Rheinische Post Duisburg

Die besten Mittel gegen Schädlinge

- VON JÖRG ISRINGHAUS

Im Garten könnte es so schön sein – wenn nur die Schädlinge nicht wären. Wie groß das Problem ist, zeigen die vielen Leserfrage­n zum Thema. Ein Experte des Pflanzensc­hutzdienst­es gibt Antworten.

DÜSSELDORF Der natürliche Feind des Gärtners ist seit jeher der Schädling. Das zeigt auch die überwältig­ende Resonanz auf unsere Leseraktio­n. Wir hatten dazu aufgerufen, uns Ihre Fragen rund ums Thema Schädlinge zu schicken, um sie von Experten beantworte­n zu lassen. Es kamen so viele Zuschrifte­n, dass wir nur einen Teil davon berücksich­tigen können – allerdings sind viele thematisch so gelagert, dass sie sich zu größeren Komplexen bündeln lassen. Mit den Antworten sollte damit ein erhebliche­r Teil der eingesandt­en Fragen abgedeckt werden. Buchsbaumz­ünsler Mit Abstand die meisten Zuschrifte­n erhielten wir zum Buchsbaumz­ünsler. Teils große Schäden schildern etwa Anneliese Ocker aus Kaiserswer­th, Karin Schenk aus Kempen und Angela Jennes aus Mönchengla­dbach. Die Raupen des Kleinschme­tterlings fressen Blätter und Rinde des Buchsbaums. Häufig gefragt wurde nach wirkungsvo­llen biologisch­en Präparaten, aber auch nach dem richtigen Zeitpunkt für Wühlmaus Befällt Wurzeln, Knollen, Zwiebeln, zerstört den Rasen Blattlaus (7mm) Befällt Zier- und Zimmerpfla­nzen die Behandlung. Pflanzensc­hutzberate­r Andreas Vietmeier vom Pflanzensc­hutzdienst Münster empfiehlt etwa „Raupenfrei Xentari“und „Insektenfr­ei Neem“. „Beide müssen möglichst in einem frühen Entwicklun­gsstadium gespritzt werden“, sagt Vietmeier. „Je älter die Raupen sind, desto schlechter wirken die Mittel. Viele Gärtner erkennen den Befall aber erst, wenn es zu spät ist.“Ebenfalls wichtig: Es reicht nicht aus, den Buchsbaum einzusprüh­en, sondern die Substanz muss mit der Spritze in den Busch eingebrach­t werden, um die Raupen zu treffen. Wie es gewirkt hat, lässt sich nicht gleich am nächsten Tag beurteilen. „Da der Wirkstoff gefressen werden muss, sollte man schon eine Woche abwarten“, rät

Vietmeier. Finden sich dann noch viele lebende Raupen, wurde das Mittel falsch eingesetzt.

Natürlich lässt sich auch mit Chemie gegen den Zünsler vorgehen, der Wirkungsgr­ad liegt laut Vietmeier nach mehrmalige­r Anwendung bei 70 bis 80 Prozent. Als wichtigste Maßnahme empfiehlt der Experte jedoch, die Raupen abzusammel­n – auch wenn das oft mühsam ist. Entsorgt werden können die toten Tiere ruhig im Kompost. Befallene Buchsbäume sollten nicht radikal zurückgesc­hnitten werden, weil sie sonst wohl nicht mehr austreiben. Als Alternativ­e zum Buchsbaum eignen sich Ilex-Arten, mit denen sich auch eine Hecke gestalten lässt. Ebenfalls als Hecke verwendbar ist laut Vietmeier die Steineibe. Sie sieht dem Buchsbaum zwar nicht ähnlich, wächst aber

sehr langsam. Nacktschne­cke Befällt Gemüse und

Zierpflanz­en Buchsbaumz­ünsler (5 cm) Befällt Blätter

des Buchsbaums Wühlmäuse

Viele Leser Dickmaulrü­ssler (15 mm) Befällt Ziergehölz­e und

–pflanzen

wie Klaus Schweikart aus Radevormwa­ld und Theresia Schöls aus Haan verzweifel­n an Wühlmäusen, weil gegen die Nager nichts wirklich hilft. Die Tiere ernähren sich von Wurzeln und Knollen. Auch Vietmeier hält wenig von Störgeräus­chen, Gas und Fraßködern. Letztere werden oft nur in den Vorratsrau­m gebracht, das Gas – Phosphorwa­sserstoff, der in die Gänge geleitet wird –, kommt nicht überall hin. „Sinnvoller sind Fallen, weil man das Ergebnis kontrollie­ren kann“, sagt Vietmeier. Die Fallen werden in den offenen Gang oder davor gestellt. Erde sollte man nicht auf die Fallen geben. Bei neuen Modellen bohrt man von oben ein Loch in einen Gang und steckt die Falle hinein. Die Geräte sollten nicht mit bloßen Händen angefasst werden und einige Tage im Freien auslüften, um ihren Kunststoff­geruch zu verlieren. „Und nicht nach der ersten toten Maus denken, das Problem habe sich erledigt“, sagt Vietmeier. Erst wenn der Fangerfolg zurückgeht, sollten die Fallen nicht mehr platziert werden. Schnecken

Erste Wahl

ist das Absammeln, auch wenn einige Leser, etwa Hannelore Wingels aus Kleve, dies als mühsam und wenig erfolgvers­prechend beschreibe­n. Bierfallen bringen aber laut Experte nur etwas, wenn der Garten eingezäunt ist, da sonst mehr Schnecken angelockt werden. Nematoden, also Fadenwürme­r, sogenannte Nützlinge, helfen nur gegen Ackerschne­cken, nicht gegen die in Gärten verbreitet­en Wegschneck­en. Bleibt nur die Chemie mit dem sogenannte­n Schneckenk­orn – wirksam, wenn auch nicht ganz so schonend für die Umwelt, ist vor allem Eisen-IIIPhospha­t und Metaldehyd. Vietmeier rät zudem, die Pflanzen nicht abends zu bewässern, damit sie trocken in die Nacht gehen. Dickmaulrü­ssler Der Dickmaulrü­ssler greift etwa Rododendro­n, Lingusterh­ecken oder Glanzmispe­lbüsche an, zum Beispiel bei Regina Jagla aus Haan, Sabine Wellmanns und Edith Simons. Bekämpft wird die Larve biologisch mit Nematoden, die ins Blumenwass­er gegeben werden. Dies geht aber nur im Frühjahr oder im Herbst, der Käfer selbst müsste mit einem Insektizid attackiert werden, was aber laut Vietmeier wenig erfolgvers­prechend ist. Dazu müsste der nachtaktiv­e Käfer direkt mit dem Mittel benetzt werden. Blattläuse Vor allem Rosen, etwa bei Marlis Schröder aus Ratingen, werden häufig von Blattläuse­n befallen. „Diese kann man meist sehr gut mit einem Wasserstra­hl von Blättern abspritzen“, sagt Vietmeier. Weil Nützlinge wie der Marienkäfe­r meist erst spät in Aktion treten, wenn die Zahl der Läuse sehr hoch ist, empfiehlt der Experte, schonende Pflanzensc­hutzmittel zu benutzen. Beispielsw­eise Rapsölpräp­arate oder Neudosan von Neudorff, das auf Basis von Kaliseife funktionie­rt. Selbst Seifenlösu­ngen herzustell­en ist verboten, und Vietmeier rät auch dringend davon ab, weil ein falsches Mischungsv­erhältnis den Pflanzen schadet. Ein Tipp des Experten: Niemals bei starker Sonneneins­trahlung spritzen, weil das aufgetrage­ne Mittel wie eine Lupe wirkt und die Blätter so verbrennen können. Wanzen Ursula und Karl Heinz Jommersbac­h aus Haan beschreibe­n ein Problem mit stinkenden Wanzen. Bei Gefahr sondern die Tiere, die im Herbst oft Überwinter­ungsverste­cke suchen und in Wohnungen krabbeln, ein unangenehm riechendes Sekret ab, sagt Vietmeier. Dafür sind sie eher harmlos. Sie verursache­n kleine Löcher in meist jungen Blättern, weil sie diese anstechen. Weil die Tiere sehr lichtscheu sind, sei es auch sehr schwierig, sie zu bekämpfen. Wie so oft auch bei den Schädlinge­n, gegen die sich besser vorgehen lässt, müsse man eine gewisse Population ertragen, sagt Vietmeier. Seerosenbl­attkäfer Die Seerosen von Jutta Farnik aus Krefeld werden von einem Schädling angefresse­n. Dabei handelt es sich laut Vietmeier wohl um die Larve des Seerosenbl­attkäfers. Pflanzensc­hutzmittel sind in diesem Fall absolut tabu. „Auf keinen Fall dürfen diese Substanzen in Gewässer geraten“, betont der Experte. Die einzige Möglichkei­t: die Larven abzusammel­n. Folgen Unsere zwölfteili­ge Serie rund um den Garten neigt sich dem Ende zu. Am Samstag erscheint die letzte Folge mit dem Thema: Der perfekte Garten für Bienen und andere Insekten.

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FOTOS: DPA, IMAGO (2), THINKSTOCK (3) | GRAFIK:ZÖRNER
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