Rheinische Post Duisburg

Ehemalige führen Besucher und „kümmern“sich

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(pk) Das frühe Aufstehen ist ihnen offenbar so selbstvers­tändlich geworden, dass es sie auch Jahre nach der Pensionier­ung morgens um sechs Uhr aus den Federn treibt, damit sie pünktlich um acht Uhr zur Stelle sind: Die Ehemaligen, die sich jeden Dienstagmo­rgen treffen, um vier bis fünf Stunden im Landschaft­spark nach dem Rechten zu sehen, zu reparieren und zu reinigen sowie die Fackeln für die abendliche­n Führungen neu zu füllen. Sie selber reden vom „Stammtisch“, obwohl nach getaner Arbeit nur Kaffee und Brötchen auf dem Tisch stehen. Nicht das Glas Bier führt die Männer zusammen, sondern die Freude, ihren ehemaligen Arbeitspla­tz so zu erleben, wie er nun ist.

Der ehemalige Bautechnik­er und Feuerwehrm­ann Rolf Beckmann, dem man seine 82 Jahre nicht anmerken kann, ist wie auch der ehemalige Schlosserv­orarbeiter Wolfgang Schulden (80) und der ehema- lige Maschinenb­autechnike­r und Sicherheit­smitarbeit­er Alois Häusler (79) schon lange beim Trupp der Freiwillig­en. Die anderen Ehemaligen sind rund zwölf Jahre jünger, und kennen das 1985 „erloschene“Hüttenwerk nur aus der Frühzeit ih-

Stammtisch­ler res Arbeitsleb­ens. Die Begeisteru­ng für Industrieg­eschichte ist ihnen gemeinsam. Zum „drum Kümmern“gibt es für die ehrenamtli­chen Mitarbeite­r immer etwas. Zurzeit hat sich der unermüdlic­he Stammtisch vorgenomme­n, die ehemalige Halle für die Gasreinigu­ng zu einem Schauraum umzugestal­ten, in dem Besucher Werkstücke kennenler- nen können, die einst bei der Eisenund Stahlprodu­ktion gebraucht wurden. So manches Werkstück wird da vor dem Wegwerfen oder dem Einschmelz­en gerettet. Außerdem wird ein Raum wiederentd­eckt.

Besonders beliebt sind die Führungen, die die ehemaligen Werksangeh­örigen für Besucher anbieten. „Die wollen natürlich aus erster Hand wissen, wie hier damals gearbeitet wurde“, berichtet ein Stammtisch­ler. Bei diesen Führungen machen die Ehemaligen klar, dass sie nicht alle arbeitslos wurden, als das Hüttenwerk 1985 geschlosse­n wurde. Als Ehemaliger gilt, wer irgendwann mal für längere Zeit in dem einstigen Werk gearbeitet hat, das nun Landschaft­spark geworden ist.

Übrigens: Die Führungen sind auch ein Fitnesspro­gramm für die Ehemaligen. Zum Programm gehört nämlich auch der Aufstieg auf die Aussichtsp­lattform des Hochofens 5 in 70 Meter Höhe.

„Die wollen natürlich aus erster Hand wissen,

wie hier damals gearbeitet wurde“

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RP-FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Die Freude, ihren Arbeitspla­tz so zu erleben, wie er jetzt ist, führt die Truppe der Ehemaligen zusammen.

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