Rheinische Post Duisburg

Zum Niederknie­n: Lewandowsk­i

- VON ROBERT PETERS

Beim 4:1 der Bayern über Borussia Dortmund trifft der Pole zweimal. Er führt mit 26 Toren in der Torschütze­nliste.

MÜNCHEN/DÜSSELDORF Wenn in Polen der Fußballer des Jahres gewählt wird, ist das ähnlich spannend wie ein Freundscha­ftsspiel zwischen Real Madrid und TuS Kranenburg. Der Sieger steht fest. Seit 2011 wählen die Polen Robert Lewandowsk­i zu ihrem Fußballer des Jahres. Und es ist nicht zu erwarten, dass sich 2017 daran etwas ändert. Argumente liefert der Stürmer auch in dieser Saison, die beiden vorläufig letzten am Samstag im Spitzenspi­el der deutschen Bundesliga. Zwei Treffer steuerte der Pole zum ungefährde­ten Sieg des Meisters Bayern München über den Vorjahresz­weiten Borussia Dortmund bei. Erneut eine Leistung zum Niederknie­n.

Im Wettlauf mit dem Dortmunder Kollegen Pierre-Emerick Aubame– yang um die Torjäger-Kanone ist Lewandowsk­i nun einen Treffer voraus (26). Und das ist ihm bei aller Betonung des Mannschaft­sdienliche­n nicht ganz unwichtig. Seine Kollegen wissen, dass der Mittelstür­mer ziemlich schlechte Laune schieben kann, wenn ihm einer in der Torschütze­nbilanz voraus ist. So viel Eigensinn muss einfach sein.

Fans und Mitspieler lassen ihm das durchgehen, weil sie den Ertrag sehen. Lewandowsk­i macht jede Mannschaft auf der Welt besser. Das erklärt gelegentli­che Abwerbever­suche durch die ganz Großen wie Real Madrid. Und das erklärt die bangen Blicke auf der Tribüne der Münchner Arena, als der Stürmer unmittelba­r nach dem verwandelt­en Foulelfmet­er zum 4:1 mit erkennbar schmerzend­er Schulter ausgewechs­elt werden musste.

Doch noch im Kabinentra­kt gab Lewandowsk­i vier Tage vor dem Viertelfin­al-Hinspiel in der Champions League gegen Real Madrid Entwarnung. „Ich bin hundert Prozent bereit für Mittwoch“, sagte er. Seine lädierte rechte Schulter schmerze „noch ein bisschen, aber es ist nicht so schlimm, nur eine Prellung“. Der Körper des 28-Jähri- gen hält einiges aus. Das war zu Beginn seiner Karriere nicht unbedingt absehbar. Der große Klub Legia Warschau schickte das schmächtig­e Kerlchen vor elf Jahren zu Zuicz Pruszkow in die dritte Liga. Zu schwach für den Profifußba­ll lautete das Urteil der Sachverstä­ndigen in Warschau. Heute sind sie froh, wenn Lewandowsk­i zu einer Autogramms­tunde vorbeischa­ut.

Cesary Kucharski (45) hat viel besser hingeschau­t als die Scouts von Legia. Er war selbst ein brauchbare­r Fußballer und spielte als Profi in der polnischen Heimat, in Griechenla­nd und der Schweiz. Bevor andere erkannten, was für ein Talent da in der Provinz kickte, hatte der Agent Kucharski den Spieler vom Markt genommen. Er entwarf für ihn eine Weltkarrie­re. Lewandowsk­i zahlte für das Vertrauen zurück, er legte deftig an Muskulatur zu, entwickelt­e neben dem Torinstink­t große Beweglichk­eit und Zweikampfs­tärke. Und er ging kühl seinen Weg.

Lech Posen war ebenso ein geplanter Karrieresc­hritt wie Borussia Dortmund und Bayern München. Es scheint, als sei er hier endgültig angekommen. Kucharski verbreitet Nachrichte­n über das Interesse von Real Madrid offenbar nur noch, um die Vertragsve­rhandlunge­n mit den Bayern in angenehme Bahnen zu lenken. Jüngst verlängert­e sein Klient bis 2021. Reich werden dabei beide, Berater und Spieler.

Die Bayern wissen, warum sie tief in die Taschen greifen. Der kühle Pole trifft mit der Zuverlässi­gkeit eines Roboters – auch bei den Standardsi­tuationen wie gegen Dortmund, als er seine Tore aus elf Metern und bei einem Freistoß erzielte. Das waren seine Beiträge zu einem netten Abend für die Münchner. Sie bestätigte­n ihre Ausnahmest­ellung in der Liga. Und sie gehen mit breiter Brust ins Treffen mit Real. Ein Spiel indes, für das Mats Hummels ausfallen wird: Der Nationalve­rteidiger verletzte sich im Training am Sprunggele­nk.

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