Rheinische Post Duisburg

Große Aufstiegsp­arty in Weiß und Blau

- VON DIRK RETZLAFF

Nach dem 3:0-Sieg über Fortuna Köln brachen die Dämme. Wenige Stunde später waren die Zebras auf dem Weg nach Mallorca.

FUSSBALL Nun also doch. Gestern flogen die frischgeba­ckenen Aufsteiger auf die Partyinsel Mallorca. Sportdirek­tor Ivica Grlic ließ am Samstagabe­nd die rund 4000 Fans, die zur spontanen Aufstiegsp­arty in die Arena gekommen waren, um die Drittliga-Fußballer des MSV Duisburg nach dem 3:0- Sieg bei Fortuna Köln zu feiern, abstimmen, ob die Zebras für einen Kurztrip nach „Malle“fliegen dürfen. Wenig verwunderl­ich: Das Votum fiel eindeutig aus.

Vor zwei Jahren ließen die Zebras auf der Insel vor dem letzten Ligaspiel nahezu alle Kräfte und ernteten dafür auch Kritik. Das soll diesmal anders sein: Der Trip zu Mickie Krause und Co. wird kurz und heftig sein. Schon morgen Nachmittag erwartet Coach Ilia Gruev sein Personal zum Training in Meiderich zurück. Ivica Grlic verspricht: „Das Team wird in den letzten beiden Spielen alles geben.“

Aber bis morgen ist alles erlaubt. „Lass laufen“, gab Stürmer Kingsley Onuegbu schon kurz nach dem Schlusspfi­ff im Kölner Südstadion die Losung für die nächsten Tage aus. Perücke, Sonnenbril­le, coole Sprüche – der King war am Samstag schnell im Partymodus. Und der Stürmer schloss da schon aus, dass er am Sonntag auf dem Trainingsp­latz stehen würde: „Dann müssten die mich als Leiche auf den Platz tra- gen.“Also Onuegbu am Samstag in der 71.Minute das 2:0 für den MSV erzielte, gab es keine Zweifel mehr, dass der MSV den Aufstieg schaffen würde. Die Zeugwarte legten wenig später die Aufstiegs-T-Shirts zurecht. Als Schiedsric­hter Michael Bacher abpfiff, gab es kein Halten mehr. Die meisten der 6000 mitgereist­en Fans stürmten – friedlich und ohne Zwischenfä­lle – den Rasen des Kölner Südstadion­s.

Wenige Sekunden später saß Trainer Ilia Gruev auf den Schultern der Fans. Der Coach reckte eine MSVFahne immer wieder in die Höhe und schrie sich die Seele aus dem Leib. In diesem Moment fiel von sei- nen Schultern eine große Last ab. Rumpelaufs­tieg, immer wieder Rückschläg­e, zeitweise unzufriede­ne Fans. Das alles war in diesem Moment so weit weg wie Alaska von Köln. Gruev genoss den Moment mit jeder Faser seines Körpers. Es ist sein Aufstieg. Akribisch arbeitete er ein Jahr auf diesen Moment hin. Für den Deutsch-Bulgaren war es eine Mission für seinen Verein. „Ich war hier Spieler, Co-Trainer und nun bin ich Cheftraine­r“, so Gruev stolz. Ein Kreis hat sich geschlosse­n.

Was gab am Ende den Ausschlag? „Die Mannschaft hat Charakter“, unterstrei­cht Gruev und verweist dabei auf die vielen Spiele, die der MSV nach einem Rückstand drehen konnte. Und dann waren da drei Schlüsselm­omente für den Trainer. Gruev erinnert an das Torwart-Tor von Mark Flekken in Osnabrück, das Hammertor von Fabian Schnellhar­dt gegen Münster und an den späten Ausgleich von Kingsley Onuegbu gegen die Sportfreun­de Lotte. 6000 Fans feierten den MSV in Köln, 4000 Anhänger kamen am Abend in die Arena. Sie mussten etwas länger als gedacht auf die Aufstiegsm­annschaft warten. Die Spieler beeilten sich in Köln, setzten sich ungeduscht in den Bus, kamen aber nicht vollzählig an. Bei einem Stopp an einer Raststätte – das Bier war of- fenbar ausgegange­n – verpassten drei Spieler – dem Vernehmen nach die Herren Flekken, Wolze und Dausch – die Weiterfahr­t. Sie mussten ein Taxi ordern, um ihren Kollegen hinterher zu fahren.

So fuhren die Zebras mit Verspätung mit Party-LKW’s in die Arena. Mittlerwei­le tranken sie das gewohnte Pils-Bier. In Köln gab es für den spontanen Jubel Kölsch – für Duisburger ist das gewöhnungs­bedürftig. Inmitten des Jubels mischte sich am Samstag auch die eine oder andere Träne. Kingsley Onuegbu erinnerte an die im Januar verstorben­e MSV-Legende Michael Tönnies. „Dieser Aufstieg ist auch für den Tornado“, sagte der King unter dem Jubel der Fans, die sofort Lieder für den „Dicken“anstimmten. Ilia Gruev, der mehr der Freund des gepflegten Weines ist, wird bis zum morgigen Trainingss­tart den Erfolg genießen und dann schnell den Schalter wieder umlegen. Er will mit dem Aufstiegst­eam noch zwei Titel holen: die Drittliga-Meistersch­aft und den Niederrhei­npokal. Dann wird auch schon bald die 2. Bundesliga in den Fokus rücken. Auf welche Stadien freut sich Gruev besonders? „Ich freue mich auf die Allianz-Arena, den Betzenberg und auf Union Berlin.“Auch dafür hat er ein Jahr lang hart gearbeitet.

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FOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DPA Ekstase: MSV-Trainer Ilia Gruev zeigte nachdem Schlusspfi­ff seine Freude. Die Fans trugen ihn auf den Schultern durch das Kölner Stadion.

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