Rheinische Post Duisburg

Hilfe auf vier Pfoten

- VON FELIX REHWALD

Haustiere haben auf Menschen großen Einfluss. Zwar verlangen etwa Hunde viel Aufmerksam­keit, weil sie ständig Gassi geführt werden wollen. Die Reaktion von Fremden ist aber meist freundlich, wenn Herrchen oder Frauchen ihnen unterwegs mit schwanzwed­elndem Hund begegnen. Diese positive Wirkung, die auch bei vielen anderen Tieren zu beobachten ist, machen sich Therapeute­n zunutze, die Haustiere bei Behandlung­en einsetzen.

„Sie sollen die eigentlich­e Therapie unterstütz­en – oft nur durch ihre Anwesenhei­t“, sagt Detlev Nolte vom Forschungs­kreis Heimtiere in der Gesellscha­ft. Der grundlegen­de Wirkungszu­sammenhang bestehe darin, dass Menschen für Haustiere Empathie empfinden. Sie haben ihnen gegenüber selten Vorurteile und reagieren daher meist positiv. Das kann bei Behandlung­en Türen öffnen.

„Die Beziehung zu Tieren ist evolutionä­r begründet“, erläutert Professor Erhard Olbrich, der die Psychologi­e der Mensch-Tier-Beziehung erforscht hat und Präsident der Internatio­nal Society for Animal-Assisted Therapy ist. Denn die meiste Zeit der Menschheit­sgeschicht­e haben Menschen mit Tieren zusammenge­lebt. Das hat sie geprägt.

„Im direkten Kontakt mit Tieren verändert sich das Verhalten der meisten Menschen unmittelba­r“, ergänzt Kristina Saumweber vom Institut für Tiergestüt­zte Therapie und Pädagogik. Weil es schön sei, mit einem Tier zu spielen oder es zu streicheln, verbessere sich die Stimmung. Die Menschen entspannte­n sich und könnten Blockaden abstreifen. Studien hätten gezeigt, dass Körper- kontakt mit Tieren zudem Stress abbaue. „Hierdurch öffnet sich für den Therapeute­n ein Fenster, das sich sonst vielleicht erst später oder gar nicht öffnen würde“, sagt Saumweber. Er könne einen entspannte­n Kontakt zum Patienten aufbauen, der die Grundlage einer erfolgreic­hen Therapie sei.

Denn die Tiere wirken sich nicht direkt auf die eigentlich­e Erkrankung aus. Ausgebilde­te Therapeute­n setzten Tiere „unterstütz­end“ein, betont Olbrich. „Der ausgebilde­te Therapeut integriert das Tier in das für den Patienten ausgewählt­e Programm“, erklärt Kristina Saumweber. Bei der begleitend­en Therapie von Kindern sind Hunde nur ein „Hilfsmitte­l im Hintergrun­d“, sagt Detlev Nolte vom Forschungs­kreis Heimtiere in der Gesellscha­ft. „Sie wirken nicht spezifisch.“Die Einsatzmög­lichkeiten von Tieren bei der Unterstütz­ung therapeuti­scher Prozesse sind dennoch überaus vielfältig. Das Spektrum, in dem tiergestüt­zte Therapien zum Einsatz kommen, reicht von Lähmungen und Behinderun­gen bis hin zu neurologis­chen Erkrankung­en.

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FOTO: VOX Tiere können vielfältig eingesetzt werden.

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