Kleiner Knigge für die Konfirmation
In vielen Gemeinden sagt Pfarrer Heinrich Fucks. Man sollte immer mit aufstehen, zum Glaubensbe
zu den biblischen Lesungen, stehen die Gottesdienstbesucher
Segen auf. zum Vaterunser und zum kenntnis, zu den Fürbitten,
oder beim Glaubensbekenntnis sollte aus Respekt etwa Wer nicht mitbeten möchte,
rät der Pfarrer. Mittlerweile und einfach nicht mitsprechen, zum Vaterunser aufstehen
ab, weil nicht mehr alle ihren alle Gebete im Liedblatt drucken viele Gemeinden Wortlaut kennen.
verzichten. stes sollte man aufs Fotografieren Konfirmationsgottesdien Während des beim Auszug Fotos machen“,
darf aber beim Einzug und „Wer es gar nicht aushält, auszustellen. Sollte es
bitten wir, das Telefon ganz sagt der Pfarrer. „Ansonsten
wegdrücken. trotzdem klingeln, den Anruf
Band zu klatschen. In den Lied des Chores oder der Es ist nicht nötig, nach jedem
einen Dank für die Mitwirkung spricht der Pfarrer am Ende meisten Gottesdiensten werden. Jede Gemeinde
für alles einmal geklatscht aus. Dann darf stellvertretend
sagt der Pfarrer. handhabt das aber anders,
darf ganz ausfallen. Natürlich während des Gottesdienstes Sich zu unterhalten, sollte Während der Einsegnung
eine Bemerkung zuraunen. man seinem Nachbarn mal konzentrieren.
als Besucher auf die Konfirmanden sollte man sich aber auch „confirmare“. Es bedeutet „bekräftigen“. Mit der Konfirmation bestätigt ein Jugendlicher, dass er zur Kirche Jesu Christi gehören möchte. Er darf außerdem ab dann als vollwertiges Gemeindeglied am Abendmahl teilnehmen, Taufpate und Presbyter werden.
Für viele Familien markiert das Fest aber auch den Zeitpunkt, ab dem ein Jugendlicher langsam eigenständig wird. Die Familie feiert den Übergang von Kindheit zum Erwachsenwerden. Die heutige Tradition der Konfirmation geht auf den Reformator Martin Bucer (14911551) zurück. Zwar gilt sie in der evangelischen Kirche nicht als Sakrament, sie ist aber eine Amtshandlung von Bedeutung für die Gemeinden.
Entsprechend anlassbezogen sollten sich die Gottesdienstbesucher verhalten, findet Heinrich Fucks. Er ist Gemeindepfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde in Düsseldorf-Gerresheim. „Wegen der persönlichen Beziehung zu den Konfirmanden benehmen sich viele so, wie es dem besonderen Augenblick gerecht wird.“Er hat selbst erst kürzlich konfirmiert. Der Gottesdienst sei wirklich festlich gewesen, auch wenn vereinzelt Leute ständig ihr Mobiltelefon in der Hand gehalten hätten.
Fucks fällt trotzdem seit vielen Jahren auf, dass Besucher von Konfirmationen in vielen Teilen der Liturgie unsicher sind. „Viele kennen etwa das alte Liedgut nicht mehr“, erzählt er. Selbst Schulgottesdienstund Konfiunterricht-Klassiker wie „Lobet den Herren“, „Laudato si“, „Danke“oder „Komm’ sag es allen weiter“, sind vielen nicht mehr bekannt.
Mittlerweile findet man auch viel charismatisches Liedgut aus dem Bereich der christlichen Popmusik, das ältere Gemeindeglieder nicht kennen. „Die Frage ist, wie man mit
sagt mitsingen. Einfach trauen, vertraut ist, darf trotzdem Wer mit dem Liedgut nicht nicht
den Refrain vor. Wer sich Chor die erste Strophe und Pfarrer Fucks. Oft singt der einfach mitsummen.
textsicher fühlt, darf auch
Kirche. meisten Besucher in die Konfirmation kommen die An Weihnachten und zur werden. „Aber die Kirche ist
gerne Plätze freigehalten Für enge Verwandte dürfen zur
Besucher nehmen und sich sollte Rücksicht auf andere kein Swimmingpool, man
man zusätzliche Plätze braucht.“Presbyter wenden, wenn Not an den Küster oder die
rausgehen muss, aus dass er während des Gottesdienstes Wer schon vorher weiß, Ausgangs setzen. Ansons
sollte sich in die Nähe des welchen Gründen auch immer,
und die Kirche verlassen. ten bitte dezent aufstehen
dazu. Viele und Kinder gehören selbstverständlich Konfirmation ist ein Familienfest, eingerichtet. „Wenn Eltern
Nebenraum eine Spielecke Gemeinden haben in einem sollten sie rausgehen“, sagt
das Geschehen dominieren, merken, dass ihre Kinder tun.“
würde man das ja auch irgendwann Pfarrer Fucks. „Im Konzert
oft Klingelbeutel rumgeht. Aber Geld zu spenden, wenn der Es gibt keine Verpflichtung, gesammelt. Kollekten
stes für die Jugendarbeit Konfirmationsgottesdien gut geht. wird während des dass es einem selbst
Dankbarkeit auszudrücken, sind auch ein Mittel, seine
während des GottesAngelegenheit. „Wenn man Gottesdienst ist keine statische und muss sich nicht
man ruhig eine Träne verdrücken dienstes gerührt ist, darf man auch lachen darf.
für lustige Momente, in denen zurückhalten.“Gleiches gilt dieser Verlegenheit umgeht.“In vielen Gemeinden singt daher ein Chor auch die Gemeindelieder mit, doch selbst dann trauen sich viele nicht zu singen.
Ganz ähnlich ist es beim Gebet. Pfarrer Fucks druckt immer das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser im Liedblatt ab, weil manche Besucher den Wortlaut nicht mehr auswendig können. Auch wann man im Gottesdienst aufsteht, ist vielen nicht präsent. Jede Handlung der Gemeinde muss durch den Pfarrer moderiert werden. „Wenn man möchte, dass die Gemeinde etwas tut, muss man es heutzutage sagen.“
Dabei sind Mitsingen, Mitbeten und Aufstehen wichtige Teile der Interaktion zwischen Pfarrer und Gemeinde im Gottesdienst. Besucher fühlen sich aber oft mehr als Publikum, statt als Teil einer Gemeinde, die den Gottesdienst mitgestaltet. Daher kommt auch der Drang, nach jedem Programmpunkt zu applaudieren – sei es das Elternwort oder ein Chorlied. „Ich übergehe das meistens“, sagt der Pfarrer.
In vielen Gemeinden ist der Konfirmationsgottesdienst liturgisch sehr verschlankt worden. Das Abendmahl findet oft schon am Vorabend in einem gesonderten Gottesdienst statt. Die Predigt ist mehr eine Ansprache an die Konfirmanden als eine ausführliche Auslegung eines Bibelverses. Theologen sprechen von „Kasualgottesdienst“. Die Pfarrer achten mittlerweile auch darauf, dass der Gottesdienst nicht länger als eineinhalb Stunden dauert. Wird mehr Zeit nötig, werden viele in der Kirche spürbar ungeduldig.
So erzählt Fucks von einem Kollegen, der neulich bei einer Kommunion in Köln war. Dabei sah er zu, wie ein Mann im Seitenschiff der Kirche in aller Ruhe eine Zigarette rauchte.