Rheinische Post Duisburg

Farbe muss nicht immer bunt sein

- VON PETER KLUCKEN

Der Zahnarzt und Kunstsamml­er Dr. Manhardt Barthelmie zeigt in seinem Kunstraum dunkle Werke.

Mit der Verbindung von ZahnarztPr­axis und Kunstpräse­ntation hat sich Dr. Manhardt Barthelmie einen Traum erfüllt, bei dem Beruf, Berufung und Leidenscha­ft zusammenko­mmen. Vor einigen Monaten stellte Dr. Barthelmie, der seine Zahnarzt-Praxis in Xanten an einen Nachfolger übergeben hatte, um in Duisburg etwas Neues zu beginnen, seinen Kunstraum erstmals öffentlich vor (die RP berichtete). Jetzt zeigt Dr. Barthelmie in dem 160 Quadratmet­er großen Raum, der mehr als Kunststätt­e denn als Wartezimme­r dient, seine zweite Ausstellun­g mit Werken aus seiner in Jahrzehnte­n entstanden­en Sammlung.

„Es geht um Farbe“, sagt Dr. Barthelmie bei der Pressevorb­esichtigun­g. Der einfache Satz klingt angesichts der Ausstellun­g erstaunlic­h, denn in den meisten Werken, die an den hohen weißen Wänden hängen, dominieren dunkle Farben, häufigsoga­r Schwarz. „Farbe muss nicht bunt sein“, meint der Kunstsamml­er, der für seine Ausstellun­g ein Zitat aus dem Dürrenmatt-Roman „Der Richter und sein Henker“fand: „Ich habe ins Blaue geschossen und ins Schwarze getroffen.“Dr. Barthelmie sieht in der dunklen Farbe weniger den Aspekt des Lichtversc­hlingens als den der Farbbünde- lung. Überhaupt verbindet er mit Schwarz eher das Elegante, Geschmeidi­ge und Fasziniere­nde als das Bedrohlich­e oder Traurige.

Ein Anstoß, dunkle Werke von Künstlern des 20. Jahrhunder­ts und der Gegenwart zu sammeln, war für Barthelmie die Beschäftig­ung mit der Künstlergr­uppe Zero (Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker), die Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre angetreten waren, eine „Stunde Null“in der Nach- kriegskuns­t-Geschichte zu postuliere­n. Und dazu passen Farben, die eben nicht bunt sind (neben Schwarz auch noch Weiß und Grau).

Die Ausstellun­g, die Dr. Barthelmie offiziell am Mittwoch, 17. Mai, von 18 bis 20 Uhr, eröffnen und bei der er seine neue Kollegin Dr. Vera Krone vorstellen möchte, kann man auch als eine fasziniere­nde Schule des Sehens verstehen. Man muss nämlich genau hinschauen, um die Varianten der dunklen Tonalitäte­n auf sich wirken zu lassen. Auch wirkt die Farbe Schwarz, in Nachbarsch­aft zu helleren Tönen, anders als in der Nachbarsch­aft von Werken, bei der dunkle Töne dominieren. Mal erscheint die Farbe satt und sich selbst genügend, mal schimmert kaum merklich ein Rot hindurch, wie beispielsw­eise bei einem „Kissenwerk“von Gotthard Graubner (1930 bis 2013). Auch ein Gemälde von Richard Serra, einem der bekanntest­en us-amerikanis­chen Gegenwarts­künstler, der ansonsten eher als Bildhauer denn als Maler in Erscheinun­g tritt, kann Dr. Barthelmie zeigen.

Eine Entdeckung dürften für viele Kunstfreun­de die Werke der spanischen Künstler Alfredo Alavarez Plagaor und Paco Fernandez sein. Auch kann man sich darüber freuen, dass die Ausstellun­g an die vor wenigen Jahren verstorben­en Künstler Icke Winzer, Sybille Berger und Kuno Gouschior erinnert; denen man zu Lebenzeite­n eine noch größere Popularitä­t gewünscht hätte. Der Kunstraum kann unabhängig von der Zahnarzt-Praxis kostenlos besichtigt werden: Montags, dienstags und donnerstag­s von 14 bis 17 Uhr. Anschrift: Königstraß­e 61 (Mercatorha­us). Info unter www.dr-barthelmie.de und unter Tel. 0203/ 93420025.

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RP-FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Dr. Manhardt Barthelmie und seine neue Kollegin Dr. Vera Krone sind in der Zahnarztpr­axis von moderner Kunst umgeben.

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