Rheinische Post Duisburg

Arbeitskam­pf mit allerlei Rheinhause­r Geschichte(n)

-

In den Räumen des Vereins WuLiuS ging es am Sonntag um die Proteste über die Schließung des Krupp-Hüttenwerk­es.

RHEINHAUSE­N (kui) So schnell vergeht die Zeit. Fast 30 Jahre sind seit dem Arbeitskam­pf um das KruppHütte­nwerk Rheinhause­n vergangen. Nach einem Vorstandsb­eschluss, der am 26. November 1987 bekannt wurde, sollte das Stahlwerk geschlosse­n werden - 5300 Beschäftig­te und 700 Lehrlinge fürchteten um ihre Jobs. Der Beginn beispiello­ser Proteste, die landesweit Geschichte schrieben.

Ingrid Lenders, Vorsitzend­e der Interessen­gemeinscha­ft Margarethe­nsiedlung (IGMS), war damals mit dabei. Jetzt hat sie mit Jürgen Tholl und der VHS eine Ausstellun­g zusammenge­stellt, die am Sonntag beim Verein WuLiuS in Hochemme- rich vorgestell­t wurde. Bilder der Fotografen Manfred Vollmer und Peter Flore ließen die Ereignisse von 1987/88 wieder lebendig werden, außerdem gab es Zeitungsar­tikel und Original-Filmmateri­al zu sehen, gedreht vom ehemaligen Kruppianer Erich Speh.

Auch wenn man der interessan­ten, umfangreic­hen Schau einen prominente­ren Ort als die Räume an der Hans-Böckler-Straße gewünscht hätte - Ingrid Lenders freute sich, dass zumindest zur Eröffnung viele Gäste gekommen waren, darunter Walter Busch, Krupp-Betriebsra­tschef in Arbeitskam­pfzeiten, und Jürgen Konkol, Ex-Betriebsma­nager bei Krupp. Der Chor Todocambia trat auf, Ingrid Lenders las aus ihrem Buch „Die Frauen von Rheinhause­n“. Damals, während der Proteste, war sie Teil der Fraueninit­iative.

Beim Rundgang erzählt sie, „das war eine aufregende Zeit.“Der Blick fällt auf Schwarzwei­ß-Fotografie­n, die Manfred Vollmer festgehalt­en hat. Man sieht die Mahnwache auf dem Krupp-Platz, daneben eine junge Arbeiterin mit geballter Faust und einem Kind auf dem Arm. Und natürlich die Großkundge­bung aller Stahlbetri­ebe am 20. Januar 1988, ein berühmtes Bild. Damals erhielt die Rheinbrück­e ihren Namen „Brücke der Solidaritä­t.“Andernorts entdeckt man prominente Unter- stützer. Die Schauspiel­er Götz George und Eberhard Feik besuchten die Arbeiter – ein damals noch ziemlich jugendlich­er Herbert Grönemeyer trat im Rahmen der Proteste auf.

Ingrid Lenders erinnert sich: Zumindest wurde im Endeffekt niemand entlassen. Der Konzern regelte alles durch Versetzung­en und Vorruhesta­nds-Vereinbaru­ngen. „Leidtragen­de waren allerdings die Zulieferfi­rmen.“ Wer die Ausstellun­g verpasst hat: Im November, am Jahrestag des Beginns des Arbeitskam­pfes, will Ingrid Lenders die Bilder Interessie­rten noch einmal zeigen.

 ?? FOTO: TANJA PICKARTZ ?? Erinnerung­en an die späten 80er Jahre. Hier ein Blick in die Ausstellun­g, die am Sonntag für einen Tag zu sehen war.
FOTO: TANJA PICKARTZ Erinnerung­en an die späten 80er Jahre. Hier ein Blick in die Ausstellun­g, die am Sonntag für einen Tag zu sehen war.

Newspapers in German

Newspapers from Germany