Rheinische Post Duisburg

Hamilton schlägt zurück

- VON KRISTOF STÜHM

Der Mercedes-Pilot siegt in Schanghai vor Melbourne-Gewinner Vettel. Die Kampf um die Formel-1-Krone verspricht Spannung

SCHANGHAI (sid) Sebastian Vettel grinste verschmitz­t und zeigte mit beiden Händen das Victory-Zeichen. Der Ferrari-Star musste sich beim spektakulä­ren Grand Prix von China zwar Lewis Hamilton geschlagen geben, fühlte sich aber hinterher doch wie ein Sieger. Denn der Heppenheim­er hat nach seiner starken Vorstellun­g und dem zweiten Platz in Schanghai die Gewissheit: Er kann in dieser Saison wirklich um den WM-Titel kämpfen. „Das hat richtig Spaß gemacht, jetzt freue ich mich auf die kommenden Wochen. Wir sind sehr gut unterwegs“, sagte Vettel, der in China nach einer turbulente­n Startphase erst weit zurückgefa­llen war, sich dann aber mit seiner „Gina“wieder nach vorne kämpfen konnte.

„Wir sind die Schnellste­n, die Schnellste­n. Nächstes Mal gewinnen wir“, funkte der 29-Jährige zwischenze­itlich euphorisch an die Box. Doch nach seinem AuftaktSie­g in Australien, musste Vettel sich am Ende im zweiten Rennen Hamilton geschlagen geben. Der von Startplatz eins losgefahre­ne Engländer ließ sich im Mercedes zu keinem Fehler verleiten und sicherte sich mit seinem dritten Grand Slam – Sieg, schnellste Rennrunde, Startplatz eins und jede Runde geführt – seinen fünften Triumph in China.

Dennoch spürt der dreimalige Champion den Atem von Vettel. „Ich denke, es wird der engste WMFight, den ich je erlebt habe“, sagte Hamilton, nachdem er nach Punkten mit seinem Rivalen gleichgezo­gen hatte. Zur Erinnerung: 2007 verpasste Hamilton den Titel nur um einen Punkt, 2008 gewann er ihn in der letzten Runde. „Ich bin heiß auf einen echten Kampf. Ferrari hat einen tollen Job gemacht – und wir auch“, sagte Hamilton. Und: Vettel sei „phänomenal schnell“, er erwarte eine „ultimative Schlacht“.

Direkt nach dem Rennen umarmten sich Vettel und Hamilton und klopften sich respektvol­l auf die Schultern. Neben dem Duo zeigte auch Max Verstappen eine GalaVorste­llung. Der Red-Bull-Teenie fuhr von Startplatz 16 auf Rang drei. „Ich glaube, ich habe in meiner ersten Runde neun Autos überholt, es hat sich ein bisschen wie ein Videospiel angefühlt“, sagte der Niederländ­er.

Ganz vorne heißt es jedoch: Vettel gegen Hamilton, Ferrari gegen Mercedes. Die Formel 1 kann sich offenbar auf einen echten Kampf der Giganten einstellen. „Genau dafür lebe ich“, sagte Hamilton, der auf einer zunächst nassen Strecke auch vom Strategiep­oker profitiert­e. Vettel wechselte unmittelba­r nach dem Start unter dem virtuellen Safety Car auf Trockenrei­fen, der Brite konnte kurze Zeit später aber nachziehen – als das echte Safety Car nach einem Unfall von Sauber-Pilot Antonio Giovinazzi (Italien) zum Einsatz kam. Vettel fiel im Chaos bis auf den sechsten Rang zurück.

„Das war Pech“, sagte der Vierfach-Champion, der dadurch eine Menge Zeit verlor. Vettel kämpfte sich dann erst an seinem Teamkolleg­en Kimi Räikkönen (Finnland) vorbei und kurze Zeit später in einem harten und spektakulä­ren Duell auch an Daniel Ricciardo im zweiten Red Bull. Auf Verstappen machte er dann so viel Druck, dass sich der 19-Jährige verbremste. Dann begann Vettels Jagd, doch Hamilton gab sich keine Blöße. „Ich habe ihn gejagt, aber er konnte stets antworten“, sagte Vettel.

Nico Hülkenberg aus Emmerich – von Platz sieben gestartet – wurde wegen unerlaubte­n Überholens während der beiden Safety-CarPhasen mit einer 15-SekundenSt­rafe belegt und wurde in seinem Renault nur Zwölfter.

Bei Mercedes war die Erleichter­ung fast spürbar. „An schwierige­n Tagen willst du niemand anderen als Lewis im Auto haben. Bei solchen Bedingunge­n gibt es keinen Besseren“, sagte Motorsport­chef Toto Wolff, sah aber Vettel „mit dem gleichen Speed unterwegs. Wir können uns auf ein enges Duell freuen in diesem Jahr. Ich denke, das wird ein Ping-Pong zwischen Ferrari und uns werden.“

 ?? FOTO: AP ?? Auf Augenhöhe: Der zweitplatz­ierte Sebastian Vettel (rechts) tippt Schanghai-Sieger Lewis Hamilton anerkennen­d auf die Schulter.
FOTO: AP Auf Augenhöhe: Der zweitplatz­ierte Sebastian Vettel (rechts) tippt Schanghai-Sieger Lewis Hamilton anerkennen­d auf die Schulter.

Newspapers in German

Newspapers from Germany