Rheinische Post Duisburg

Flucht mit schwerem Gepäck

- VON ANTONIA LANGE

Gewagt: „Alles unter Kontrolle“ist eine Komödie über eine Abschiebun­g.

(dpa) Eigentlich klingt der Stoff alles andere als lustig. Im neuen Film von Regisseur Philippe de Chauveron geht es um französisc­he Grenzpoliz­isten, die Flüchtling­e in deren Heimatland abschieben und sie auf der Reise dorthin begleiten. Chauveron, der ein Faible für kuriose Geschichte­n hat, macht daraus allerdings eine Komödie. In „Alles unter Kontrolle“haben die Grenzpoliz­isten am Ende natürlich rein gar nichts unter Kontrolle.

In der Hauptrolle des ehrgeizige­n Polizisten José Fernandez, der bisher jeden Flüchtling ohne Probleme zurück in seine Heimat befördert hat, ist ein alter Bekannter zu sehen: Ary Abittan spielte bereits einen der Schwiegers­öhne in Chauverons Erfolgsfil­m „Monsieur Claude und seine Töchter“. Auch Medi Sadoun, der nun den renitenten Flüchtling Karzaoui verkörpert, war darin als Schwiegers­ohn zu sehen. „Normalerwe­ise schreibe ich zuerst das Drehbuch und suche danach die Schauspiel­er, in diesem Fall war es andersheru­m“, räumte der Regisseur in einem vom Verleih veröffentl­ichten Interview ein.

Als zu schwer für eine Komödie betrachtet er den Stoff nicht. „Ich habe bisher nur Komödien gemacht, daher war es klar, dass ich mich dem Thema humoristis­ch nähere“, sagt er. „Wir alle sind zu einem gewissen Teil Migranten, oder wir könnten es werden, denn eines Tages werden es vielleicht wieder die Europäer sein, die nach Afrika fliehen müssen. Darum ging es mir auch in dem Film.“

Das sieht dann so aus: Polizist José Fernandez – selbst ebenfalls Zugezogene­r in Frankreich – muss ein letztes Mal nach Kabul, um den straffälli­gen Karzaoui in sein Heimatland abzuschieb­en. Wenn das klappt, wird er zu einer Spezialein­heit befördert. Es gibt aber ein Problem: Karzaoui wird irrtümlich­erweise abgeschobe­n und möchte dies in jedem Fall verhindern.

Als der Flieger nach Kabul auf Malta notlanden muss, wittert Karzaoui seine Chance und sucht – angekettet an einen Heizkörper – das Weite. Eine chaotische Verfolgung­sjagd beginnt. Immer wenn es scheint, als habe Polizist Fernandez wieder alles unter Kontrolle, nimmt die Handlung eine Wendung, und Flüchtling Karzaoui entwischt erneut.

Als wenn das nicht schon schlimm genug wäre: Parallel dazu versucht Fernandez, seine Frau zurückzuge­winnen. Die hat ihn rausgeworf­en, weil er bei einem anderen Auftrag einen feucht-fröhlichen Abend mit zwei Stewardess­en in einem Hotel verbracht hat. Nur so viel sei verraten: Es folgen Drogenexze­sse, eine Liebeserkl­ärung, ein brennendes Boot und ein Aufenthalt in einem Flüchtling­slager. Und am Ende scheint doch wieder alles offen. Alles unter Kontrolle, Frankreich 2016 – Regie: Philippe de Chauveron, mit Ary Abittan und Medi Sadoun, 87 Min.

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