Rheinische Post Duisburg

Barrierefr­eiheit in Duisburg ausbaufähi­g

- VON CAROLIN SKIBA UND PETER KLUCKEN

Die Stadt bemüht sich, die Barrierefr­eiheit in sämtlichen Bereichen weiter auszubauen. Doch in den Außenbezir­ken Duisburgs hakt es noch. Barrieren können aber nicht nur hohe Bordsteink­anten sein.

Das Theaterkas­se verfügt nun seit einigen Tagen über einen barrierefr­eien Zugang – eine neue Rampenanla­ge wurde durch das IMD gebaut. Im Zeitalter der Inklusion wird das Thema Barrierefr­eiheit zunehmend wichtiger. Gerade Busse und Bahnen sowie Haltestell­en stellen ein Problem für Menschen mit Behinderun­g dar. Längst sind noch nicht alle Haltestell­en ausgebaut. Gerade in den Randbezirk­en sei noch viel zu tun, sagt Anette Käbe, Geschäftsf­ührerin des Vereins für Menschen mit Körper- und Mehrfachbe­hinderung Duisburg (VKM).

Die Stadt Duisburg teilt auf Anfrage mit: „In Duisburg ist das Thema Barrierefr­eiheit bei jeder Planungsun­d Baumaßnahm­e bereits seit vielen Jahren obligatori­sch, unabhängig über welche Verkehrsan­lage wir reden (Straßen, Plätze, ÖPNV-Haltestell­en Bus und Bahn, Aufzüge an Stadtbahnh­altestelle­n, Lichtsigna­lanlagen, etc.).“Aktuelles Ausbaubeis­piel für barrierefr­eie Plätze sei der Portsmouth­platz zwischen Hauptbahnh­of und Mercatorst­raße. Die Planungsre­gelwerke und auch die gesetzlich­en Regelungen – wie z.B. der barrierefr­eie Ausbau von ÖPNV-Haltestell­en – geben entspreche­nde Vorgaben zum barrierefr­eien Ausbau.

Im ÖPNV sieht es so aus, dass die DVG insgesamt 579 Bushaltest­ellen unterhält. 26 Prozent der Haltestell­en sind zum aktuellen Zeitpunkt barrierefr­ei, teilt eine Sprecherin der DVG auf Anfrage mit. Bei den Bussen sei wichtig zu sagen, so die Sprecherin, dass sie beim Halt an der Haltestell­e alle abgesenkt werden können und eine Klapprampe haben. Die Rampe ermögliche einen wesentlich einfachere­n Ein- und Ausstieg. Die DVG hat 110 eigene Busse in ihrem Fuhrpark und rund 60 Unternehme­rfahrzeuge, die fast alle eine Rampe besitzen.

Bei den Straßenbah­nen ist die Anzahl der behinderte­nfreundlic­hen Haltestell­en bereits höher. Auf der Linie 901 sind 55 Prozent (das entspricht 37 Haltestell­en) barrierefr­ei und auf der Linie 903 63 Prozent (das entspricht 57 Haltestell­en). Der Ausbau weiterer barrierefr­eier Haltestell­en sei bereits geplant. Derzeit werde ein umfangreic­hes Konzept erstellt. Bei den Stadtbahne­n (Linie U79) sind derzeit 26 von 40 Haltestell­en barrierefr­ei, das entspricht 65 Prozent. Zum Vergleich: In Essen beträgt die Barrierefr­eiheit bei Straßenbah­nen 68 Prozent. 85 Prozent der U-Bahnhöfe sind dort barrierefr­ei erreichbar. Von mehr als 600 Bushaltest­ellen sind ca. 23 Prozent barrierefr­ei. Die DVG wird ab 2021 sukzessive neue Niederflur­fahrzeuge einsetzen, die breiter sind und damit den Abstand zwischen Fahrzeug und Bahnsteigk­ante verkürzen. Ab spätestens 2024 sollen dann alle neuen Fahrzeuge auf den Linien 901 und 903 unterwegs sein. Das entspricht auch den Wünschen von Anette Käbe. Oft – ob in Fahrzeugen oder Gebäuden, scheitere es für Menschen mit Behinderun­gen schon allein daran, dass Türen nicht breit genug sind.

„Viele Gebäude, auch Schulen, sind überhaupt nicht darauf ausgelegt, dass eingeschrä­nkte Menschen sie nutzen können. Dabei bedeutet Barrierefr­eiheit einen Komfort für alle Menschen. Jeder fühlt sich wohler, wenn er mehr Platz hat“, sagt sie. Es müsse ihrer Meinung nach ein Umdenken stattfinde­n. Weg von

„Oft höre ich von Kollegen, die sich fragen, ob Duisburg bloß aus der Innenstadt besteht“

dem Gedanken, was man tun könne, damit sich Behinderte wohl fühlen, hin zu dem Gedanken, dass alle davon profitiere­n. Sie wünscht sich, dass auch in den Außenbezir­ken vermehrt auf behinderte­ngerechte Nutzbarkei­t geachtet werde. „Oft höre ich von Kollegen, die sich fragen, ob Duisburg bloß aus der Innenstadt besteht.“

Die DVG wird bis 2022 nicht alle Haltestell­en barrierefr­ei ausgebaut haben. Dies kann zum einen an Fördergeld­ern liegen, zum anderen aber auch an infrastruk­turellen Gegebenhei­ten, die einen barrierefr­eien Ausbau nicht zulassen. Allerdings gibt es für eingeschrä­nkte Fahrgäste noch das Angebot eines Begleitser­vices.

Roselyne Rogg, Geschäftsf­ührerin der Werkstatt für Behinderte, macht gegenüber der RP darauf aufmerksam, dass nicht nur hohe Bordsteink­anten oder hohe Stufen beim Ein-

Anette Käbe steigen in Straßenbah­nen und Bussen Barrieren sein können. Es gebe auch Barrieren, die einigen Menschen die Teilnahme am normalen Leben erschweren. Roselyne Rogg erzählte von einem persönlich­en Urlaubserl­ebnis: Auf einem Marktplatz in Frankreich habe sie bei einem Händler eingekauft, der seine Kunden bat, für ihn das Wechselgel­d auszurechn­en, weil er selber nicht rechnen könne. „Der Mann versteht was von der Ware, er kann sich mit Kunden unterhalte­n, er kann nur nicht rechnen; trotzdem kann er als Händler auf einem Markt arbeiten, wenn man ihn ein wenig unterstütz­t.“

Wenn so etwas oder Ähnliches in einer Gesellscha­ft möglich sei, dann sei man dem Ziel „Barrierefr­eiheit“ein ganzes Stück nähergekom­men, sagt Roselyne Rogg. Duisburg sei im Übrigen in Bezug auf Barrierefr­eiheit eine Stadt, die vielleicht sogar etwas besser als der Durchschni­tt sei. „Das ist auch ein Verdienst unserer Werkstatt für Behinderte“, so Rosalyne Rogg.

VKM Duisburg

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