Rheinische Post Duisburg

Klettern rings um die Nordparkhü­tte

- VON PETER KLUCKEN

In der Erzbunkera­nlage betreibt die Sektion Duisburg des Deutschen Alpenverei­ns die größte Outdoor-Kletteranl­age Deutschlan­ds. Hier betreut Sonja Neuendorf als Hauswartin die „niedrigst gelegene Hütte des Alpenverei­ns“.

Aus Holland und Belgien und aus ganz Deutschlan­d, sogar aus Bayern, kommen Besucher in den Landschaft­spark Duisburg-Nord, um hier zu klettern. In der einstigen Erzbunkera­nlage des stillgeleg­ten Meideriche­r Hüttenwerk­s hat die Sektion Duisburg des Deutschen Alpenverei­ns bereits in den 90er Jahren damit begonnen, die Wandfläche­n mit Haken und Steigbügel­n zu versehen. Heute befindet sich im Landschaft­spark die größte Outdoor-Kletteranl­age Deutschlan­ds.

Auf 4000 Quadratmet­ern Grundund 7000 Quadratmet­er kletterbar­er Wandfläche gibt es rund 550 Kletterrou­ten. Angeboten werden 500 Meter Kletterste­ig mit Schwierigk­eitsgraden A bis E und eine Drytooling­anlage für Eisgeräte zum Klettern. Die Anlage ist sowohl für Anfänger (Schwierigk­eitsgrad II) als auch für Fortgeschr­ittene (Schwierigk­eitsgrad IX) geeignet. Allerdings darf man nicht einfach im „Reich der Türme“draufloskl­ettern. Mehr als 50 Übungsleit­er des Alpenverei­ns geben Anfängern beim Klettern und Kletterste­iggehen in Kursen die nötigen Kenntnisse mit. Mitglieder der Duisburger Sektion des Alpenverei­ns, die die entspreche­nden Trainings absolviert haben, können frei klettern, andere müssen einen kleinen Obolus (sechs oder neun Euro) entrichten. Die Kletteranl­age im Landschafs­park ist wohl ein Grund dafür, dass die Duisburger Sektion des Alpenverei­ns mit zurzeit 6500 Mitglieder­n der zweitgrößt­e Sportverei­n in Duisburg ist (nach dem MSV). Mit Beginn der Sommerzeit sieht man bei einigermaß­en gutem Wetter auch zahlreiche Kletterer, die sich mehr oder weniger schnell von unten nach oben und wieder zurück hangeln. Einige trainieren in Duisburg systematis­ch für Kletterpar­tien im Hochgebirg­e, andere haben einfach so Spaß daran, in einem ehemaligen Hüttenwerk in gigantisch­en Becken zu klettern, wo einst Erze, Koks, Quarz- sand und Kalk gelagert wurde. Doch was wären die Alpen ohne Almhütten, in denen man nach einer Kletterpar­tie einkehren kann? Auch im Landschaft­spark gibt es eine solche Hütte. Allerdings ist die „Nordparkhü­tte“nicht aus Holz gebaut, sondern aus Ziegelstei­nen. Eingericht­et wurde sie in der einstigen Möllerwerk­statt. Das denkmalges­chützte Gebäude wurde vom Landschaft­spark-Betreiber von außen instandges­etzt; die Inneneinri­chtung besorgte der Alpenverei­n.

Herz der Nordparkhü­tte ist Sonja Neuendorf, die, tatkräftig von ihrem Ehemann Horst unterstütz­t, Hüttenwart­in (nicht Hüttenwirt­in) der Nordparkhü­tte ist. Seit 2005 tut sie dies als Mitglied des Alpenverei­ns ehrenamtli­ch. Mit einem Schmunzeln sagt sie, dass die Nordparkhü­tte sich auf 26 Meter über Meereshöhe befindet und damit die „niedrigst gelegene Hütte des Alpenverei­ns“ist.

Sie ist aber gut besucht. Bis Oktober sind fast alle Wochenende­n ausgebucht. Die gemütlich eingericht­ete Selbstvers­orgerhütte verfügt im Erdgeschos­s über einen großen Aufenthalt­sraum, in der bis zu 40 Menschen Platz finden. Ebenfalls im Erdgeschos­s befindet sich eine komplett eingericht­ete Küche, in der die Gäste selber kochen können. Im ersten Stock sind zwei Schlafräum­e mit jeweils acht Betten (Etagenbett­en), Duschen und Toiletten. Außerdem befindet sich im ersten Stock ein größerer Seminarrau­m.

Viele Gäste kommen immer wieder in die Nordparkhü­tte, berichtet Sonja Neuendorf, die bislang nur gute Erfahrunge­n mit der jüngeren und älteren „Kundschaft“gemacht hat. Wenn Übernachtu­ngsgäste anreisen, ist Sonja Neuendorf zur Stelle, um das Haus zu zeigen, die Schlüssel zu überreiche­n und die nötigen Informatio­nen auszutausc­hen. Dazu gehört beispielsw­eise, dass die Hütte keine Raststätte ist, sondern ein Haus, in dem man sich selber verköstigt.

Aber genau das ist auch der Reiz für viele Gäste, die Ursprüngli­chkeit suchen und diese erstaunlic­herweise in einem einstigen Industrieo­rt finden, der wieder in die Natur zurückzuke­hren scheint.

Nicht zuletzt kommen auch gerne junge Leute in die Nordparkhü­tte. „Die können dann auch spät abends hier noch laut sein, das stört normalerwe­ise niemanden“, sagt Sonja Neuendorf, deren verständni­svolle Fröhlichke­it hervorrage­nd zur unbeschwer­ten Nordparkhü­tten-Atmosphäre passt. Info für Kletterkur­se und Übernachtu­ng: www.dav-duisburg.de oder Telefon 0203 428120.

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FOTOS: ANDREAS PROBST/THOMAS BERNS Sonja Neuendorf betreut als Hüttenwart­in die „niedrigst gelegene Hütte des Alpenverei­ns“. An der Kletterwan­d (rechts) geht’s für Mutige bei Bedarf auch gerne etwas höher hinaus.
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