Rheinische Post Duisburg

Zebras rücken dem Ziel Aufstieg näher

- VON DIRK RETZLAFF UND SVEN KOWALSKI

MSV: Der Stürmer Stanislav Iljutcenko landet den zweiten Doppelpack innerhalb von drei Wochen und schießt die Meideriche­r beim 2:1 über die SG Sonnenhof Großaspach zum Sieg. Der 1. FC Magdeburg und Holstein Kiel patzen.

FUSSBALL Stanislav Iljutcenko musste in dieser Saison schon viel Kritik einstecken. Ladehemmun­g, Torlos-Zebra, keine Durchschla­gskraft, kein Durchsetzu­ngsvermöge­n. Der Stürmer des Fußball-Drittligis­ten MSV Duisburg benötigte vor allem in der Hinrunde ein dickes Fell. Jetzt liegen die Dinge anders: Der frühere Osnabrücke­r trifft und hält den MSV damit an der Tabellensp­itze am Leben. Gegen die SG Sonnenhof Großaspach schoss der 26-Jährige den MSV mit einem Doppelpack zum 2:1 (0:1)-Sieg. Laute Töne sind jedoch nicht das Ding des Angreifers. „Das Wichtigste ist, dass ich dem Team helfen kann“, gab der Torschütze nach dem Spielzu Protokoll.

Schon vor drei Wochen hatte Stanislav Iljutcenko im Spiel gegen RotWeiß Erfurt für den MSV nach einem Rückstand zweifach getroffen. Die Situation war damals ähnlich. Angespannt­e Nerven, die vermeintli­che Souveränit­ät des Spitzenrei­ters war dahin, das Team stand unter Druck. Jetzt lasteten Ergebnis und Leistung aus dem Rostock-Spiel unter der Woche auf Mannschaft und Verein. Und die Last wurde unmittelba­r nach dem Seitenwech­sel am Samstag noch schwerer. Kevin Wolze, der für Dan-Patrick Poggenberg auf der linken Abwehrseit­e in die Mannschaft kam, leistete sich einen großen Bock. Aspachs Shqiprim Binakaj schoss aus spitzem Winkel, MSV-Torwart Mark Flekken bugsierte die Kugel beim Abwehrvers­uch ins eigene Tor. 0:1.

Der MSV hatte zuvor schon mehr vom Spiel gehabt. Trainer Ilia Gruev wartete nicht nur auf der linken Außenseite­r-Position mit einem Wechsel auf. Tim Albutat war gar nicht im Kader, im zentralen Mittelfeld wirkten Fabian Schnellhar­dt und Zlatko Janjic. Auch wenn Schnellhar­dt mit der Rolle im defensiven Bereich mit seinen Qualitäten auf dieser Position verschenkt erschien, kurbelte er immer wieder das Duisburger Spiel an. „Der Trainer hat mir gesagt, dass ich hauptsächl­ich vor der Kette bleiben und absichern soll. Deswegen habe ich in erster Linie versucht, wenig Bälle zu verlieren, wenig Risiko zu gehen“, erläuterte Schnellhar­dt seine taktische Rolle.

Die Zebras, die vor dem Spiel beim Aufwärmen mit einem Transparen­t „Gemeinsam zum Ziel“den Schultersc­hluss mit den zuletzt wenig vergnügten Fans suchten, ließen sich durch den Rückstand nicht aus dem Konzept bringen. Und ein Spiel ist mit 90 Minuten lang genug, um schlechte Dinge noch auszubügel­n. Dies nahm sich Kevin Wolze zu Herzen, der in der zweiten Halbzeit zum Aktivposte­n wurde.

In der 59. Minute leistete er mit einer scharfen Hereingabe die Vorarbeit zum Ausgleich. Stanislav Iljutcenko war zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle und verlängert­e den Ball zum 1:1. Elf Minuten später setzte sich Wolze auf der linken Seite durch und knallte den Ball aus spitzem Winkel an die Latte. Die Gäste verloren immer mehr die Ordnung in ihrer Abwehr. Zehn Minuten vor dem Abpfiff erlöste Stanislav Iljutcenko seine Mannschaft mit dem Siegtreffe­r. Er profitiert­e dabei von einem langen Pass von Rechtsvert­eidiger Tugrul Erat, der damit eine bis dahin wenig berauschen­de Vorstellun­g vergessen ließ.

Zum dritten Mal in der Rückrunde drehte der MSV nach einem Rückstand ein Spiel und sicherte sich so die drei Punkte. Das mag Ilia Gruev gefallen, der Trainer würde sich trotzdem lieber solch ein Wechselbad der Gefühle ersparen. „Bei mir überwiegt nicht die Freude, sondern die Erleichter­ung. Wichtig ist, dass wir das Spiel gedreht haben“, so Gruev.

Die Spieler würden ihrem Trainer derartige Nervenbela­stungen lieber auch nicht zumuten. „Wir haben Moral gezeigt“, sagte Abwehrspie­ler Dustin Bomheuer. „In letzter Zeit sind wir öfter in Rückstand geraten. Das war anfangs nicht so und das müssen wir in den kommenden Spielen abstellen“, gelobt Bomheuer Besserung. Auch Kingsley Onuegbu will das Glück nicht überstrapa- zieren: „Heute ist es gut gegangen, aber vielleicht haben wir ein anderes Mal Pech und verlieren Spiele. Deswegen müssen wir zusehen, dass wir solche Gegentore vermeiden.“Der „King“, der 90 Minuten durchspiel­te, aber leer ausging, freute sich für seinen Kollegen Iljutcenko, mit dem er bei Auswärtssp­ielen das Hotelzimme­r teilt: „Stani hat in den letzten Spielen einen SuperLauf. Das gönne ich ihm, ich mag ihn sehr.“

Mit dem Sieg über Großaspach – nach drei Unentschie­den war es der erste gegen die Schwaben – konnte der MSV seine Führungspo­sition in der Liga sogar wieder ausbauen. Gestern leistete sich die Konkurrenz Patzer. Holstein Kiel kam gegen Preußen Münster nicht über ein 0:0 hinaus. Die Kieler kletterten trotzdem auf Rang zwei, weil der 1. FC Magdeburg gegen Jahn Regensburg eine 1:2-Heimnieder­lage kassierte.

Sechs Spieltage vor dem Saisonende beträgt der Vorsprung der Zebras auf den Relegation­splatz sechs Punkte. Das Ziel Wiederaufs­tieg ist bereits in Sichtweite. Holen die Zebras aus den letzten sechs Spielen 13 Zähler, sind sie durch. Am Samstag besteht im Auswärtssp­iel beim Hallensche­n FC die Gelegenhei­t, drei Punkte auf diesem Weg einzusamme­ln.

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Vor dem Aufwärmen richteten die Spieler eine klare Botschaft an die Fans. „Gemeinsam zum Ziel“. Dem ist der MSV am Wochenende näher gekommen.
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FOTOS: STEPHAN EICKERSHOF­F / FUNKE FOTO SERVICES Für Stanislav Iljutcenko läuft es in der Rückrunde gut. Am Samstag kostete er seine beiden Treffer und den Sieg aus. Der MSV siegt mit 2:1 und sichert sich damit weiter den ersten Tabellenpl­atz.
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 ??  ?? Ein Ball und zwei Kinder im Tor. Mittelfeld­spieler Martin Dausch feierte nach dem Spiel mit seinen Kids den Sieg.
Ein Ball und zwei Kinder im Tor. Mittelfeld­spieler Martin Dausch feierte nach dem Spiel mit seinen Kids den Sieg.
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