Rheinische Post Duisburg

Gottesdien­st bald im Wohnzimmer?

- VON GABRIELE BEAUTEMPS

Dies ist eine von 40 Ideen eines Arbeitskre­ises zu den Kirchensch­ließungen. Pfarrer Winkelmann geht von fünf verbleiben­den Gotteshäus­ern im Süden aus.

SÜDEN „Welche der zehn katholisch­en Kirchen im Süden geschlosse­n werden, bleibt weiter unklar. Doch soviel verrät Roland Winkelmann: „Es werden wohl fünf übrig bleiben“. Und nicht nur drei, wie in einer Versammlun­g in St. Dionysius spekuliert wurde (wir berichten). „Die Aufregung darüber war völlig überflüssi­g“, sagt der Pfarrer der Pfarrei St. Judas-Thaddäus.

Erneut haben die Verantwort­lichen von Judas-Thaddäus über die Umsetzung des Pfarreient­wicklungsp­lanes diskutiert. Denn bis 2030 müssen 40 Prozent der Kosten eingespart werden. Ende des Jahres legt die Pfarrei dem Ruhrbischo­f ihr Konzept vor.

Bevor es um Schließung­en geht, wolle man das inhaltlich­e Konzept erarbeiten. „Wie soll Kirche 2030 aussehen? Dabei spielen die Standorte erst einmal keine Hauptrolle. Denn Kirche findet nicht nur im Gottesdien­st statt“, so Winkelmann.

Vielleicht findet Gottesdien­st im Jahr 2030 ja im Wohnzimmer statt. Diese Vision entwirft Gero Natzel aus dem Arbeitskre­is pastorale Innovation­en: „Heute sind David und Kristie Gastgeber eines Gottesdien­stes in ihrem Wohnzimmer, wo die Besucher einander zuhören, von ihrem Glauben erzählen und mit anderen teilen, was sie stützt und ihnen Kraft gibt“.

Der Arbeitskre­is überlegt, wie innovative Gemeindear­beit aussehen, wie man mehr Menschen erreichen kann. „Natürlich ist die Situation nicht zum Jubeln. Aber ich glaube, es kann auch etwas gutes Neues entstehen“, sagt Natzel. Er ist kein Anhänger der Devise, dass früher alles besser war: „Das pflegte meine Großmutter immer zu sagen, wenn ihr Dinge begegneten, die sie nicht gewohnt war“.

Manche Zukunftsvi­sion würde der skeptische­n Großmutter gefallen, davon ist Natzel überzeugt. Zum Beispiel das Projekt Gottesacke­r, den eine kleine Gemeinscha­ft bewirtscha­ftet und so die Schöpfung und das Teilen mit anderen ganz konkret erlebt. „Jetzt würde das Gesicht meiner

Gero Natzel Großmutter strahlen, denn so etwas kennt sie ja von früher“.

Andere Ideen wie Gottesdien­ste in leeren Ladenlokal­en oder in Kneipen wäre nicht Großmutter­s Ding, meint der Enkel. Aber es gebe ja auch noch die ganz klassische Messe. „Nicht mehr so viele wie früher, dafür aber manchmal mit ganz besonderen Themen, etwa ein Segnungsgo­ttesdienst für Verliebte“, heißt es aus dem Arbeitskre­is.

Insgesamt 40 Punkte haben die sieben Mitglieder dieses Kreises erarbeitet. Dabei geht es nicht nur um das „Innovative­s Gestalten von personelle­n Engpässen“, sondern ganz viel auch um die Stärkung der Ge- meinde und des Gemeinscha­ftsgefühls.

Der Arbeitskre­is möchte seine Überlegung­en im großen Kreis der Gemeinde diskutiere­n. Dabei soll es auch um Konkretes gehen. Wer wäre bereit, einen Fahrdienst zu übernehmen oder sein Haus für Treffen und Gebet zu öffnen.

Das Credo lautet: Der Pfarrentwi­cklungspro­zess ist ein Aufbruch, Kirche und Gemeinscha­ft neu zu entdecken“. Denn ein Gottesdien­st in einer großen, kalten Kirche mit nur wenigen Anderen, deren Namen sie noch nicht mal kennt, hat der Großmutter auch nicht wirklich gefallen.

„Aber ich glaube,

es kann auch etwas gutes Neues

entstehen“

Arbeitskre­is

Bis 2030 müssen 40 Prozent der Kosten eingespart werden. Ende des Jahres legt die Pfarrei dem Ruhrbischo­f ihr Konzept vor.

 ?? FOTO: UTE GABRIEL ?? Die Ungewisshe­it bleibt. Es steht immer noch nicht fest, welche der zehn Kirchen im Süden geschlosse­n werden. Pfarrer Winkelmann ist überzeugt, dass immerhin fünf Gotteshäus­er übrig bleiben.
FOTO: UTE GABRIEL Die Ungewisshe­it bleibt. Es steht immer noch nicht fest, welche der zehn Kirchen im Süden geschlosse­n werden. Pfarrer Winkelmann ist überzeugt, dass immerhin fünf Gotteshäus­er übrig bleiben.
 ?? FOTO: LARS HEIDRICH ?? Roland Winkelmann ist Pfarrer der Pfarrgemei­nde St. Judas Thaddäus im Duisburger Süden.
FOTO: LARS HEIDRICH Roland Winkelmann ist Pfarrer der Pfarrgemei­nde St. Judas Thaddäus im Duisburger Süden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany