Gottesdienst bald im Wohnzimmer?
Dies ist eine von 40 Ideen eines Arbeitskreises zu den Kirchenschließungen. Pfarrer Winkelmann geht von fünf verbleibenden Gotteshäusern im Süden aus.
SÜDEN „Welche der zehn katholischen Kirchen im Süden geschlossen werden, bleibt weiter unklar. Doch soviel verrät Roland Winkelmann: „Es werden wohl fünf übrig bleiben“. Und nicht nur drei, wie in einer Versammlung in St. Dionysius spekuliert wurde (wir berichten). „Die Aufregung darüber war völlig überflüssig“, sagt der Pfarrer der Pfarrei St. Judas-Thaddäus.
Erneut haben die Verantwortlichen von Judas-Thaddäus über die Umsetzung des Pfarreientwicklungsplanes diskutiert. Denn bis 2030 müssen 40 Prozent der Kosten eingespart werden. Ende des Jahres legt die Pfarrei dem Ruhrbischof ihr Konzept vor.
Bevor es um Schließungen geht, wolle man das inhaltliche Konzept erarbeiten. „Wie soll Kirche 2030 aussehen? Dabei spielen die Standorte erst einmal keine Hauptrolle. Denn Kirche findet nicht nur im Gottesdienst statt“, so Winkelmann.
Vielleicht findet Gottesdienst im Jahr 2030 ja im Wohnzimmer statt. Diese Vision entwirft Gero Natzel aus dem Arbeitskreis pastorale Innovationen: „Heute sind David und Kristie Gastgeber eines Gottesdienstes in ihrem Wohnzimmer, wo die Besucher einander zuhören, von ihrem Glauben erzählen und mit anderen teilen, was sie stützt und ihnen Kraft gibt“.
Der Arbeitskreis überlegt, wie innovative Gemeindearbeit aussehen, wie man mehr Menschen erreichen kann. „Natürlich ist die Situation nicht zum Jubeln. Aber ich glaube, es kann auch etwas gutes Neues entstehen“, sagt Natzel. Er ist kein Anhänger der Devise, dass früher alles besser war: „Das pflegte meine Großmutter immer zu sagen, wenn ihr Dinge begegneten, die sie nicht gewohnt war“.
Manche Zukunftsvision würde der skeptischen Großmutter gefallen, davon ist Natzel überzeugt. Zum Beispiel das Projekt Gottesacker, den eine kleine Gemeinschaft bewirtschaftet und so die Schöpfung und das Teilen mit anderen ganz konkret erlebt. „Jetzt würde das Gesicht meiner
Gero Natzel Großmutter strahlen, denn so etwas kennt sie ja von früher“.
Andere Ideen wie Gottesdienste in leeren Ladenlokalen oder in Kneipen wäre nicht Großmutters Ding, meint der Enkel. Aber es gebe ja auch noch die ganz klassische Messe. „Nicht mehr so viele wie früher, dafür aber manchmal mit ganz besonderen Themen, etwa ein Segnungsgottesdienst für Verliebte“, heißt es aus dem Arbeitskreis.
Insgesamt 40 Punkte haben die sieben Mitglieder dieses Kreises erarbeitet. Dabei geht es nicht nur um das „Innovatives Gestalten von personellen Engpässen“, sondern ganz viel auch um die Stärkung der Ge- meinde und des Gemeinschaftsgefühls.
Der Arbeitskreis möchte seine Überlegungen im großen Kreis der Gemeinde diskutieren. Dabei soll es auch um Konkretes gehen. Wer wäre bereit, einen Fahrdienst zu übernehmen oder sein Haus für Treffen und Gebet zu öffnen.
Das Credo lautet: Der Pfarrentwicklungsprozess ist ein Aufbruch, Kirche und Gemeinschaft neu zu entdecken“. Denn ein Gottesdienst in einer großen, kalten Kirche mit nur wenigen Anderen, deren Namen sie noch nicht mal kennt, hat der Großmutter auch nicht wirklich gefallen.
„Aber ich glaube,
es kann auch etwas gutes Neues
entstehen“
Arbeitskreis
Bis 2030 müssen 40 Prozent der Kosten eingespart werden. Ende des Jahres legt die Pfarrei dem Ruhrbischof ihr Konzept vor.