Folk-Festival: umsonst und draußen
Auch bei der 24. Auflage des Rheinhauser Folk-Festivals soll am Bergheimer Jugendzentrum Tempel „irgendwie jeder musikalisch abgeholt werden“.
BERGHEIM Fragt man Hannes Wallrich vom Orga-Team, welche Band ihm über die 24 Jahre des Folkfestivals am besten gefallen hat, so bekommt man nur die knappe Antwort: „Wir als Helfer kriegen kaum etwas mit von der Musik, weil wir alle irgendwo involviert sind, ob es am Bierstand ist oder sonstwo“, sagt er und lächelt. Der Gemeinschaftsgedanke zählt für die etwa 30 Mitglieder des Orga-Teams, die wie in den vergangenen Jahren wohl wieder mehr als 8000 Zuschauer begrüßen werden. So haben die Initiatoren ein ausgewogenes musikalisches Programm mit neun Bands, einem Walking Act und Kindertheater für das Folkfest am 10. Juni am Jugendzentrum Tempel zusammengestellt und Wallrich sagt: „Unser Ziel ist es, irgendwie jeden musikalisch abzuholen.“
Aus Norwegen reist das Einar Stray Orchestra an. Ursprünglich gegründet als Singer-SongwriterProjekt in einem kleinen Ort in der Nähe von Oslo, kann es die Bandbreite von kleinen Clubshows bis hin zur Festivalbühne des Folkfestes abdecken. Unterschiedliche Instrumente von Bläsern bis hin zu Streichern und schöne Chorgesänge werden die Zuschauer schnell in ihren Bann ziehen. Das Royal Street Orchestra aus der Umgebung von Wuppertal ist mit dabei, neun junge Männer unterschiedlicher europäischer Nationalitäten werden euroorientalische Tonkunst mit gängigen Clubsounds in Einklang bringen, „ohne dabei in Klischees zu enden.“Die Band ist oft im Programm bei WDR 5 oder Funkhaus Europa mit ihrem Drive zur Weltmusik.
Bei Hannah Epperson aus Kanada ist es so, als ob Joni Mitchell auf das instrumentell versierte KronosQuartett trifft. Es sind weich zeichnerische Songs voller Lyrik, die sie selbst mit Geige, Samples und Per- cussions und ihrer einzigartigen Stimme verziert. So kann sie auf Küchensessions, wie auf youtube zu ersehen, genauso spielen, wie die große Bühne für sich und ihre zart besaiteten Lieder einnehmen – sicherlich eins der Highlights dieses Mal. Ebenfalls aus Kanada stammt der Multi-Instrumentalist Frase. Er verwebt Elemente der goldenen Ära des Hip-Hops, Blues und Souls mit modernen Dance-Floor-Klängen aus House oder Garage. Schon im letzten Jahr begeisterte er mit seinem Konglomerat aus Blues und elektronischen Beats. Aus der Zug- vogel-Bewegung, der Alternativgruppierung zu den Pfadfindern, ist das Bandprojekt Singadjo aus Köln entstanden – eine Gruppe, die das Reisen als unerlässlich für ihren weltmusikalischen Sound empfindet. Kürzlich noch im Kreativ-Quartier Ruhrort als Vorband zum Sänger Lüül, werden die zehn Musiker heiße Rhythmen aus dem Balkan und Lateinamerika präsentieren, dabei in den unterschiedlichsten Sprachen von Russisch bis Spanisch singen.
Vergangenes Jahr wurde ihnen die Einreise aus Südafrika wegen nicht gültiger Visa verweigert – dieses Mal sind die viel erwarteten Sons of Settlers am Start, sie verweben geschickt afrikanische Rhythmen mit Folkharmonien, so dass man meinen könnte, Coldplay goes Africa. Aus Neuss kommen die Betrayers of Babylon, die mit ihrem Reggaesound den Gästen des Festivals „den Sonnenschein herbeizaubern wollen.“Dazu gibt es kluge Texte, die zwar auch, aber nicht nur „Peace & Love & Happiness“vermitteln werden.
Ein bisschen wie die großartigen Monster Magnet kommen Love Ma- chine aus Düsseldorf daher – nicht nur outfit-mäßig. Sie bringen auch eine gehörige Portion psychedelische Improvisation in ihren jazzund blueslastigen Sound ein, so dass man vielleicht eine KrautrockRenaissance erleben wird. Aus dem Libanon reisen Postcards an, die mit ihrem Lo-Fi-Rock und Dream-PopKonzept sich in die Gehörgänge der Folkfans schleichen werden...
Das 24. Folkfestival beginnt am Samstag, 10. Juni, um 14 Uhr, am Jugendzentrum Tempel, Peschmannstraße 2, in Bergheim, der Eintritt ist wie immer frei