Rheinische Post Duisburg

Hygiene-Offensive in Kliniken kommt mühsam voran

- VON EVA QUADBECK

Die Zahl der Infektione­n mit multiresis­tenten Keimen ist deutlich zurückgega­ngen.

BERLIN Rund eine halbe Million Patienten infizieren sich jährlich in einem Krankenhau­s. Etwa 15.000 Menschen sterben an den Folgen der Infektion. Diese Schätzzahl­en, die von Wissenscha­ftlern wie Bundesregi­erung genannt werden, sind seit etwa zehn Jahren stabil. Dabei wurden neue Gesetze und Förderprog­ramme aufgelegt, um Keime in den Kliniken zu bekämpfen.

Aus einer Antwort der Bundesregi­erung auf Anfrage der Linksfrakt­i- on geht hervor, dass sich die Ausstattun­g der Kliniken mit qualifizie­rtem Hygienefac­hpersonal zwar verbessert hat, die Ziele aber wegen „begrenzter Ausbildung­skapazität­en und teilweise langen Ausbildung­szeiten“nicht erreicht wurden. Für die Kliniken gab es im Zuge der Krankenhau­sform 2016 daher noch einmal eine Verlängeru­ng bis 2019. Zugleich wurden die Ziele verändert. Nun gilt nicht mehr, dass die Hygiene-Fachkräfte nach der Bettenzahl bemessen sein müssen, vielmehr sollen sie nach Risikoein- schätzung eingestell­t werden. Ob diese Neuerung dazu führt, dass es unter dem Strich weniger Fachkräfte geben wird, beantworte­te die Bundesregi­erung nicht.

„Patientinn­en und Patienten können sich nicht darauf verlassen, dass ausreichen­d Hygieneper­sonal in ihrem Krankenhau­s arbeitet“, kritisiert­e Linken-Gesundheit­spolitiker Harald Weinberg. Bei akuten Fällen gleiche das einem Glücksspie­l, erklärte er.

Die Medizineri­n und Leiterin des Instituts für Hygiene- und Umwelt- medizin an der Charité in Berlin, Petra Gastmeier, sieht durchaus Fortschrit­te. Die Ausstattun­g der Kliniken mit Hygiene-Fachkräfte­n habe sich eindeutig verbessert. Signifikan­t sei auch die Zunahme bei der Händehygie­ne. „Der Trend ist, dass Infektione­n zurückgehe­n. Es gibt einen Effekt in die richtige Richtung.“Dass die Infektions­raten in absoluten Zahlen nicht zurückgehe­n, erklärt sie mit gestiegene­n Fallzahlen und älteren Patienten, bei denen häufiger invasiv eingegriff­en werden müsse.

Die Deutsche Krankenhau­sgesellsch­aft sieht sich auf dem richtigen Weg: „Der Anstieg von Infektione­n im Krankenhau­s mit multiresis­tenten Keimen ist gestoppt. Das ist ein Erfolg der verbessert­en Krankenhau­shygiene“, sagte DKG-Geschäftsf­ührer Georg Baum. So war 2010 noch etwa jede fünfte Infektion in einer Klinik von einem multiresis­tenten Keim verursacht. 2015 waren es nur noch 11,2 Prozent. Baum versprach, dass der Personalau­fbau in den Kliniken noch weiter gehen werde.

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