Rheinische Post Duisburg

Die Masche der Jurastuden­ten

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Jurastuden­ten sind alle ganz furchtbare Schnösel. Das ist wohl das häufigste Vorurteil, das Studenten meines Faches entgegenge­bracht wird. Die Bezeichnun­g als „Großkotze“folgt gleich dahinter auf Rang zwei der gängigsten Klischees. Tatsächlic­h aber ist es andersrum. Die wirklich Ehrgeizige­n sind keine Angeber, sondern vielmehr Künstler des Understate­ments. Sympathisc­her macht sie das allerdings nicht. Es sind Studenten, die von Beginn an verinnerli­cht haben, dass sie immer nur so gut sind wie die anderen schlecht. Sie pokern darauf, dass die schlechten Klausuren der Kommiliton­en ihrer eigenen Leistung erst zu Glanz verhilft. In der Prüfungsph­ase kommt in der Bibliothek von den üblichen Kandidaten zwar noch immer um 18 Uhr das vorwurfsvo­lle „Warum gehst du schon nach Hause?“. Doch die, die sich für ganz schlau halten, gehen genau anders vor. Da wird am Freitag groß erklärt, das Wochenende, das sei wirklich frei. Und dann am Montag stellt sich raus, dass sie die anderen um Kapitel überholt haben. Sie erzählen ständig, dass sie wirklich zu gar nichts kommen, raten gleichzeit­ig zu vielen Pausen für Sport und Co. Dabei hoffen sie im Stillen, dass unsereins dann auch guten Gewissens mal den Stift zur Seite legt. Und oftmals klappt das auch. Das alles ist ganz besonders albern und unkollegia­l, keine Frage. Einer der wichtigste­n Lerneffekt­e im Studium ist daher, sich von solchen Spielchen nicht verrückt machen zu lassen. Deshalb mach ich jetzt auch erstmal ein paar Tage frei. Und zwar

wirklich.

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FOTO: LAMMERTZ Eva Böning studiert in Freiburg.

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