Rheinische Post Duisburg

Exporte unter Anklage

- VON MARTIN KESSLER

Seit Jahrzehnte­n sind die deutschen Exportüber­schüsse für viele Handelspar­tner ein Ärgernis. Nur kurz nach der Einheit sorgten die Transfermi­lliarden in die neuen Länder für eine Umkehrung der Handelsstr­öme. Das wiedervere­inigte Deutschlan­d musste mehr importiere­n als ausführen, um die gewaltigen Investitio­nen im Osten zu stemmen.

Darin zeigt sich auch das gesamte Dilemma. Jetzt sind die Investitio­nsmöglichk­eiten in Deutschlan­d ausgereizt. Deshalb drängt das Kapital nach außen. Denn die Kehrseite der gewaltigen Exportüber­schüsse bei Gütern und Dienstleis­tungen sind die Defizite in der Kapitalbil­anz. Die Deutschen verbringen einen großen Teil ihrer Ersparniss­e ins Ausland.

Wenn ein solcher Trend auch noch durch die ultraleich­te Geldpoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k verstärkt wird, gibt es kein Halten mehr. Neue staatliche Schulden führen jedoch in die falsche Richtung. Die Deutschen müssen mehr investiere­n – in die Infrastruk­tur, neue Technologi­en und eine höhere Produktivi­tät. Dann könnten die Ersparniss­e im Land bleiben, und der Exportüber­schuss würde sinken. BERICHT

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