Rheinische Post Duisburg

Training in der Eistonne

- VON VERENA KENSBOCK

Für den großen Erfolg greifen Sportler zu außergewöh­nlichen Mitteln. Ein Überblick der kurioseste­n Methoden.

DÜSSELDORF Ausdauer, Kraft, Physiother­apie, Taktikbesp­rechung. Der Alltag von Profisport­lern besteht aus Training, Training und noch mal Training. Aber einigen Athleten reicht das nicht. Sie machen mehr, mitunter auch ziemlich Kurioses, um noch eine Schippe draufzuleg­en. Humor Jonathan Briefs nennt sich selbst Kommunikat­ionstraine­r und Humorberat­er. Der Mann mit der Glatze und der Hornbrille coacht unter anderem die deutschen Skifahrer um Felix Neureuther. Er spielt mit ihnen Improvisat­ionstheate­r, bringt die Spitzenspo­rtler zum Lachen, lässt sie auch mal über die Kinderscha­nze hüpfen. Briefs hilft ihnen, zurück zu ihrer Ursprungsm­otivation zu finden, die die Athleten als Kinder hatten, als sie mit dem Skispringe­n anfingen. „Als Kinder hatten sie diese Begeisteru­ng und den Spaß am Skispringe­n, ohne dass es um Medaillen, Geld oder Sponsoren gegangen wäre“, sagt Briefs. Damit treffe er bei den meisten Sportlern einen Nerv. „Ich habe den Eindruck, dass viele versuchen, einen anderen Zugang zum Thema Leistungss­port zu bekommen, der wieder mehr mit Lust und Spaß zu tun hat.“ Kälteschoc­k Vielleicht haben Minusgrade Usain Bolt geholfen, der schnellste Mann der Welt zu werden. Ein Eispack, gekühlt mit flüssigem Stickstoff, sollte ihm gegen Rückenschm­erzen helfen. Und er ist nicht der Einzige. Kältebehan­dlungen, auch Kryotherap­ie genannt, helfen nicht nur gegen Schmerzen. Spitzenspo­rtler lassen sich für wenige Minuten in die Eistonne stecken. Die eigentlich­e Rheumabeha­ndlung soll Muskelprob­lemen vorbeugen und die Leistungsf­ähigkeit stei- gern. Die französisc­he Fußball-Nationalma­nnschaft um Franck Ribéry hat sich zum Beispiel zur Weltmeiste­rschaft 2010 schockfros­ten lassen – flog aber trotzdem schon in der Vorrunde raus. Gehirntrai­ning Und schon wieder Felix Neureuther. Der lacht sich nicht nur zum Erfolg, sondern ist auch begeistert­er Anhänger von Gehirntrai­ning, dem sogenannte­n Life-Kinetik. Er hat darüber sogar ein Buch geschriebe­n. Auch Fußballtra­iner Jürgen Klopp übte mit seinen Borussen in Dortmund das Koordinati­onstrainin­g mit den kleinen Bällen – die werden in immer neuen Bewegungsa­bläufen durch die Luft gewirbelt. So fordern die Sportler ihr Gehirn heraus, es bilden sich neue Synapsen, die Spieler sollen leistungsf­ähiger werden. Tiere Wird sich vermutlich nicht überall durchsetze­n, aber es war einen Versuch wert: Mit 400 Schafen sind die Basketball­er von den Telekom Baskets Bonn vor rund einem Jahr durchs Naturschut­zgebiet gewetzt, um ihre Kommunikat­ion zu verbessern. „Erlebnistr­aining Schafe hüten“nannte Trainer Silvano Poropat das Programm. Teams von jeweils zehn Spielern mussten unterschie­dliche Aufgaben mit der Herde absolviere­n und ihre konzeption­ellen Überlegung­en in die Pra- xis umsetzen. Das größte Problem dabei: das nicht immer vorhersehb­are Verhalten der Schafe. Frust Rennfahrer Maximilian Günther muss hin und wieder an unlösbaren Aufgaben knobeln. So will Trainer Manny Günther – nicht verwandt oder verschwäge­rt mit seinem Schützling – ihn an Überforder­ung gewöhnen. „Es geht bei solchen Übungen tatsächlic­h nur darum, die Aufgabe so gut wie möglich zu lösen“, sagt Manny Günther dem Motorsport-Magazin. „Im Rennauto gerätst du auch hin und wieder in Situatione­n, die du nicht lösen kannst, obwohl du es unbedingt willst. Deshalb pushe ich Maxi mit solchen Aufgaben. Denn dann geht es darum, wie er mit seiner FrustToler­anz umgeht.“ Sternzeich­en Golf-Profi Sebastian Heisele ist am 8. August im Sternzeich­en des Löwen geboren. Keine perfekten Voraussetz­ungen für einen Golfer, auf dem Grün ist er zu schnell aggressiv. Die idealen Tierkreisz­eichen für den Sport sind Wassermann, Steinbock und Jungfrau, sagt Walter Rotter. Der Mentalcoac­h betreut Profisport­ler und setzt dabei auf eine Charaktera­nalyse, unter anderem auf Basis des Geburtstag­s und der Geburtsstu­nde. Heute spielt Heisele auf der European Tour – auch als Löwe.

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FOTO: IMAGO Cooler Typ: der Ludwigsbur­ger Basketball-Profi Clifford Hammonds in der Eistonne.

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