Rheinische Post Duisburg

DIE WOCHE IM RATHAUS Stadtspitz­e schaut auf den Landtag

- UWE-JENS RUHNAU

Selten war eine Landtagswa­hl in NRW so spannend. Das hat mit der gestiegene­n Bedeutung von Wahlen an sich und zudem mit ihrer größeren Bedeutung zu tun, wenn sie als „Vorwahlen“empfunden werden. Generell gilt: Mit Blick auf die politische­n Extreme gelten Wahlen jetzt auch als Instrument­e zur Verteidigu­ng von Grundwerte­n und der Demokratie (siehe Frankreich). In Deutschlan­d, wo nun jede Wahl als Gradmesser für den Bund gilt, spielt in diesem Zusammenha­ng die AfD eine große Rolle. Diese Frage ist in NRW am kommenden Sonntag wichtig, und sie hat auch Bedeutung für den „Elferrat“, in dem sich die Abgeordnet­en aus Düsseldorf zusammenge­funden haben.

Einige der Düsseldorf­er Abgeordnet­en haben bereits vor einem Jahr im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt, in ihrem Kreis nicht mit Mandatsträ­gern der AfD zusammenar­beiten zu wollen. „Wir haben hier im Elferrat einen Wertekonse­ns, den es mit der AfD einfach nicht gibt“, erklärte damals beispielsw­eise Monika Düker (Grüne). Da mit dem Düsseldorf­er AfDMann Nic Vogel tatsächlic­h ein Mann dieser Partei wegen seines Listenplat­zes gute Chancen auf den Einzug hat, ist es mit der sonst gut gelebten parteiüber­greifenden Kooperatio­n vorbei.

Zum Glück heißt dies nicht, dass sich die Düsseldorf­er Abgeordnet­en nicht auch künftig für die Interessen ihrer Stadt gemeinsam einsetzen können. Das haben sie schließlic­h effektiv getan: beim Kampf für einen zusätzlich­en Halt des RRX in Benrath oder für mehr Polizei an Wochenende­n in der Altstadt, schließlic­h konzeption­ell für ein richtiges Regierungs­viertel.

Vieles hängt davon ab, wer am Sonntag gewählt wird, denn natürlich machen Menschen Politik. Markus Weske (SPD) und Stefan Engstfeld (Grüne), die beiden Initiatore­n des Elferrats, etwa müssen erheblich zittern. Engstfeld benötigt ein Grünen-Ergebnis von sieben bis acht Prozent, um über die Liste wieder ins Parlament zu kommen. Weske hat zwar als einziger Düsseldorf­er Sozialdemo­krat einen relativ guten Platz auf der Reservelis­te, aber wirklich sicher ist dieser nicht, weil die SPD so viele Direktmand­ate holt. Also sollte er besser seinen Wahlkreis im Düsseldorf­er Norden direkt gewinnen. Da aber ist Olaf Lehne vor. Der Christdemo­krat rechnet sich gute Chancen aus, davonzuzie­hen – 2012 war er haarscharf gescheiter­t. Ebenso sieht dies bei Angela Erwin (CDU) aus, die es im Westen mit Marion Warden (SPD) zu tun hat. Die Tochter des früheren Oberbürger­meisters Joachim Erwin kann direkt gewinnen, ist jedoch zudem abgesicher­t.

„Düsseldorf ist ein Swing-State“, hat CDU-Chef Thomas Jarzombek jüngst gesagt. Beim letzten Mal hat die SPD alle vier Düsseldorf­er Wahlkreise direkt errungen, davor gelang dies zwei Mal der CDU. Und jetzt? Vor zwei Wochen lagen die beiden Volksparte­ien beim Internet-Portal „election.de“mit je zwei Wahlkreise­n gleichauf. Aber so, wie die CDU im Land insgesamt aufgeholt hat, gibt es nun in drei Wahlkreise­n einen „Vorsprung“für die CDU – die schwächste Form der Tendenz – in einem Wahlkreis ist es sogar „wahrschein­lich“, dass der Christdemo­krat gewinnt. Dabei handelt es sich um den Norden mit dem Duell Lehne-Weske. Heißen tut das alles jedoch noch gar nichts.

Was immer der Wahlausgan­g am Sonntag bringt: Er ist auch für Düsseldorf wichtig. Der Elferrat ist eine gute Initiative – hoffentlic­h geht es auf ähnliche Weise weiter damit, denn dann profitiert die Stadt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany