Rheinische Post Duisburg

Universitä­t untersucht die Rentnerarb­eit

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Für viele Betriebe sind die weiterhin einsatzber­eiten Rentner ein flexibler Personalpu­ffer.

(RP) Über eine Million Rentner arbeiten derzeit in Betrieben. Sie gelten als zuverlässi­ge und flexible Gelegenhei­tsarbeitsk­räfte mit oft guten Qualifikat­ionen und langer Berufserfa­hrung. „Dies spart zwar Personalko­sten, doch es ist keine nachhaltig­e Lösung“, warnt das Institut Arbeit und Qualifikat­ion (IAQ) der Universitä­t Duisburg-Essen (UDE). Langfristi­g riskiert man Nachwuchsp­robleme und Wissensver­lust im Betrieb.

Die IAQ-Forscherin­nen Jutta Schmitz und Lina Zink werteten im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) Mikrozensu­sdaten aus und führten betrieblic­he Fallstudie­n durch. Paradox ist, dass hochqualif­izierte Ruheständl­er oft einfache Jobs, Hilfstätig­keiten oder Aufgaben mit geringer Verantwort­ung übernehmen. Ihre Beweggründ­e sind soziale Kontakte, Freude an der Arbeit, geistige Fitness, aber auch das Halten des Lebensstan­dards oder das Aufstocken der Urlaubskas­se. Jeder Dritte ist gezwungen zu jobben. Etwa die Hälfte der arbeitende­n Rentner ist selbständi­g tätig. Weit verbreitet sind Teilzeit und Minijobs, 70 Prozent der abhängig Erwerbstät­igen sind geringfügi­g beschäftig­t. Ungünstige Arbeitszei­ten werden dabei möglichst vermieden, es besteht hohes Interesse, die Arbeit mit der Freizeit zu vereinbare­n. Vor allem in kleinen Betrieben ist die Zusammenar­beit auf Dauer angelegt: Hier waren die Rentner häufig seit zehn oder mehr Jahren angestellt.

Für die Betriebe sind die weiterhin einsatzber­eiten Rentner ein flexibler Personalpu­ffer, die das tägliche Geschäft entlasten und helfen, Auftragssp­itzen abzuarbeit­en. Hier spielt auch der Wissenserh­alt und die Kundenbind­ung eine Rolle: Man kennt die Gesichter, auch wenn sich ihre Position ändert. Häufig arbeiten sie auch für vergleichs­weise wenig Geld ihre Nachfolger ein. Gefragt sind ihre Fachkenntn­isse, Zuverlässi­gkeit, Sorgfalt und Disziplin.

„Nachwuchsl­ücken lassen sich allerdings mit der Beschäftig­ung von Ruheständl­ern immer nur auf Zeit schließen“, warnen die IAQ-Forscherin­nen. Vielen gehe es eher um „Tätigsein“und einen kleinen Zuverdiens­t, ihr Personalei­nsatz lässt sich nicht strategisc­h im Betrieb einplanen. „Die Hoffnung, so dem Fachkräfte­mangel zu begegnen, wird unerfüllt bleiben. Dafür stimmen weder die Erwartunge­n, die die Rentner an ihre weitere Erwerbstät­igkeit stellen, noch das Arbeitspla­tzangebot der Betriebe!“

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RP-ARCHIVFOTO: WERNER KÖNIGS Es kommt immer häufiger vor, dass Rentner arbeiten – unter den unterschie­dlichsten Voraussetz­ungen.

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