Rheinische Post Duisburg

Masern noch immer auf dem Vormarsch

- VON CAROLIN SKIBA

Die Zahl der Erkrankten in Duisburg bleibt weiterhin hoch. Bis zu 20 neue Fälle pro Woche zählt das Duisburger Gesundheit­samt, die Dunkelziff­er ist unbekannt. Ein Problem sind die unversiche­rten EU-Zuwanderer.

Die Masern-Situation in Duisburg bleibt angespannt. Der aktuelle Stand der gemeldeten Duisburger, die an Masern erkrankt sind, liegt bei 253 Menschen. Davon 70 Erwachsene, 136 Kinder und 70 Säuglinge, die besonders gefährdet sind. „Das ist schon eine sehr hohe Zahl“, sagt Dieter Weber, Leiter des Duisburger Gesundheit­samtes.

Im Januar hatte es den ersten Krankheits­fall gegeben. Momentan kämen jede Woche etwa 20 Neuer-

„Da es sich ja quasi um einen Uralt-Impfstoff handelt, wissen wir auch, wie er wirkt“

Dieter Weber

Leiter des Gesundheit­samtes

krankungen hinzu. „Ich befürchte allerdings eine hohe Dunkelziff­er“, sagt Weber. Denn das größte Risiko stellen Menschen mit ungeklärte­m Versicheru­ngsschutz dar, die nicht den Arzt aufsuchen. Das treffe auf einen Großteil der EU-Zuwanderer zu. Bei 17.000 Zuwanderer­n mit einem hohen Anteil an Kindern sei das eine bedenklich hohe Zahl. Vor allem, weil sich die Krankheit schnell verbreite. Das Problem sei, dass man an diese Personengr­uppe nur sehr schwer herankomme. „Es ist toll, dass die Medien oft über das Thema berichten und die Menschen daran erinnern, in ihren Impfauswei­s zu schauen“, sagt Weber, aber die am häufigsten betroffene Personengr­uppe sei eben kaum über die Medien zu erreichen. Von den gemeldeten Fällen seien nur ein Fünftel, also etwa 50 Personen keine Zuwanderer.

Mit allen Mitteln versuche die Stadt nun, diese Menschen zu erreichen und generell an alle zu appelliere­n, sich impfen zu lassen. Weber: „Wir haben in den letzten anderthalb Monaten intensive Impfangebo­te.“Glückliche­rweise gebe es mittlerwei­le zahlreiche engagierte Menschen im Kampf gegen die Masern. So hätten sich beispielsw­eise einige niedergela­ssene Kinderärzt­e dazu bereiterkl­ärt, Kinder ehrenamtli­ch zu impfen, den Stoff dafür bekommen sie von der Stadt gestellt. Auch die Malteser Migrantena­mbulanz sei unterwegs, impfe und betreibe jeden Donnerstag in ihrer Sprechstun­de an der Münzstraße 15-17 Aufklärung. Denn die Zuwanderer zeigten nach Webers Ein- schätzung zwar eine hohe Bereitscha­ft, sich und ihre Kinder impfen zu lassen, doch müssten sie natürlich vorher erreicht und dann aufgeklärt werden, was aufgrund der Sprachbarr­iere oft nicht einfach sei. Das Kindergesu­ndheitsmob­il, das jeden Freitag an der Henrietten­schule in Marxloh anzutreffe­n sei, verfolge das gleiche Ziel. Die Resonanz hier sei jedoch wechselhaf­t.

Die Impfungen seien sehr gut verträglic­h, doch oftmals fehle einfach das Bewusstsei­n dafür. Zu informiere­n sei eine akribische, aufreibend­e Arbeit. Auch Lehrer würden daher verstärkt mithelfen und Kinder im Zweifel ihre Impfauswei­se mitbringen und dann erst wieder zur Schule kommen lassen, wenn sie geimpft sind. Das habe dazu geführt, so Weber, dass es in Schulen bisher keine Ansteckung­en gegeben habe. Dennoch sei das Risiko hoch. Es genüge schon, sich mit einer Person in einem Raum aufzuhalte­n. Auch der Verein Bürger für Bürger unterstütz­e die Stadt, indem sie auf die Migranten zugehe. Weber: „Wir können nur an die Multiplika­toren appelliere­n, und die helfen auch alle mit.“Ziel sei es, die ernsten Fälle so ge-

 ?? RP-ARCHIVFOTO: FISCHER ?? Prof. Dr. Klaus Pistor (Mitte) ist einer der Ärzte, der sich um nicht versichert­e Kinder von Zuwanderer­n kümmert – und impft. Nur mit konsequent­er Impfung kann eine weitere Ausbreitun­g von Masern verhindert werden.
RP-ARCHIVFOTO: FISCHER Prof. Dr. Klaus Pistor (Mitte) ist einer der Ärzte, der sich um nicht versichert­e Kinder von Zuwanderer­n kümmert – und impft. Nur mit konsequent­er Impfung kann eine weitere Ausbreitun­g von Masern verhindert werden.

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