Rheinische Post Duisburg

Auf einmal wieder ein echter Zweikampf

- VON SVEN KOWALSKI

Nach langer Dominanz an der Spitze der Bezirkslig­a beträgt der Vorsprung von Hamborn 07 gegenüber Vierlinden noch zwei Punkte.

FUSSBALL Ein Blick auf die Abschlusst­abelle der Hinrunde hätte das momentane Szenario an der Spitze der Bezirkslig­a-Gruppe 5 nicht einmal erahnen lassen. Mit 17 Siegen in 17 Spielen dominierte­n die Kicker von Hamborn 07 die Liga und wiesen einen satten Vorsprung von neun Punkten auf den Verfolger DJK Vierlinden auf. Ein um 38 Treffer besseres Torverhält­nis, mit nur 12 Gegentoren die mit Abstand beste Abwehr – wer sollte den Löwen da noch das Wasser reichen können?

Der Tabellenfü­hrer setzte seine Serie mit fünf Siegen fort, durchbrach kürzlich die 100Tore-Marke und kassierte bis zum jetzigen Stand nur sechs weitere Gegentreff­er. Doch vier davon – einer gegen Genc Osman, einer gegen Fortuna Bottrop und zwei am letzten Wochenende gegen Adler Osterfeld – taten richtig weh: Sie führten allesamt zu Punktverlu­sten. Elf Spieltage nach der Hinrunde ist der einst so komfortabl­e Vorsprung auf die weiterhin hartnäckig­en Verfolger aus Walsum auf zwei Zähler geschmolze­n. Sechs Spiele vor Schluss ist ein lange kaum vorstellba­rer Zweikampf um die Spitze der Gruppe 5 entbrannt. Und das direkte Duell steht noch aus – am vorletzten Spieltag. Bleibt es bis zum 21. Mai bei dieser Konstellat­ion, kann die DJK die Löwen mit einem Sieg am Holtkamp auf der Zielgerade­n noch von der Spitze verdrängen.

Zu verdanken haben die Vierlinden­er dies neben der Niederlage der Hamborner gegen Genc sowie den Remis gegen Bottrop und Osterfeld einer eigenen starken Serie. Nach dem 0:5 im Heimspiel gegen 07 – der dritten Niederlage der DJK – holte die Truppe von Almir Duric zwölf Siege in Folge. „Wir sind natürlich stolz auf die Jungs, dass sie sich diese Konstellat­ion erarbeitet haben“, sagt der Trainer, der erst im Sommer an der Emanuelstr­aße anheuerte – und sicherlich ebenfalls einen großen Anteil am überrasche­nden Erfolg der Walsumer hat. Doch der Coach bleibt „gelassen“, wie er selbst immer wieder betont. Denn mit der bereits sicheren Aufstiegsr­elegation hat der Klub sein Saisonziel im vierten Jahr nach dem ersten Bezirkslig­a-Aufstieg der Vereinsges­chichte längst übertroffe­n. Platz eins wäre ein nettes Zubrot – für Hamborn 07 ist er im vierten Jahr nach dem Abstieg aus der Oberliga Pflicht und das erklärte Ziel. Der Druck liegt beim Tabellenfü­hrer, der mit Trainer Dietmar Schacht den ersten Schritt in die Gefilde machen möchte, aus denen der Traditions­klub kommt. „Wir werden deshalb nicht nervös“, sagte der Coach nach den gefährlich­en Punkteinbu­ßen gegen Osterfeld und hebt die mentale Stärke seines Teams hervor, die es in vie- len Spielen bewiesen hat. Doch die Drucksitua­tion ist nicht der einzige Vorteil, den die DJK auf der Zielgerade­n genießt. Ist der Erfolg des Tabellenzw­eiten vor allem Torjäger Beno Koncic zu verdanken, der für 43 der 93 Treffer verantwort­lich zeichnet, macht die Löwen die Breite des Kaders stark. Eigentlich ein Vorteil – doch genau diese Breite bröckelt in den letzten Wochen zunehmend, während Koncic in jedem Spiel bombt.

Selbst den Ausfall von Knipser Daniel Brosowski konnte 07 auf beeindruck­ende Weise mit inzwischen 105 Toren kompensier­en. Doch nach immer weiteren Ausfällen droht den personell auf dem Zahnfleisc­h gehenden Löwen auf der Zielgerade­n doch noch die Luft auszugehen, während Duric auf einen vollen Kader zurückgrei­fen kann.

Das Restprogra­mm ist relativ vergleichb­ar. Beide Vereine spielen noch gegen die abstiegsbe­drohten Klubs aus Mündelheim, Lowick, Krechting und Meiderich. Vierlinden spielt neben dem Duell in Hamborn allerdings nur noch einmal auswärts in Krechting. 07 muss noch dreimal in der Fremde ran, und unter anderem in der englischen Woche am 3. Mai die weite Fahrt nach Lowick antreten, während Vierlinden zu Hause Meiderich 06 empfängt. Zudem hat Hamborn mit Blau-Weiß Oberhausen nächsten Sonntag noch einen Brocken vor der Brust, während die DJK am letzten Spieltag das ebenfalls noch ums Überleben kämpfende RWS Lohberg empfängt.

Vierlinden siegte am Sonntag 4:3 gegen BWO. Eine Woche zuvor zerlegte die DJK die Adler aus Osterfeld mit 8:1, die Hamborn anschließe­nd einen Punkt abnahmen. Ein weiteres Plus der Walsumer, wie auch Schacht weiß. „Gegen uns geben alle Klubs 30 Prozent mehr“, spricht der Coach aus einer Erfahrung, die er nicht nur gegen Osterfeld oder Genc Osman machte. Eine Sache aber spricht deutlich für den Tabellenfü­hrer, der die Spitze seit dem dritten Spieltag inne hat: Gerade in den Spielen gegen die direkte Konkurrenz waren die Löwen zur Stelle – und das meistens mit einer deutlichen Sprache. Daran kann sich auch Almir Duric noch gut erinnern, als sein Team vor dem Hinspiel die Chance hatte, den Rückstand zum Spitzenrei­ter auf drei Zähler zu verkürzen. „Wir haben uns wochenlang auf unser Heimspiel gegen 07 gefreut. Und dann schenken sie uns fünf Stück ein.“

 ?? FOTOS: UDO MILBRET ?? Ein nachdenkli­cher Didi Schacht (links), ein hoffnungsf­roher Almir Duric: Während der Trainer der Löwen trotz einer bärenstark­en Saison nun den Atem des Konkurrent­en im Nacken spürt, gibt sich der DJK-Coach völlig entspannt.
FOTOS: UDO MILBRET Ein nachdenkli­cher Didi Schacht (links), ein hoffnungsf­roher Almir Duric: Während der Trainer der Löwen trotz einer bärenstark­en Saison nun den Atem des Konkurrent­en im Nacken spürt, gibt sich der DJK-Coach völlig entspannt.
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