REISE&WELT
bender Bergkulisse nur in den Sommermonaten bewohnt ist. Jetzt genießen sie Entenschenkel mit Ratatouille, dazu Landwein und Lindenblütentee. Dafür sorgt die junge Französin Coralie, die das Gepäck der Wanderreisenden per Auto von Station zu Station transportiert, ihnen morgens das Frühstück und abends ein lokaltypisches Dreigänge-Menu serviert. Coralie ist eine von rund 200 Provenzalen, die seit Beginn des Retrouvance-Projekts im Jahr 1996 jedes Jahr wieder einen sicheren Arbeitsplatz finden: als Busfahrer, Restaurator, Koch, Logistiker.
Dass man sich nun an die Wiederbelebung der einstigen Dörfer wagt, mag an der beharrlichen Wiederaufforstung des ONF liegen. „Heute wird jeder Baum von uns katalogisiert, nach 20 Jahren gefällt und verkauft“, weiß Michaël Reboule, ONF-Försterkollege im Haut-Verdon. Inzwischen sind neben den bewährten österreichischen Schwarzkiefern auch Berg- und Aleppo-Kiefern hinzugekommen und zeugen von einer intakten Waldlandschaft. Im Haut-Verdon sieht man sie überall, auch auf dem Weg nach Peyresq.
Im schönsten der einst verlassenen Provence-Bergdörfer ticken die Uhren scheinbar noch heute so wie vor 100 Jahren. Auf einem Felsplateau gelegen, ragen Hausfassaden aus den Bergwänden, hölzerne Balkone laden zum Verweilen ein, grasgesäumte Schotterpisten führen durch mittelalterliche Gassen. Thymianduft liegt in der Luft. Jahrhundertelang war das Dorf ein Grenzposten zwischen Frankreich und dem italienischen Herzogtum Savoyen. Heute zieht es Professoren, Wissenschaftler und Künstler aus der ganzen Welt zum Austausch und Studieren in dieses neue, alte Dorf ohne Straßen, das nun der Universität Brüssel gehört.
Was sehr abgelegen klingt, ist schnell erreicht. In zwei Stunden bahnt sich die Pinienbahn den Weg vom mondänen Nizza an der Côte d’Azur hinauf in die Berge. Sie hält an ehemaligen Stationen, deren Wartehäuschen nun mancherorts schöne Cafés sind, und schließlich am Bahnhof Thorame. Einsam und verlassen liegt er da, wie der Drehort eines Kinofilms. Die Redaktion wurde von Wikinger Reisen zu der Reise eingeladen.