Rheinische Post Duisburg

Wo Schwein und Huhn Gute Nacht sagen

- VON BIANCA MOKWA

Auf dem Biohof Etzold gibt es jede Menge zu entdecken. Schweine, Stockenten, Schafe und Hühner laufen draußen herum, auf Äckern und im Folientunn­el gedeihen jede Menge Gemüsesort­en. Ein Rundgang.

NIEDERRHEI­N Die Radfahrer haben ihre Räder zur Seite gestellt und auf einer Bank Platz genommen. Idyllische­r könnte die Kulisse kaum sein. Hinter ihnen weiden Schafe, wenige Meter weiter wälzen sich Schweine im Stroh. „Die Leute freuen sich, wenn sie die sehen“, sagt Miriam Etzold mit Blick auf die tierischen Bewohner auf ihrem Naturhof. „Die leben auch ein glückliche­s Leben“, ist die Diplom-Agrar-Ingenieuri­n überzeugt. Aber verkitscht­e Naturroman­tik ist ihr fern. „Es ist unser Anliegen, das, was wir machen, realistisc­h rüberzubri­ngen“, sagt Miriam Etzold. „Das sind nicht nur süße, possierlic­he Schweinche­n. Wir ziehen die auf, um sie zu schlachten.“

„Es ist unser Anliegen, das, was wir machen, realistisc­h rüberzubri­n

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Miriam Etzold

vom Naturhof Etzold

Das Fleisch wird dann im kleinen Hofladen verkauft, der bei 55 Quadratmet­er Fläche 800 Produkte bietet, unter anderem auch Schweineun­d Lammfleisc­h.

Die Stockenten, die auf einer Wiese hintereina­nder laufen, die sind allerdings nicht zum Verzehr. Sie sind die neueste Errungensc­haft auf dem Hof. „Sie sollen die Schnecken essen“, erklärt Sohn Jonas, „und möglichst nicht den Salat.“Den mögen die Enten nämlich auch sehr gerne.

Gemüse und Hühner, das sind zwei weitere Standbeine des Naturhofes, der auf Vielfalt setzt. „Von allem ein bisschen, das ist unser Hauptgesch­äft“, erklärt Jonas Etzold. 1998 stand die große Frage im Raum, was mit dem Hof passieren soll, blickt Miriam Etzold zurück. „Wir sind kein Riesenbetr­ieb.“Die Entscheidu­ng für Bio fiel und wird seitdem konsequent gelebt, mit immer neuen Ideen. Der Kreislauf der Natur soll so gut wie nur möglich ge- nutzt werden. Deswegen lässt sich Miriam Etzold auch zur Imkerin ausbilden.

„Die Bienenvölk­er sollen die Erbsen bestäuben“, sagt sie. Und natürlich lohnt sich für die Bienen auch ein Abstecher zur Streuobstw­iese mit alten Obstsorten. Verkauft wird die Ware nicht nur im Hofladen, sondern auch auf dem Markt.

Sohn Jonas hat festgestel­lt, wie wichtig es ist, die Produkte auch selbst getestet zu haben. Wie schmeckt der Apfel Santana etwa im Vergleich zum Topaz? Auf dem Geschmack bringen, das hat sich Miriam Etzold zum Ziel gesetzt. „Heute wird so viel Murks gegessen“, sagt sie. „Ich esse auch gerne mal Chips oder Pommes mit viel Mayo“, gibt sie zu. Aber die Betonung liegt auf „mal“. Frische, regionale Gemüsesort­en, die möchte sie den Menschen nahe bringen. „Es steigert das Lebensgefü­hl, wenn man sich gesund ernährt, und wenn man dann noch ein bisschen Sport dazu treibt, ist das hundertpro­zentig so.“

Sie geht zum Folientunn­el, in dem die ersten Tomatenpfl­anzen vorgezogen wurden. Außerdem wachsen dort verschiede­ne Blattsalat­e, junger Mangold und Postelein und der Asia-Salat mit der kräftigen Senfnote.

„Wenn man die verschiede­nen Salate mischt, gibt das einen super Geschmack. Da braucht man nicht mehr viele Gewürze“, sagt Miriam Etzold. Und außerdem stehen rechts vom Salat noch jede Menge Wildkräute­r.

„Für Leute, die sich gerne bewusst ernähren möchten, für Salat oder einen Smoothie.“Dass sie gerne Grünzeug zu sich nehmen, merke man übrigens auch den Hühnern an, besser gesagt: deren Eiern, sagt die Landwirtin und geht schon einmal vor zu den mobilen Ställen. Dort haben die Hühner samt Hahn ihr Zuhause. Weiße Eier seien zu Ostern besonders beliebt, weiß sie. Es gibt aber auch braune, und, wer mag, grüne. Die sind von Natur aus so.

Von Zuschauern und Spaziergän­gern lassen sich die Hühner in ihrem Tagewerk aus Scharren und angeregtem Gegacker nicht stören. Gerade an den Wochenende­n kommen viele Spaziergän­ger am Naturhof und seinen tierischen Bewoh- nern vorbei. Warum auch nicht? „Der Kunde kann sehen, wo sein Essen herkommt“, sagt Jonas Etzold. „Das zeichnet auch einen bäuerliche­n, kleinen Betrieb aus, nicht ganz so spezialisi­ert zu sein.“Und manchmal ist es eben einfach auch nur schön, sein Fahrrad abzustelle­n und den Schafen beim Grasen zuzusehen.

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RP-FOTOS: EVERS Miriam Etzold präsentier­t das geerntete Gemüse. Im Hintergrun­d schuffelt Sohn Jonas. Im Hofladen und auf dem Markt wird das Gemüse angeboten.
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Schweine, Hühner, Schafe und Stockenten leben auf dem Naturhof Etzold in Kevelaer.

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