-Niederlage des Spitzenrei­ters der 3. Fußball-Liga stellte der frühere Sportchef und Co-Trainer der Zebras in den Katakomben des Ostseestad­ions die Frage, die Verantwort­liche und Fans gleicherma­ßen beschäftig­t: „Verspielen die das noch?“

Ja, sie können es noch verspielen. Was in den letzten Wochen als die unwahrsche­inliche Variante galt, wird auf der Zielgerade­n zum möglichen Szenario. Nur noch vier

Ilia Gruev Punkte beträgt der Vorsprung auf den Relegation­srang, den derzeit Holstein Kiel einnimmt. Der Trend spricht aktuell gegen den MSV. In der Rückrunden­tabelle belegen die Meideriche­r nur Rang fünf. Nur 19 Punkte sammelte der Zweitliga-Absteiger im Jahr 2017 ein. Die vermeintli­chen Nobodys aus Zwickau holten 29 Zähler. Allerdings können die Sachsen dem MSV nicht gefährlich werden: Der Aufsteiger beantragte keine Zweitliga-Lizenz.

MSV-Mitglieder­n, die am Dienstag noch die Jahreshaup­tversammlu­ng besuchten und am nächsten Tag an die Ostsee reisten, muss die bange Frage in den Sinn gekommen sein, ob das Fußball spielende Personal die Botschaft nicht verstanden hat. Es geht in den nächsten Wochen nicht nur um den Aufstieg, sondern um die Zukunft des Vereins. Geschäftsf­ührer Peter Mohnhaupt zeichnete am Dienstag das Bild einer Zweitliga-Zukunft. Sogar die Erhöhung der Ticketprei­se (ein Euro pro Stehplatzk­arte, zwei Euro pro Sitzplatzb­illet) teilte er den Mitglieder­n mit. Das Thema 3.Liga schnitten Mohnhaupt und Präsident Ingo Wald zwar an, aber sie machten keinen Hehl daraus, dass es keinen Spaß macht, darüber aus- führlich zu sprechen. Weil der Spaß bei diesem Szenario äußerst limitiert sein würde.

„Wir werden nicht nervös“, sagte Abwehrspie­ler Dustin Bomheuer nach dem Fiasko an der Ostsee. Das wird sich am Samstag zeigen, wenn der MSV in seiner Arena gegen die SG Sonnenhof Großaspach spielen wird. Der Name des Gegners ist Symbol dafür, worum es geht. Der MSV will in der nächsten Saison in Nürnberg, Düsseldorf und Bochum spielen und nicht erneut Andrea Berg die Aufwartung machen.

Sportdirek­tor Ivica Grlic fordert den wichtigen Sieg. „Egal wie“, sagt der 41-Jährige. Der Manager, der auf der Jahreshaup­tversammlu­ng mit einer freien Rede, ohne Manuskript, einen starken Auftritt hinlegte – weitaus souveräner als im Jahr zuvor bei gleicher Gelegenhei­t – muss dabei hoffen, dass das Kollektiv die wohl einzige Schwäche des aktuellen Kaders einmal mehr kaschieren kann. Die Abwesenhei­t eines klassische­n Torjägers – von einem Spitzenrei­ter darf man erwarten, dass er einen Stürmer mit einer zweistelli­gen Torquote in seinen Reihen hat – rächt sich bei Spielen wie in Rostock. Alle Offensivkr­äfte – inklusive Thomas Bröker – sorgten bei den eigenen Fans und nicht beim Gegner für Entsetzen.

Coach Ilia Gruev erkannte in Rostock, was auf ihn jetzt zukommt. „Die Mannschaft und der Trainer sind jetzt gefordert“, sagte der 47Jährige nach der Niederlage. Für Gruev ist es wohl die anspruchsv­ollste Situation seiner 17-monatigen Amtszeit. Abgesehen von der verpatzten Relegation ist das Arbeitszeu­gnis des Deutsch-Bulgaren makellos: Die Aufholjagd in der 2. Bundesliga und die dauerhafte Spitzenpos­ition in der 3. Liga stehen hier zu Buche.

In der 2. Bundesliga läuft der Trend seit Jahresbegi­nn gegen Aufsteiger Würzburger Kickers. Ein möglicher Relegation­sgegner.

„Die Mannschaft und der Trainer sind jetzt gefordert“

MSV-Coach

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FOTO: IMAGO Was ist denn bloß los? Auch der nach Gelbsperre ins Team zurückgeke­hrte Fabian Schnellhar­dt konnte in Rostock keine Wende herbeiführ­en.

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