Hilfe auf vier Pfoten
Haustiere haben auf Menschen großen Einfluss. Zwar verlangen etwa Hunde viel Aufmerksamkeit, weil sie ständig Gassi geführt werden wollen. Die Reaktion von Fremden ist aber meist freundlich, wenn Herrchen oder Frauchen ihnen unterwegs mit schwanzwedelndem Hund begegnen. Diese positive Wirkung, die auch bei vielen anderen Tieren zu beobachten ist, machen sich Therapeuten zunutze, die Haustiere bei Behandlungen einsetzen.
„Sie sollen die eigentliche Therapie unterstützen – oft nur durch ihre Anwesenheit“, sagt Detlev Nolte vom Forschungskreis Heimtiere in der Gesellschaft. Der grundlegende Wirkungszusammenhang bestehe darin, dass Menschen für Haustiere Empathie empfinden. Sie haben ihnen gegenüber selten Vorurteile und reagieren daher meist positiv. Das kann bei Behandlungen Türen öffnen.
„Die Beziehung zu Tieren ist evolutionär begründet“, erläutert Professor Erhard Olbrich, der die Psychologie der Mensch-Tier-Beziehung erforscht hat und Präsident der International Society for Animal-Assisted Therapy ist. Denn die meiste Zeit der Menschheitsgeschichte haben Menschen mit Tieren zusammengelebt. Das hat sie geprägt.
„Im direkten Kontakt mit Tieren verändert sich das Verhalten der meisten Menschen unmittelbar“, ergänzt Kristina Saumweber vom Institut für Tiergestützte Therapie und Pädagogik. Weil es schön sei, mit einem Tier zu spielen oder es zu streicheln, verbessere sich die Stimmung. Die Menschen entspannten sich und könnten Blockaden abstreifen. Studien hätten gezeigt, dass Körper- kontakt mit Tieren zudem Stress abbaue. „Hierdurch öffnet sich für den Therapeuten ein Fenster, das sich sonst vielleicht erst später oder gar nicht öffnen würde“, sagt Saumweber. Er könne einen entspannten Kontakt zum Patienten aufbauen, der die Grundlage einer erfolgreichen Therapie sei.
Denn die Tiere wirken sich nicht direkt auf die eigentliche Erkrankung aus. Ausgebildete Therapeuten setzten Tiere „unterstützend“ein, betont Olbrich. „Der ausgebildete Therapeut integriert das Tier in das für den Patienten ausgewählte Programm“, erklärt Kristina Saumweber. Bei der begleitenden Therapie von Kindern sind Hunde nur ein „Hilfsmittel im Hintergrund“, sagt Detlev Nolte vom Forschungskreis Heimtiere in der Gesellschaft. „Sie wirken nicht spezifisch.“Die Einsatzmöglichkeiten von Tieren bei der Unterstützung therapeutischer Prozesse sind dennoch überaus vielfältig. Das Spektrum, in dem tiergestützte Therapien zum Einsatz kommen, reicht von Lähmungen und Behinderungen bis hin zu neurologischen Erkrankungen.