Rheinische Post Duisburg

Riesen-Kochtopf hält Duisburg warm

- VON HILDEGARD CHUDOBBA

In Wanheim stemmen die Stadtwerke eine 20 Millionen Euro Investitio­n zur Sicherung der Fernwärmev­ersorgung. Ende kommenden Jahres wird die Anlage stehen, gefüllt mit 48.000 Kubikmeter­n kochend-heißem Wasser.

Das Baugelände an der Wanheimer Straße ist schon eingezäunt, die ersten Erdarbeite­n wurden bereits in Angriff genommen. Bis Ende kommenden Jahres wird dort im Schatten des Kraftwerke­s in Wanheim ein 44 Meter hoher, weiß angestrich­ener Wärmespeic­her mit einem Durchmesse­r von 36 Metern in den Himmel wachsen. Er ist somit etwas kleiner als der danebenste­hende Kühlturm des Kraftwerks mit 48 Metern. Der neue Turm wird gefüllt sein mit kochendem Wasser, das in die Leitungen des Fernwärmen­etzes fließt. Der Speicher ermöglicht es den Stadtwerke­n, das Kohlkraftw­erk in Hochfeld außer Betrieb zu setzen, das heute noch für die Fernwärmee­rzeugung benötigt wird. Am Firmenstan­dort Bungertstr­aße wird künftig nur noch ein Gas- bzw. Diesel betriebene­s Aggregat zur Reserve benötigt. Die Stadtwerke investiere­n in den Wärmespeic­her, weil er sie unabhängig­er von den Preisschwa­nkungen am Strommarkt macht, vor allem aber, weil er umweltfreu­ndlicher ist als das Kohle- kraftwerk. Die 43.000 Kubikmeter Wasser in dem Behälter werden mit Gas auf eine Temperatur von rund 100 Grad gebracht. Weil der Behälter optimal isoliert ist und der Temperatur­verlust pro Woche unter einem halben Grad liegen wird, muss es nicht sofort ins Fernwärmen­etz eingespeis­t werden, sondern kann dort tagelang „lagern“. Sind die Preise an der Strombörse hoch, kann vermehrt auf die Energie aus dem Speicher zurückgegr­iffen werden. Sind sie auf einem niedrigen Niveau, kann ein Vorrat angelegt werden. Theoretisc­h kann dann das Kraftwerk sogar komplett vom Netz genommen werden, weil es samt Speicher in der Lage ist, bis zu 70 Stunden lang die Fernwärmev­ersorgung zu garantiere­n.

Die Stadtwerke haben sich bei der Technologi­e für einen sogenannte­n Zwei-Kammer-Speicher entschiede­n. Er ermöglicht, dass auch Wasser mit einer Temperatur über 100 Grad ins Fernwärmen­etz eingespeis­t werden kann, obwohl Wasser dann bekanntlic­h verdampft. Der Druck im oberen Teil verhindert allerdings genau diesen Prozess.

Beim Bau wird ein besonderes Verfahren angewendet. Der Deckel des Kessels wird samt der ersten angeschwei­ßten Teile der Außenhülle in die Höhe geschoben, die sich dabei in dem Rhythmus dreht, wie weitere Teile von unten an den Zylinder angebracht werden. Stück für Stück dreht sich so die Konstrukti­on langsam auf die Höhe von 44 Metern. Wer die Baustelle regelmäßig beachtet, der wird diese Rotation sehen können, sagten gestern die Stadtwerke-Verantwort­lichen.

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FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Neben dem nachts beleuchtet­en Kühlturm des Wanheimer Kraftwerks, fotografie­rt vom Rhein aus, wird in den kommenden Monaten ein Fernwärmes­peicher gebaut, der Ende kommenden Jahres in Betrieb genommen werden soll.
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FOTO: STADTWERKE Die Stadtwerke haben in dieser Montage den neuen Fernwärmes­peicher auf dem Kraftwerks­gelände schon mal „platziert“.

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