Rheinische Post Duisburg

MSV hat mit dem Pokal das Maximum erreicht

- VON DIRK RETZLAFF

Die Zebras gewinnen das Finale um den Niederrhei­npokal bei Rot-Weiß Essen mit 2:0. Ilia Gruev verschlug es glatt die Sprache.

FUSSBALL Der Kapitän ging vor dem Spielende noch einmal an Bord. Was Branimr Bajic von Wayne Rooney unterschei­det: Der Engländer in Diensten von Manchester United streifte sich am Mittwoch im Europa-League-Finale gegen Ajax Amsterdam noch die Binde um. Bajic überließ das prestigetr­ächtige Stück Stoff hingegen weiter seinem Stellvertr­eter Kevin Wolze, der die Fußballer des MSV Duisburg knapp zwei Stunden zuvor als Kapitän in das FVN-Pokalfinal­e, das der MSV mit 2:0 (1:0) bei Regionalli­gist RotWeiß Essen gewann, geführt hatte.

Damit nicht genug. Bei der Siegerehru­ng warteten Bajic und Wolze bis zum Schluss, ehe sie sich gemeinsam ihre Medaillen abholten. Den FVN-Pokal stemmte Wolze in die Höhe. „Wir verstehen uns auch privat sehr gut“, so Wolze, der in der 48. Minute mit einem 17-MeterFreis­toß das 2:0 für den MSV erzielt hatte. Wolze-Freistöße haben einen ähnlichen Seltenheit­swert wie Einsätze von Branimir Bajic im defensiven Mittelfeld. Bajic spielte am Donnerstag die fünf Minuten nach seiner Einwechslu­ng auf der Sechs, und Wolze zirkelte den Ball beim Freistoß ins Netz. Das alles gab es in dieser Saison noch nicht. „Ich schieße ja sonst keine Freistöße“, lachte Wolze, der im Training zuletzt aber ein paar Sonderschi­chten mit dem ruhenden Ball eingelegt hatte. Es hat sich gelohnt.

Nach Aufstieg und Drittliga-Meistersch­aft durften die Zebras am Donnerstag nun zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit feiern. Flott streiften sich die Meideriche­r nach dem Abpfiff die neuen T-Shirts mit dem Schriftzug „Jubel, Double, Heiterkeit“über – die Shirts waren gestern im Fanshop bereits ausverkauf­t, am Mittwoch kommt Nachschub – und genossen den letzten Triumph in dieser Saison. Enis Hajri, diesmal als Innenverte­idiger am Ball, ordnete die jüngsten Erfolge ein. Titel sind schön, aber es gibt auch Wichtigere­s. „Der Klassenerh­alt in der letzten Saison wäre höher zu bewerten gewesen“, so Hajri. Da können die Zebras in der nächsten Saison etwas nachholen.

Der MSV bestimmte über weite Strecken das Spiel, auch wenn RWE nach dem Seitenwech­sel und der zehnminüti­gen Unterbrech­ung, die Fangruppen beider Lager durch das Abfeuern von Leuchtkörp­ern verursacht­en, stärker wurde.

Mael Corboz, der im Ligabetrie­b keine Rolle spielte, agierte 90 Minuten im defensiven Mittelfeld mit ei- ner soliden Leistung. Überragend­er Akteur war jedoch Fabian Schnellhar­dt, der an der Hafenstraf­e aufblühte. Sein Wert für das Team wurde beim Treffer zur Duisburger 1:0Führung in der 31.Minute deutlich. Schnellhar­dt verlor den Ball durch ein leichtsinn­iges Abspiel, eroberte die Kugel aber sofort zurück und bediente den Torschütze­n Simon Brandstett­er mustergült­ig.

Die Duisburger Führung war verdient, weil die Gäste vor 17000 Besuchern zuvor schon zwei gute Möglichkei­ten vergeben hatten. Erst hatte Stanislav Iljutcenko mit einem abgefälsch­ten Ball Pech (22.), dann scheiterte Dustin Bomheuer in Anschluss an einen Eckball von Andreas Wiegel mit einem Flachschus­s an RWE-Schlussman­n Robin Heller. RWE-Trainer Sven Demandt war nur mit der zweiten Halbzeit seiner Mannschaft zufrieden: „Da haben wir dem MSV einen Pokalfight geliefert, wie ich ihn mit von der ersten Minute an gewünscht hätte.“Essen verpasste jedoch den Anschlusst­reffer, der noch einmal für Spannung hätte sorgen können. Stürmer Marcel Platzek vergab die besten Chancen zum 1:2. In der 62. Minute traf er zwar ins Netz, Schiedsric­hter Sven Heinrichs erkannte jedoch die Abseitspos­ition. MSV-Torwart Mark Flekken riskierte sieben Minuten vor dem Spielende gegen Platzek Kopf und Kragen und bereinigte die Situation.

Zwei Minuten vor dem Spielende verschlug es MSV-Trainer Ilia Gruev noch die Sprache. Eine laute Anweisung war zu viel für seine Stimmbände­r. Bei der Pressekonf­erenz konnte der 47-Jährige nur noch mit schwacher und heiserer Stimme sein Statement abgeben: „Das ist der Wahnsinn. Mit Aufstieg, Meistersch­aft und Pokal haben wir das Maximum erreicht.“

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Und wieder ein Jubelbild mit Zebras und Pokal: Nach dem Meistertit­el in der 3. Liga feierte der MSV in Essen den Gewinn des Niederrhei­npokals.
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FOTOS: THORSTEN TILLMANN Gemeinsam zur Siegerehru­ng: die MSV-Kapitäne Branimir Bajic (links) und Kevin Wolze.

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