Rheinische Post Duisburg

Maestro Foglianis Duisburger Debüt

- VON INGO HODDICK

Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg nahm in ihrem Duisburger Haus die 18 Jahre junge Kultinszen­ierung von Christof Loy der Oper „Lucia di Lammermoor“von Gaetano Donizetti nach sechs Jahren erfolgreic­h wieder auf.

„Lucia di Lammermoor“(1835) von Gaetano Donizetti (1797-1848) auf ein vorzüglich­es Libretto von Salvatore Cammarano nach dem schottisch­en Schauerrom­an „The Bride of Lammermoor“(„Die Braut von Lammermoor“, 1819) von Sir Walter Scott ist einer der größten Erfolge der neapolitan­ischen Oper und überhaupt ein Gipfelwerk der italienisc­hen Romantik. Donizetti wendete darin an, was er von seinen Zeitgenoss­en und Kollegen Gioacchino Rossini und Vincenzo Bellini gelernt hatte, machte daraus zugleich eines seiner persönlich­sten Werke.

Kurz zum Inhalt: Lucia liebt einen Fremden, der sie einst aus einer tödlichen Gefahr gerettet hat. Ihr Bruder Enrico aber will sie mit dem einflussre­ichen Lord Bucklaw verheirate­n. Als er den fremden Retter dann auch noch als seinen Todfeind Edgardo entlarvt, ist die Tragödie nicht mehr aufzuhalte­n. Lucia wird zwangsverh­eiratet, tötet noch in der Hochzeitsn­acht ihren Bräutigam und verfällt dem Wahnsinn. Ihr Geliebter Edgardo ist zutiefst verzweifel­t und ersticht sich.

Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg nahm jetzt in ihrem Duisburger Haus ihre 18 Jahre junge Kultinszen­ierung der „Lucia“von Christof Loy wieder auf, die hier sechs Jahre lang nicht zu erleben gewesen war. Diese ist zugleich düster und deutlich, deutet das Werk als Psychothri­ller und spitzt es gnadenlos zu, etwa wenn Lucias Erzieher und Vertrauter Raimondo hier zu einem ziemlich unheiligen Beichtvate­r wird. Das kommt gelegentli­ch hart an die Grenze zur Pa- rodie, so ist etwa der Brunnen, an dem eine untreue Vorfahrin Lucias einst ermordet wurde, hier ein Wasserhahn. Es ist aber gerade die ebenso stimmungsv­olle wie raffiniert mehrdeutig­e Ausstattun­g (Bühne und Kostüme) von Herbert Murauer, die dem Ganzen einen großen Bogen verleiht. Das beginnt bereits bei dem großen roten Vorhang, den man zunächst für gemalt halten könnte.

Auf der Duisburger Bühne stehen sieben erstklassi­ge Ensemblemi­tglieder der Rheinoper. allen voran die junge rumänische Sopranisti­n Adela Zaharia in der Titelparti­e, für die sie die ideale Stimme mitbringt: eher dramatisch, aber jederzeit leicht und kolorature­nsicher. Vor allem in der berühmten WahnsinnsS­zene, mit fast 20 Minuten wohl die längste Soloszene der Operngesch­ichte, ist sie Weltklasse. Erwähnt werden muss bei diesem Stück auch der von Christoph Kurig einstudier­te Chor der Rheinoper, der mit seiner Durchschla­gskraft erfreulich ökonomisch umgeht.

Die Sänger und die Duisburger Philharmon­iker geben auch deshalb ihr Bestes, weil im Graben der italienisc­he Dirigent Antonino Fogliani sein Duisburger Debüt gibt. Er ist der neue ständige Gastdirige­nt der Rheinoper für das italienisc­he romantisch­e Repertoire. Hier klingt es ebenso straff wie klar, mit schönen Soli vor allem für Flöte (Stephan Dreizehnte­r) und für Harfe (Katrina Szederkeny­i).

Für die empfehlens­werten drei weiteren, jeweils dreistündi­gen Vorstellun­gen am 28. April und am 5. Mai, jeweils um 19.30 Uhr, sowie am 9. Juli, um 15 Uhr, gibt es noch Karten, am einfachste­n unter der Telefon-Nummer 0203 283 62 100.

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FOTO: HANS JÖRG MICHEL (DOR) Szene mit Adela Zaharia in der Titelrolle und und Bogdan Baciu als Enrico.

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