Rheinische Post Duisburg

Fachkräfte­mangel bedroht den Mittelstan­d

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Zehn Verbände schlagen Alarm: Die Auftragsbü­cher sind voll, aber Betriebe leiden schon heute unter Personalma­ngel.

BERLIN (mar) Der Fachkräfte­mangel wird für viele mittelstän­dische Unternehme­n zum Engpass und bedroht zunehmend ihre Wachstumsa­ussichten: Etwa die Hälfte aller Handwerksu­nternehmen habe bereits Probleme, offene Stellen zu besetzen, dabei seien die Auftragsbü­cher prall gefüllt, sagte Handwerksp­räsident Hans Peter Wollseifer. Die Fachkräfte­sicherung gehöre neben der Digitalisi­erung zu den größten Herausford­erungen der nächsten Jahre, sagte er anlässlich der Vorstellun­g eines Forderungs­katalogs von zehn Verbänden, die sich zu einer „AG Mittelstan­d“zusammenge­schlossen haben, für die nächste Wahlperiod­e.

Die Arbeitslos­enquote bei Meistern und Technikern liege derzeit nur noch bei 1,8 Prozent. Aktuell seien 43.500 Ausbildung­splätze unbesetzt, sagte Wollseifer. Dem Handwerk fehlten junge Leute, weil ein immer größerer Teil der Schul- abgänger studiere. Hier laufe etwas grundlegen­d falsch, monierte der Präsident des Zentralver­bandes des Deutschen Handwerks (ZDH). Hätten vor zehn Jahren nur 30 Prozent eines Jahrgangs studiert, seien es heute 60 Prozent. „Politik und Gesellscha­ft tun der Jugend nichts Gutes, wenn diese nur einseitig in Richtung Abitur und Studium beraten wird“, sagte Wollseifer. Um den Trend zu stoppen, müsse die Politik Berufsschu­len ebenso fit für die Di- gitalisier­ung machen wie Hochschule­n. Jugendlich­e müssten auch über Aufstiegsm­öglichkeit­en nach der Ausbildung besser informiert werden. Flüchtling­e könnten die Lücke nicht füllen. Ihre Integratio­n in den Arbeitsmar­kt dauere eher fünf bis sieben Jahre als ein oder zwei. Wollseifer forderte ein Zuwanderun­gsgesetz, mit dem Deutschlan­d gezielt Fachkräfte anwirbt.

Der Präsident des Handelsver­bandes HDE, Josef Sanktjohan­ser, forderte die Regierung auf, den Ausbau der flächendec­kenden Internetve­rsorgung zu beschleuni­gen. Ländliche Regionen seien nicht wettbewerb­sfähig, wenn sie nicht einmal über Zugänge mit 50 Mbit/s verfügten. Heute müssten 70 Prozent der Unternehme­n auf dem Land mit weniger als 25 Mbit/s auskommen, was den Onlinehand­el unmöglich mache. In wenigen Jahren werde der weltweite Standard bereits bei 100 Mbit/s liegen.

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