Rheinische Post Duisburg

Borussias Traum platzt am Elfmeterpu­nkt

- VON KARSTEN KELLERMANN

Gladbach verpasst das Endspiel im DFB-Pokal. Das Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt ist über 120 Minuten eine zähe Angelegenh­eit. Im Elfmetersc­hießen erzielt ausgerechn­et der Ex-Borusse Branimir Hrgota das entscheide­nde Tor.

MÖNCHENGLA­DBACH Eintracht Frankfurt steht im Endspiel um den DFB-Pokal. Die Hessen siegten im Elfmetersc­hießen bei Borussia Mönchengla­dbach. Ausgerechn­et der Ex-Borusse Branimir Hrgota verwandelt­e den entscheide­nden Strafstoß zum 8:7-Endstand. Zuvor hatte Torwart Lukas Hradecky die Schüsse der Gladbacher Andreas Christense­n und Djibril Sow abgewehrt. Nach 90 und 120 Minuten stand es 1:1, nachdem Jonas Hofmann die Frankfurte­r Führung durch Taleb Tawatha ausgeglich­en hatte. Borussia verpasste somit zum vierten Mal in Folge nach 2001, 2004 und 2012 das Endspiel, die Eintracht hat dagegen die Chance auf den ersten Pokalsieg seit 1988.

Frankfurts Trainer Niko Kovac hatte sein Team auf den Punkt eingestell­t. Die Eintracht hatte offenbar genau verfolgt, wie in den beiden Ligaspiele­n zuvor Hoffenheim und Dortmund die Gladbacher vor Probleme gestellt hatten und tat es ihnen gleich: Mit gewieften Ballerober­ungen und schnellem Umschaltsp­iel kam sie stark ins Spiel, schon in den ersten zwei Minuten hatte Hrgota zwei richtig gute EinschussG­elegenheit­en, verpasste aber knapp, kurz darauf verfehlte Ante Rebic das Tor.

Borussia war unsortiert, wirkte ängstlich, der Defensivve­rbund war lückenhaft und bekam keinen Zugriff auf die Eintracht-Offensive – so auch in der 15. Minute, als Tawatha den nächsten Konter zum 1:0 für die Hessen abschloss. Es war also schnell geklärt, dass die Eintracht der erwartet unangenehm­e Gegner und der Weg ins Finale steinig sein würde für die Gladbacher. War es die leichte Favoritenr­olle, die hemmte? Frankfurt hatte die richtige Betriebste­mperatur, die Gladbacher nicht. Es gab immer wieder Ballverlus­te und Abspielfeh­ler, die den Spielfluss hemmten.

Der erste Torschuss der Borussen fand in der 42. Minute statt, als Jonas Hofmann nach einem langen Abschlag von Yann Sommer durch war und den Ball über Hradecky hob – aber auch am Tor vorbei. Allein die Tatsache, dass die Eintracht vor dem Tor nicht konsequent genug arbeitete, gab Gladbach die Gelegenhei­t, trotz aller Defizite in der Nachspielz­eit der ersten Halbzeit auszugleic­hen: Ibo Traoré flankte, André Hahn verlängert­e per Kopf und nun arbeitete Hofmann genauer: Aus kurzer Distanz traf er mit seinem zweiten Pflichtspi­eltor für Gladbach zum 1:1.

Die Halbzeitan­sprache Dieter Heckings dauerte länger, Grund genug für Korrekture­n gab es. Deutlich nach den Gästen kehrten die Borussen zurück auf den Rasen. Was Borussia brauchte, war Mentalität, Kampfkraft und ein langer Atem. „Derbyhelde­n werdet zu Pokalhel- den“stand auf einem Banner der Fans, und dahinter ein Ausrufezei­chen – eine geplante große Choreograf­ie war ausgefalle­n, weil eine Putzkolonn­e versehentl­ich die vorbereite­te Riesenfahn­e entsorgt hatte. Es entwickelt­e sich ein PokalFight, der seine Spannung insbesonde­re aus der Situation bezog: Für beide stand ein Traum auf dem Spiel, und keiner wollte den entscheide­nden Fehler machen.

Den ersten Torschuss des zweiten Durchgangs gab es nach 74 Minuten. Gladbachs Kapitän Lars Stindl prüfte Hradecky, den der Versuch des torgefährl­ichsten Borussen dieser Saison aber nicht vor große Pro- bleme stellte. Mehr gab es nicht zu bestaunen, auch die Eintracht hatte nicht mehr den Mut der Anfangspha­se. So ging es nach einer weitgehend ereignislo­sen zweiten Halbzeit in die Verlängeru­ng – wie schon bei den Heim-Halbfinals der Gladbacher 1984, 1992, 1995 und 2012.

Mit Laszlo Bénes hatte Hecking noch in der regulären Spielzeit einen Kreativlin­g gebracht, nun kamen auch noch der schnelle Patrick Herrmann und Youngster Sow dazu. Borussia erarbeitet­e sich Vorteile, indes ohne wirklichen Ertrag. Also gab es Elfmetersc­hießen. Und hier wurden Christense­n und Sow die tragischen Helden.

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FOTO: DPA Untröstlic­h: Djibril Sow scheitert für Borussia im Elfmetersc­hießen. Weil danach Branimir Hrgota für die Eintracht trifft, steht Frankfurt im Finale.

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