Rheinische Post Duisburg

Folk-Festival: umsonst und draußen

- VON STEPHAN SADOWSKI

Auch bei der 24. Auflage des Rheinhause­r Folk-Festivals soll am Bergheimer Jugendzent­rum Tempel „irgendwie jeder musikalisc­h abgeholt werden“.

BERGHEIM Fragt man Hannes Wallrich vom Orga-Team, welche Band ihm über die 24 Jahre des Folkfestiv­als am besten gefallen hat, so bekommt man nur die knappe Antwort: „Wir als Helfer kriegen kaum etwas mit von der Musik, weil wir alle irgendwo involviert sind, ob es am Bierstand ist oder sonstwo“, sagt er und lächelt. Der Gemeinscha­ftsgedanke zählt für die etwa 30 Mitglieder des Orga-Teams, die wie in den vergangene­n Jahren wohl wieder mehr als 8000 Zuschauer begrüßen werden. So haben die Initiatore­n ein ausgewogen­es musikalisc­hes Programm mit neun Bands, einem Walking Act und Kinderthea­ter für das Folkfest am 10. Juni am Jugendzent­rum Tempel zusammenge­stellt und Wallrich sagt: „Unser Ziel ist es, irgendwie jeden musikalisc­h abzuholen.“

Aus Norwegen reist das Einar Stray Orchestra an. Ursprüngli­ch gegründet als Singer-Songwriter­Projekt in einem kleinen Ort in der Nähe von Oslo, kann es die Bandbreite von kleinen Clubshows bis hin zur Festivalbü­hne des Folkfestes abdecken. Unterschie­dliche Instrument­e von Bläsern bis hin zu Streichern und schöne Chorgesäng­e werden die Zuschauer schnell in ihren Bann ziehen. Das Royal Street Orchestra aus der Umgebung von Wuppertal ist mit dabei, neun junge Männer unterschie­dlicher europäisch­er Nationalit­äten werden euroorient­alische Tonkunst mit gängigen Clubsounds in Einklang bringen, „ohne dabei in Klischees zu enden.“Die Band ist oft im Programm bei WDR 5 oder Funkhaus Europa mit ihrem Drive zur Weltmusik.

Bei Hannah Epperson aus Kanada ist es so, als ob Joni Mitchell auf das instrument­ell versierte KronosQuar­tett trifft. Es sind weich zeichneris­che Songs voller Lyrik, die sie selbst mit Geige, Samples und Per- cussions und ihrer einzigarti­gen Stimme verziert. So kann sie auf Küchensess­ions, wie auf youtube zu ersehen, genauso spielen, wie die große Bühne für sich und ihre zart besaiteten Lieder einnehmen – sicherlich eins der Highlights dieses Mal. Ebenfalls aus Kanada stammt der Multi-Instrument­alist Frase. Er verwebt Elemente der goldenen Ära des Hip-Hops, Blues und Souls mit modernen Dance-Floor-Klängen aus House oder Garage. Schon im letzten Jahr begeistert­e er mit seinem Konglomera­t aus Blues und elektronis­chen Beats. Aus der Zug- vogel-Bewegung, der Alternativ­gruppierun­g zu den Pfadfinder­n, ist das Bandprojek­t Singadjo aus Köln entstanden – eine Gruppe, die das Reisen als unerlässli­ch für ihren weltmusika­lischen Sound empfindet. Kürzlich noch im Kreativ-Quartier Ruhrort als Vorband zum Sänger Lüül, werden die zehn Musiker heiße Rhythmen aus dem Balkan und Lateinamer­ika präsentier­en, dabei in den unterschie­dlichsten Sprachen von Russisch bis Spanisch singen.

Vergangene­s Jahr wurde ihnen die Einreise aus Südafrika wegen nicht gültiger Visa verweigert – dieses Mal sind die viel erwarteten Sons of Settlers am Start, sie verweben geschickt afrikanisc­he Rhythmen mit Folkharmon­ien, so dass man meinen könnte, Coldplay goes Africa. Aus Neuss kommen die Betrayers of Babylon, die mit ihrem Reggaesoun­d den Gästen des Festivals „den Sonnensche­in herbeizaub­ern wollen.“Dazu gibt es kluge Texte, die zwar auch, aber nicht nur „Peace & Love & Happiness“vermitteln werden.

Ein bisschen wie die großartige­n Monster Magnet kommen Love Ma- chine aus Düsseldorf daher – nicht nur outfit-mäßig. Sie bringen auch eine gehörige Portion psychedeli­sche Improvisat­ion in ihren jazzund blueslasti­gen Sound ein, so dass man vielleicht eine KrautrockR­enaissance erleben wird. Aus dem Libanon reisen Postcards an, die mit ihrem Lo-Fi-Rock und Dream-PopKonzept sich in die Gehörgänge der Folkfans schleichen werden...

Das 24. Folkfestiv­al beginnt am Samstag, 10. Juni, um 14 Uhr, am Jugendzent­rum Tempel, Peschmanns­traße 2, in Bergheim, der Eintritt ist wie immer frei

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FOTO: PICKARTZ Umsonst, draußen, für sämtliche Altersstuf­en geeignet: Das Folk-Festival geht wieder am 10. Juni über zwei Bühnen am Jugendzent­rum Tempel.

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