Das Netz der Beweise zieht sich zu
Ein 21-jähriger Mann aus Neuenkamp steht vor Gericht, weil er im Herbst vorigen Jahres sein Baby totgeschüttelt haben soll.
Seit drei Wochen steht ein 21-jähriger Mann wegen Körperverletzung mit Todesfolge vor dem Landgericht. Am 11. Oktober 2016 soll der Syrer, der mit seiner Familie in Kasslerfeld lebt, seinen knapp drei Monate alten Sohn so heftig geschüttelt haben, dass das Kind an schweren Hirnblutungen starb.
Der Angeklagte schweigt nach wie vor zu den Vorwürfen. Ohne sichtbare Regung verfolgt er seit mehreren Verhandlungstagen den Prozess. Lediglich gestern, als ein kur- zes Video Aufnahmen seines Kindes vom Tag vor dem Tode zeigte, schlug er die Hände vor das Gesicht und weinte.
An den vergangenen Verhandlungstagen hatten mehrere Sachverständige ihre Erkenntnisse vorgetragen. Zuletzt trug gestern die Gerichtsmedizinerin, die das Kind fünf Tage nach dem Ableben obduzierte, die Resultate der Leichenöffnung vor.
Danach steht fest, dass das Baby maximal zwei Stunden vor seinem Tod mit großer Kraft geschüttelt worden sein muss. Zu dieser Zeit aber soll der Angeklagte allein mit dem Kind gewesen sein. Den Tatzeitpunkt belegen auch die Ergebnisse der Untersuchung von Gewebeproben, die eine weitere Medizinerin vornahm: Sie fand massive Blutungen im Augennerv des toten Kindes. Das spreche für ein massives Schütteln. Ein derart schweres Trauma könne das Baby unmöglich länger als zwei Stunden überlebt haben.
Notärzte hatten noch versucht, das Kind wiederzubeleben. Nach einer Stunde verzweifelter Bemühungen hatten sie aufgegeben.
Die Befunde der Gutachter lassen allerdings wenig Zweifel daran, dass das Kind nicht zum ersten Mal misshandelt worden war. Bereits vier Wochen vor dem tödlichen Ereignis muss es bereits einmal geschüttelt worden sein. Damals war es kurz im Krankenhaus behandelt worden, weil es apathisch war und sich immer wieder erbrach.
Die Mutter des Kindes hatte vor Gericht die Aussage gegen ihren Ehemann verweigert. Für den Prozess sind bis zum 9. Mai noch drei weitere Verhandlungstage vorgesehen.