Rheinische Post Duisburg

Kriegsvoka­beln im Flüchtling­skurs

- VON PETER CLEMENT

Ein von der Arbeitsage­ntur vermittelt­er Deutschkur­s entsetzt Traumather­apeuten.

LEICHLINGE­N/BERGISCH GLADBACH „Die Geiselnehm­er ........ ihre Geisel ohne mit der Wimper zu zucken.“– „Die Flüchtling­e ...... vor der anrückende­n Armee.“– „Der Brandstift­er ....... das Haus .... und rief anschließe­nd die Feuerwehr.“

Das alles sind Übungssätz­e aus einem Deutschkur­s für Asylbewerb­er, den die Arbeitsage­ntur Bergisch Gladbach als „Maßnahme zur Aktivierun­g und berufliche­n Einglieder­ung“vermittelt hat. Zur Lösung der Aufgaben mussten die Teilnehmer die Präteritum­sformen der Verben „ermorden“, „flüchten“und „anzünden“in die Sätze einfügen.

Das Ganze fiel auf, als ein in der Stadt Leichlinge­n untergebra­chter Flüchtling seinem deutschen Nachhilfe-Lehrer eines der Arbeitsblä­tter nach Hause brachte. Der Ehrenamtle­r war fassungslo­s und beschwerte sich sofort bei den Behörden. Der Brandstift­er das Haus und anschließe­nd die Feuerwehr. Warum hast du mein Fahrrad gestohlen? – Weil du mir noch viel Geld Die Geiselnehm­er ihre Geisel, ohne mit der Wimper zu zucken. Der Gefangene die ihm gestellten Fragen nicht.

ihr euch mit euren Straftaten nicht selbst?

Zurecht, wie Trauma-Therapeuti­n Dima Zito vom Psycho-Sozialen Zentrum (PSZ) Düsseldorf bestätigt. Sätze, wie sie in dem Kursus offenbar verwendet worden seien, könnten Erinnerung­en an traumatisc­he Erlebnisse bei den Flüchtling­en hervorrufe­n, die zu neuen Problemen führten, sagt sie: „Das hat im Deutschkur­s nichts verloren.“

Eine Vertreteri­n der Arbeitsage­ntur versichert­e gestern, man werde der Beschwerde nachgehen und alles dafür tun, „dass so etwas in Zukunft nicht mehr vorkommt.“Der Kursus wird von einem in Hennef beheimatet­en Verein angeboten, der im Internet damit wirbt, „dass unsere Qualitätss­tandards stets den neuesten Erforderni­ssen entspreche­n“. Der Kursleiter selbst gab gestern an, er habe die Übungsblät­ter von der Internet-Plattform „meinDeutsc­hbuch.de“herunterge­laden. Deren Materialie­n verwende er öfter.

Neben den jetzt beanstande­ten finden sich dort noch weitere Übungssätz­e, wie: „Gewalt und Machtmissb­rauch (zwangen) das Volk zur Flucht“oder „Das Unfallopfe­r (wand) sich vor Schmerzen“. Ein Ansprechpa­rtner war allerdings nicht auszumache­n: Der Betreiber von „mein-Deutschbuc­h.de“ist vor drei Monaten gestorben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany