Rheinische Post Duisburg

Kaum Unterschie­de zum Original

- VON JAN LUHRENBERG

Die BSG Baskets aus Buchholz, die sogar in der ersten Bundesliga gespielt haben, gibt es bereits seit über 50 Jahren. Trotz der jahrelange­n Tradition und Erfolge: Rollstuhlb­asketball war und ist immer noch ein Nischenspo­rt.

Hans Müller setzt sich seit 1995 regelmäßig in einen Rollstuhl. Nicht weil er auf ihn angewiesen ist. Er ist Trainer einer Mannschaft, die einen besonderen Sport ausübt. Bei der BSG Basket Duisburg ist Müller Übungs- und Abteilungs­leiter der Rollstuhlb­asketballe­r. „Über meinen Sohn Benedikt bin ich zu dem Sport gekommen“, sagt der 62-jährige Berufsschu­llehrer. Damals habe er für seinen querschnit­tsgelähmte­n Sprössling eine sportliche Betätigung gesucht. Als bei Turnieren Spieler fehlten, habe sich Müller dann selbst auf den Platz und in den Rollstuhl gewagt.

Die BSG Baskets aus Buchholz gründeten sich 1965 aus einer Gruppe Menschen, die mit einer Querschnit­tslähmung in der BG Unfallklin­ik behandelt wurden. „Frisch verunglück­ten Personen sollte weiterhin ermöglicht werden, Sport zu treiben“, erläutert Verena Schwarz, die seit zwei Jahren für die Öffentlich­keitsarbei­t der Mannschaft zuständig ist. Der Erfolg ist dabei auch nicht ausgeblieb­en: Die Mannschaft spielte einige Jahre in der ersten Bundesliga und gewann 1991 sogar einen europäisch­en Pokal.

Obwohl einige Regeln an Rollstuhlf­ahrer angepasst werden mussten, unterschei­det sich Rollstuhlb­asketball kaum vom Original. Eine Regel, die zwangsläuf­ig geändert werden musste, ist der Schrittfeh­ler. Der Rollstuhlf­ahrer darf lediglich zweimal mit der Hand am Reifen ziehen, dann muss er den Ball prellen. „Der wichtigste Unterschie­d zu klassische­m Basketball ist aber eine Klassifizi­erung“, so Schwarz. So werden Spieler in fünf Gruppen eingeteilt. Sportler mit starker Behinderun­g erhalten beispielsw­eise einen Punkt, Fußgänger oder Menschen mit leichter Behinderun­g 4,5 und somit die maximalen Punkte. „Die fünf Feldspiele­r dürfen zusammen nicht mehr als 14,5 Punkte haben“, erklärt die 33jährige Fotografin. „Zudem dürfen nur zwei Fußgänger gleichzeit­ig auf dem Feld stehen.“

Auch im Team der BSG Baskets befinden sich einige Fußgänger und zwei Spielerrin­nen, die aus dem klassische­n Basketball zur Mannschaft gestoßen sind. „Am Anfang ist es sehr schwer, das Rollstuhlf­ahren und den Basketball gleichzeit­ig zu koordinier­en. Ich habe das erste halbe Jahr oft auf dem Rücken gelegen“, sagt Müller.

Der Rollstuhl ist speziell für den Sport und an die einzelnen Spieler angepasst – etwa in der Sitzhöhe oder -breite. Die Räder sind nach außen geneigt, damit die Spieler wendiger sind. Des weiteren verfügt der Stuhl über keine Bremsen. Sogenannte Rammbügel sorgen stattdesse­n dafür, dass gegnerisch­e Spieler einem nicht zu nahe kommen. Viele Spieler würden sich auch im Stuhl anschnalle­n, damit sie nicht aus dem Sportgerät fallen. Während sich Behinderte einen Stuhl vom Arzt verschreib­en lassen können, sei es für Fußgänger schwierig, einen optimalen Rollstuhl zu finden. „Sie bekommen übergeblie­bene Geräte vom Verein, die dann teilweise mühselig umgebaut werden müssen“, so Schwarz.

Im nächsten Jahr wird das Team, bestehend aus 17 Spielern im Alter von 17 bis 76 Jahren, in der Oberliga antreten. Die Saison beginnt voraussich­tlich im September und dauert bis Mai.

In dieser Zeit werden acht bis zehn Spiele ausgetrage­n, wobei meistens immer zwei Spiele an einem Tag stattfinde­n. Für die Spiele muss das Team auch mal lange Wege auf sich nehmen. „Der weiteste war zum Spiel in Quakenbrüc­k“, sagt Schwarz. „Die Hochburg für Rollstuhlb­asketball liegt aber in NRW, vor allem in Köln.“

Ein Spieler, der bereits seit 2015 mit an Bord ist, ist Oliver Dickmann. Der 27-Jährige mit Halbseiten­lähmung hat vor über 15 Jahren in der Schule angefangen, den Sport auszuüben. Er beschreibt Rollstuhlb­asketball als eine „Sucht“und hat noch große Ziele: „Ich möchte mit dem Team aufsteigen.“An dem Sport schätzt er vor allem, dass Leute mit und ohne Behinderun­g zusammenko­mmen.

Trainer Müller wünscht sich auch aufgrund dieser Funktion mehr Aufmerksam­keit für Rollstuhlb­asketball und Behinderte­nsport allgemein. Er findet es schade, dass neben dem Basketball auch die vielen anderen Sportarten für Behinderte derart unbekannt sind. „Ich glaube, wir müssen noch viel Aufklärung leisten“, so der 62-Jährige. „Es muss vor allem bei jungen Leuten und ihren Eltern in die Köpfe, dass es diese Sportarten gibt.“

Die Mannschaft spielte

einige Jahre in der ersten Bundesliga und gewann 1991 einen europäisch­en Pokal.

Die Mannschaft trainiert jeden Montag und Mittwoch ab 18 Uhr in der Sporthalle Im Reimel 9, 47259 Duisburg. Weitere Informatio­nen finden Sie unter http://bsgbaskets.de im Internet.

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FOTOS (2): VERENA SCHWARZ Bei den Spielen geht’s richtig zur Sache, wie dieses Foto zeigt.
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