INKA GRINGS „Ich will Profispieler entwickeln, keine Hobbyspieler“
Inka Grings zieht nach drei Jahren als Trainerin des MSV ein gemischtes Fazit. Nach dem Klassenerhalt überwiegt der Stolz auf das Geleistete.
FUSSBALL Zum Abschied gab’s Blumen vom Vorstand, klar. Aber auch eine „Ehrung“, über die sich Inka Grings besonders freute. Marina Hartmann, „Edelfan“von Abschlussgegner Turbine Potsdam, überreichte der scheidenden Trainerin der MSV-Fußballfrauen eine selbstgebastelte Collage mit zahlreichen Erinnerungsstücken. Das war passend zum Ende ihrer dreijährigen Amtszeit bei den Zebras, die sie mit dem Klassenerhalt in der Bundesliga beschließen konnte. Thomas Kristaniak blickt im Gespräch mit der 37-jährigen Ex-Torjägerin auf ihre Zeit in Duisburg zurück – und auf ihre neue Aufgabe bei Viktoria Köln voraus. Das letzte Saisonspiel ist vorbei. Sind Sie noch im MSV-Modus, haben Sie sich schon auf Viktoria Köln eingestellt oder können Sie jetzt erst einmal abschalten? INKA GRINGS Erst einmal haben wir am Mittwoch noch einmal einen schönen gemeinsamen Abschlussabend. Abschalten kann ich aber erst einmal nicht, weil wir in Köln auch noch Planungsgespräche für die neue Saison führen. Es ist aber auch nicht so, dass ich jetzt urlaubsreif wäre, zumal es im Moment auch viel Spaß macht. Da spielt sicher auch der Umstand eine Rolle, dass Sie mit dem MSV den Klassenerhalt geschafft haben. GRINGS Ja, ein schönerer Abgang war nicht möglich. Wie fällt Ihr Fazit nach drei Jahren als MSV-Trainerin aus? GRINGS Die Arbeit mit der Mannschaft war eindeutig das Wichtigste für mich. Wir hatten viele Höhen, auch viele Tiefen. Keine Frage, es war angesichts der finanziellen Umstände auch immer etwas schwierig, aber wir haben diese Situation angenommen. Sicherlich war es manchmal etwas frustrierend, wenn man gewisse Spielerinnen nicht bekommen hat, doch am Ende können wir auf das, was wir erreicht haben, sehr stolz sein. Wobei es letztlich ja so war, dass die Mannschaft sogar einen Punkt weniger geholt hat als vor zwei Jahren beim Abstieg aus der 1. Bundesliga. Das kann Sie als Trainerin sicherlich nicht zufriedenstellen. GRINGS Nein, dafür ist auch mein Ehrgeiz zu groß. Aber man muss auch sagen, dass unter den gegebenen Umständen nicht viel mehr möglich war. Ich will nicht jammern, aber es gab eben auch in der Hinrunde viele Ausfälle, die wirklich weh taten. Die Mannschaft hat das stark aufgefangen und sich in der Rückrunde auch von der Resonanz her klar verbessert. Von den Ergebnissen her waren wir oft nah dran, haben aber in Spielen wie gegen München oder Frankfurt nicht die Punkte geholt, die uns gut getan hätten. Welche Spielerin hat sich unter Ihnen besonders gut entwickelt? GRINGS Das ist superschwer, das müssen vielleicht eher andere beurteilen. Ich denke mal, dass sich jede Spielerin auf ihre Weise entwickelt hat. Gibt es auch Spielerinnen, von denen Sie eher enttäuscht sind? GRINGS Auf alle Fälle, ja. Welche Perspektive sehen Sie für die MSV-Frauen? GRINGS Es bleibt schwierig, weil die finanziellen Möglichkeiten auch weiterhin begrenzt sind und sich der Frauenfußball ja auch weiterentwickelt. Ich hoffe, dass der MSV das versteht und vielleicht mal ein wenig investiert. Wichtig ist es auch, einen guten Unterbau zu haben. Hat denn Ihr Wechsel zum männlichen Nachwuchs eine Signalwirkung – hat der Frauenfußball an Popularität verloren hat? GRINGS Auf gar keinen Fall! Der Frauenfußball ist in der Gesellschaft angekommen und als Breitensport etabliert. Er wird sich auch mit Sicherheit noch weiterentwickeln. Man ist vielleicht immer noch zu sehr von der Weltmeisterschaft 2011 geblendet, als wir diesen extremen Hype hatten. Wir müssen aber mit den Vergleichen zum Männer-Fußball aufhören. Was ist denn Ihre Motivation, eine Jungenmannschaft zu trainieren? GRINGS Ich will Profispieler entwickeln, keine Hobbyspieler. Dafür habe ich nicht den Fußballlehrer gemacht, dafür habe ich in 30 Jahren noch Zeit. Es ist halt schon eine andere Perspektive, weil Mädchen in ihren Möglichkeiten, Fußballprofis zu werden, sehr limitiert sind. Jungen in diesem Alter haben ein anderes Denken, andere Ziele.