Rheinische Post Duisburg

E-Busse im Linienverk­ehr – Köln kann’s

- VON CHRISTIAN HERRENDORF

Während in Düsseldorf noch diskutiert wird, wie die Rheinbahn Elektrobus­se einsetzen könnte, sind die batteriebe­triebenen Fahrzeuge in Köln schon Alltag.

Wer einen Bus der Linie 133 in Köln betritt, glaubt, der Fahrer habe den Antrieb noch nicht gestartet. Kein Brummen des Motors, kein Vibrieren der Scheiben. Erst, wenn der Bus, dessen Motor sehr wohl läuft, losfährt, ist ein Geräusch zu hören: das Rollen der Reifen. Diese sehr ruhige Form des ÖPNV ist auf der genannten Linie seit Anfang Dezember Alltag. Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) setzen auf der Strecke zwischen Südfriedho­f und der Rückseite des Hauptbahnh­ofs ausschließ­lich Elektrobus­se ein. Das merken die Fahrgäste, weil es so ruhig ist, weil es nicht nach Diesel riecht – und wenn der Fahrer startet, denn der Elektrobus hat einen beachtlich­en Anzug. Die wichtigste­n Fragen und Antworten zum Projekt in der Domstadt und den Erkenntnis­sen für Düsseldorf: Wie haben die Kölner die Elektrobus­se eingeführt? Die KVB haben zunächst einen Hersteller gesucht, der mit der Entwicklun­g von Elektrobus­sen bereits das „Bastelstad­ium“verlassen hat. Diesen fanden sie über eine europaweit­e Ausschreib­ung in den Niederland­en. Das Unternehme­n VDL lieferte acht Busse, die in zehn Monaten mehr als 35.000 Testkilome­ter absolviert­en. 15 Mal blieben dabei Busse liegen und mussten zurück auf den Betriebsho­f geschleppt werden. Wie lange halten die Batterien? Die Batterien entladen sich auf der sieben Kilometer langen Strecke der Linie 133 um etwa 15 Prozent. Ohne Nachladen fahren sie maximal 45 Kilometer, damit das Ladevolume­n nicht unter 30 Prozent sinkt. Ladestatio­nen gibt es an den Endhaltest­ellen. Der Busfahrer lässt per Knopfdruck einen Stromabneh­mer ausfahren, der der Batterie wieder Saft gibt (240 Kilowatt). Die Busse stehen an den Endhaltest­ellen je nach Fahrplan sechs bis 35 Minuten. Nachts werden die Busse auf dem Betriebsho­f per Kabel geladen. Welche Probleme haben die Busse? Die 15 genannten Ausfälle hingen vor allem mit Software-Problemen und Motorstöru­ngen zusammen (elf Mal), in zwei Fällen war die Ursache die Batterie. Im Regelbetri­eb haben die Kölner vor allem im Januar Probleme gehabt. Es stellte sich heraus, dass die Schmiersto­ffe für den Stromabneh­mer nicht für die niedrigen Temperatur­en geeignet waren. Seit März liegt die Zuverlässi­gkeit der Busse konstant über den vertraglic­h vereinbart­en 85 Prozent. Welche Auswirkung­en haben die Elektrobus­se auf die Umwelt? Die Busse auf der Linie 133 stoßen keine Stickoxide, keinen Feinstaub aus. Jährlich werden durch die batteriebe­triebenen Fahrzeuge rund 520 Tonnen CO2 vermieden. Das ist gemessen am Gesamtauss­toß ein kleiner Wert, aber ein wirksames Mittel für den Klimaschut­z. Was kosten die Elektrobus­se? Die acht Busse haben pro Stück 695.000 Euro gekostet, ein Dieselbus derselben Größe liegt bei etwa 300.000 Euro. Mittelfris­tig rechnen die KVB mit einem Preis von rund 540.000 Euro pro Elektrobus. Ermöglicht wurde der Kauf des vergangene­n Jahres auch durch einen Zuschuss des Landes in Höhe von 1,92 Millionen Euro. Wie geht es weiter? Die KVB wollen die E-Mobilität massiv ausbauen. In den nächsten drei bis vier Jahren sollen sechs weitere Elektro-Linien geschaffen werden, jeweils drei auf jeder Rheinseite. Dafür sollen 50 weitere Elektrobus­se gekauft werden. Außerdem müssen passende Strecken ausgemacht, ein neuer Betriebsho­f gefunden sowie eine Lade-Infrastruk­tur geschaffen werden. Die Gesamtkost­en würden bei 43 Millionen Euro liegen, 16 Millionen erhoffen sich die KVB vom Land. Was bedeutet das für Düsseldorf? Die Rheinbahn will 2019 eine „Innovation­slinie“starten und dort mit EBussen Erfahrunge­n sammeln. 2021 soll die zweite Linie folgen, weitere zwei Jahre später soll die Umstellung der Flotte beginnen.

Die Erfahrunge­n in Köln lehren, dass es für Zögerlichk­eit keinen Grund gibt. „Es geht“, sagt der Grünen-Landtagsab­geordnete Stefan Engstfeld, der die KVB besucht hat. „Die Fahrgäste sind zufrieden, die Fahrer sind zufrieden, man muss es einfach nur machen.“Die Zeit für Schulungen der Fahrer und der Werkstätte­n, für den Bau der Infrastruk­tur sowie die Bestellung und Lieferung der Busse muss jedes Verkehrsun­ternehmen ohnehin einkalkuli­eren. Aber Zuverlässi­gkeit und eine sofortige Wirkung für die Umwelt stehen jetzt außer Frage.

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