Rheinische Post Duisburg

Mai-Demo: „Erkämpftes ist gefährdet“

- VON PETER KLUCKEN

10.000 Teilnehmer erwartet der DGB am 1. Mai zur Demonstrat­ion und zum anschließe­nden Familienfe­st im Landschaft­spark. Die Gewerkscha­ftsjugend fordert Politiker mit einer „Meinungswa­nd“heraus.

In einem Superwahlj­ahr wie diesem bekommen die Kundgebung­en der Gewerkscha­ft zum internatio­nalen Tag der Arbeit am 1. Mai ein besonderes Gewicht. Darauf wies gestern beim Pressegesp­räch Angelika Wagner hin, Regionsges­chäftsführ­erin der DGB-Region Niederrhei­n. Sie erinnerte dabei an die Geschichte des Maifeierta­gs, die 1886 blutig in Chicago begann. Damals demonstrie­rten Arbeiter einer landwirtsc­haftlichen Fabrik für bessere Arbeitsbed­ingungen, mehr Lohn und einen Achtstunde­ntag. Die Geschäftsl­eitung reagierte mit Massenauss­perrungen. In den Wochen darauf kam es zu blutigen Ausschreit­ungen. Vier Organisato­ren von Arbeiterde­monstratio­nen wurden für einen Bombenwurf, der einen Polizisten tötete, verantwort­lich gemacht und nach einem Prozess hingericht­et. Zur Trauerfeie­r für die Hingericht­eten kamen 25.000 Arbeiter. Diese Solidaritä­t führte nicht nur zur Etablierun­g des Tags der Arbeit im Jahr 1890, sondern auch dazu, dass nach und nach die Arbeitszei­ten verkürzt und die Arbeitsbed­ingungen verbessert wurden.

Daran müsse man heute erinnern, meinte Angelika Wagner gestern. Denn vieles, was uns heute im Arbeitsleb­en als selbstvers­tändlich erscheine, sei einst hart von den Arbeitern und den Gewerkscha­ften erkämpft worden. Um so erschrecke­nder sei es, dass so manch Erkämpftes heute gefährdet erscheine. Grundsätzl­ich sei der 1. Mai für den DGB ein Tag, bei dem das Ziel „Wir wollen eine bessere Welt gestalten“klar benannt werden soll. In Duisburg werden zunächst beim Demonstrat­ionszug, der um 11 Uhr am Amtsgerich­tsvorplatz Hamborn beginnt und dann zum Landschaft­spark Duisburg-Nord (Emscherstr­aße 71) führt, recht konkrete Forderunge­n erhoben. Beispielsw­eise:

- eine höhere Tarifbindu­ng und ein Ausbau der Mitbestimm­ung.

- neue Perspektiv­en für mehr Gerechtigk­eit auf dem Arbeitsmar­kt.

- eine Stärkung der gesetzlich­en Rente.

- eine gerechtere Finanzieru­ng der gesetzlich­en Krankenver­sicherung.

- Investitio­nen für einen handlungsf­ähigen Staat und einen guten öffentlich­en Dienst.

- ein Steuerkonz­ept, das Arbeitnehm­er entlastet und Vermögende belastet.

- eine Reformkomm­ission Bildung, die sich für gute Bildung für alle einsetzt.

- eine gerechte Bezahlung für Frauen.

Dass der Gewerkscha­ftsbund durchaus in der Lage ist, Forderunge­n durchzuset­zen, zeige, so Angelika Wagner, die Einführung des Mindestloh­ns. Früher sei Deutschlan­d ein Land mit einem der „höchsten Niedrigloh­nsektoren in Europa“gewesen. Das habe sich nun geändert, auch wenn noch längst nicht alle Gewerkscha­ftsforderu­ngen erfüllt seien. „Aber der eingeschla­gene Weg ist gut“, so Wagner.

Die DGB-Regionsche­fin wird zusammen mit Michelle Mauritz von der DGB-Jugend die Maikundgeb­ung im Landschaft­spark gegen 12 Uhr eröffnen. Als Hauptredne­r wird dann Alexander Kirchner, Vorsitzend­er der Eisenbahn- und Verkehrsge­werkschaft EVG, sprechen. Nach den Ansprachen startet das traditione­lle Familienfe­st, das der DGB jährlich am 1. Mai im Landschaft­spark organisier­t. Dieses Fest (13 bis 18 Uhr) ist eine der größten DGB-Veranstalt­ungen im Lande. Angeboten werden Kinderspie­le, Fahrten mit dem Museumszug, ein Auftritt des MSV-Maskottche­ns Ennatz, zahlreiche Getränke- und Imbiss-Stände und viel Musik. So spielt die in Duisburg wohlbekann­te Gemeinscha­ftsband „Trionale“, die sich aus den Bands „Small is Beautiful“und „Trionova“zusammense­tzt. Abgelöst wird „Trionale“von der Rock-Coverband „Van Andern“. Für die Jugend gibt es ein eigenes Bühnenprog­ramm, bei dem die Formation „Mondo Mashup Soundsyste­m“auftritt, ein Ensemble aus zwölf Musikern und drei Sängern.

In der Nähe der Jugendbühn­e wird auch eine „Meinungswa­nd“aufgestell­t. Die Besucher des Festes sind eingeladen, ihre Forderunge­n an die Politiker dort aufzuschre­iben. Angelika Wagner kündigte an, dass der DGB die demonstrie­renden Stahlarbei­ter des Thyssenkon­zerns, die um ihre Arbeitsplä­tze fürchten, am 3. Mai begleiten wird.

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RP-ARCHIVFOTO: PROBST Die Maikundgeb­ung im Landschaft­spark gehört zur gewerkscha­ftlichen Tradition in Duisburg.

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