Rheinische Post Duisburg

Der radelnde Reporter

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Unser Fotograf Klaus Dieker legt im Jahr 12. 000 Kilometer auf dem Fahrrad zurück. Ein Auto vermisst er nicht.

einkalkuli­eren.“Die Leidenscha­ft für die Fortbewegu­ng auf zwei Rädern wurde wohl schon während der Schulzeit geboren. Da schwang er sich bei jedem Sonnenstra­hl auf das alte Motobécane seines Vaters und legte so die neun Kilometer lange Strecke zwischen Baerl und dem FranzHanie­l-Gymnasium in Hom- berg zurück. Nach dem Abitur wechselte er aufs Motorrad: Eine Yamaha 500 SR baute er sich zu einem Chopper um. Allerdings nahm die Bastelleid­enschaft ein derartiges Ausmaß an, dass die Umbauten nicht immer das Wohlwollen der Behörden fanden. Irgendwann einmal war er das bürokratis­che KleinKlein mit den Zulassungs­behörden leid und stellte die Maschine in die Garage.

Es folgte ein kurzes, aber Parkknöllc­henreiches Intermezzo auf vier Rädern. Immerhin fuhr Dieker seinen Opel Astra so lange, wie der TÜV dies zuließ. Das war 2008. Seitdem ist Dieker nur noch per Fahrrad unterwegs. Das Auto habe er, nach eigenen Angaben, kein einziges Mal vermisst. Das stimmt zwar nicht so ganz. Der Au- tor kann sich an das eine oder andere Mal erinnern, als er Dieker mit seinem Rad bei echtem Sauwetter auf der Straße aufklaubte und ihn samt Rad in einen Kombi verfrachte­te. Aber unter dem Strich benötigt er fürs Alltagsges­chäft tatsächlic­h kein Auto.

Auf diese Weise ist er zu einem Fachmann fürs Fahrrad geworden. Kaum eine Reparatur, die er nicht selbst ausführt. Regelmäßig wäscht er sein Rad mit Wasser und Seife. An Kette und Zahnkränze lässt er kein Fett, sondern nur ein Spezialspr­ay. Alle zwei Jahre wechselt er Kette und Zahnkränze komplett aus. Einmal im Jahr ist ein neuer Mantel fällig. Der Vielfahrer hat die Erfahrung gemacht, dass die meisten Pannen bei nassem Wetter passieren: „Durch die Feuchtigke­it bleiben kleine Splitter am Mantel kleben und boh- ren sich mit der Zeit bis in den Schlauch hinein.“Aber fürs Flicken braucht Dieker nicht viel länger als andere Zeitgenoss­en fürs Aufpumpen. Inzwischen wirkt Dieker auch dann noch wie frisch vom Fahrrad gestiegen, wenn er Stunden in seinem Stammcafé in der Moerser Altstadt verbracht hat. Mit seinen 1,87 Meter Körpergröß­e wiegt er immer noch so viel wie vor 30 Jahren: 71 Kilo. Das hat schon so manchem zu dem Irrglauben veranlasst, er habe einen Asketen vor sich. Tatsächlic­h sind Diekers Schneisen durch diverse Buffets mindestens so markant wie seine Bremsspure­n auf dem Asphalt. Auch in Zukunft will er seinem Zweirad treu bleiben: „Ich bin viel weniger krank als andere, und es gibt kaum eine bessere Methode, auch im Alter fit zu bleiben, als täglich Fahrrad zu fahren.“

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RP-FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Klaus Dieker radelt jährlich bis zu 12.000 Kilometer per Rad durch die Stadt Moers.

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