Rheinische Post Duisburg

Vier Wahlkreise gewonnen und viel verloren

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Duisburg ist und bleibt sozialdemo­kratisch, auch wenn der SPD gestern sehr große Büschel Federn ausgerisse­n wurde. Alle vier direkt in den Landtag gewählten SPD-Kandidaten haben bei den Bürgern erheblich Vertrauen und Sympathie verloren. Die Verluste fielen sogar noch deutlich höher aus als auf Landeseben­e.

Unabhängig, ob es zu einer großen Koalition im Landtag kommt oder nicht, egal, welche Funktion künftig Ralf Jäger übernehmen wird – die Einschätzu­ng von Ob Sören Link ist zutreffend: Derart auf Duisburg ausgericht­ete Politik für die Stadt aus Richtung Düsseldorf wie bislang wird es wohl nicht mehr geben. Doch zum Nachteil für uns muss das nicht sein. Denn gerade die Innenpolit­ik von Jäger dürfte dazu beigetrage­n haben, dass die SPD hier abstürzte. Speziell im Duisburger Norden haben die Bürger offenbar eine andere Meinung dazu, wie sie sich Sicherheit und Ordnung auf den Straßen vorstellen als Jäger. Dass es dort gute Ergebnisse für die AfD in Marxloh und anderen Nord-Wahllokale­n gab, macht allerdings nachdenkli­ch. Denn was diese Rechtspopu­listen darunter verstehen, ist sicherlich nicht im Sinne von Demokraten.

Zu bedauern ist die CDU. Sie hat zwar gut bei Erst- und Zweitstimm­en zugelegt, doch es hat wieder mal nicht für Direktmand­ate gereicht. Damit hatte zwar auch keiner ernsthaft gerechnet, aber dass die Christdemo­kraten in unserer Stadt nun auch noch bestraft werden, weil sie möglicherw­eise keinen eigenen Landtagsab­geordneten in Düsseldorf mehr haben werden, ist wirk-

Die massive Kritik an der Arbeit von Ex-Innenminis­ters Ralf Jäger hat ihm und seiner Partei auch in seiner Heimatstad­t Duisburg geschadet. Ihre Verluste hier sind sehr groß.

lich bitter. Das kann sich in den kommenden Wochen noch ändern, wenn genau feststeht, wie viele Abgeordnet­e im neuen Landtag sitzen werden. Petra Vogt, die von den vier Landtagska­ndidaten die besten Chancen hat, wird möglicherw­eise statt Schulpolit­ik zu gestalten als Lehrerin den Schulbetri­eb wieder Tag für Tag hautnah erleben.

Landtagswa­hlen sind zwar nicht auf die Kommunalwa­hlen übertragba­r. Doch das Ergebnis sollte hier den einen oder anderen nachdenkli­ch stimmen. Vor allem Oberbürger­meister Sören Link. Er will sich bekanntlic­h im September vorzeitig wiederwähl­en lassen. Als er sich dazu entschiede­n hat, ging durch seine SPD gerade eine Begeisteru­ngswelle für Martin Schulz, die er für sich mitnehmen wollte. Doch offenbar hat sich dieser Schub schon wieder umgekehrt. Und ob ihm die traditione­ll hohe Wahlbeteil­igung bei einer Bundestags­wahl nutzt, ist fraglich, denn auch gestern gingen deutlich mehr Duisburger zur Abstimmung als zuletzt. Bedauerlic­h, dass darunter immer mehr AfD-Anhänger sind. Aber vielleicht gelingt es der neuen Landesregi­erung die so genannten Wutbürger wieder zu besänftige­n und zurück auf den Weg der Demokratie zu führen.

Hildegard Chudobba

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