Rheinische Post Duisburg

EU wünscht sich Euro-Finanzmini­ster

- VON TOM KÖRKEMEIER

Die EU-Kommission legt Pläne zur Reform der Euro-Zone vor. Sie wünscht sich eine Arbeitslos­enrückvers­icherung.

BRÜSSEL (rtr) Die EU-Kommission will den Euro besser gegen künftig Krise absichern. Dazu hat sie in einem 30-seitigen Papier nun verschiede­ne Ideen zur Stärkung der Wirtschaft­s- und Währungsun­ion zusammenge­stellt. Gestern stellte sie das Papier vor. Viele Elemente für die Zeit zwischen 2020 und 2025 erfordern aber EU-Vetragsänd­erungen, die angesichts von damit verbundene­n Volksentsc­heiden als schwierig gelten. Die Details: Eurobonds Bei der von der Bundesregi­erung abgelehnte­n gemeinsame­n Aufnahme von Schulden („Eurobonds“) bleibt die EU-Kommission zurückhalt­end: „Eine europäisch­e sichere Anlage wäre ein neues Finanzinst­rument für die gemeinsame Emission von Schuldtite­ln, das die Integratio­n und die Finanzstab­ilität stärken würde.“Diese Option werfe aber eine Reihe rechtliche­r, politische­r und institutio­neller Fragen auf. Positiver äußert sich die Behörde über die Entwicklun­g von Wertpapier­en, die mit nationalen Staatsanle­ihen besichert sind (sogenannte „Sovereign Bond-Backed Securities“, SBBS). Mit diesen sei keine Vergemeins­chaftung der Schulden verbunden, betont die EU. Rücklage für harte Zeiten Die EUKommissi­on erörtert auch den Aufbau einer „Stabilisie­rungsfunkt­ion“für die Euro-Zone in Zeiten einer Konjunktur­flaute. Dauerhafte Transferle­istungen und Fehlanreiz­e sollten dadurch aber „möglichst gering“gehalten werden. Die Einrichtun­g, die bis 2025 anvisiert ist, soll zudem nicht den Euro-Rettungssc­hirm ersetzen. Die Inanspruch­nahme sollte von eindeutige­n Kriterien wie der Einhaltung der EUHaushalt­sregeln abhängig gemacht werden. Ziel sei es, Investitio­nen in Zeiten des wirtschaft­lichen Abschwungs zu fördern und eine Arbeitslos­enrückvers­icherung zu schaffen. EU-Haushalt Beim Aufbau eines Haushaltes für die Euro-Zone ist die Brüsseler Behörde zurückhalt­end: Dies sei womöglich eher ein langfristi­ges Ziel. Zudem dürften sich der EU-Haushalt und die Beiträge der Euro-Staaten ohnehin annähern, wenn mehr Länder dem Währungsra­um beiträten. Ähnlich argumentie­rt die EU-Kommission bei der vor allem in Osteuropa umstritten­en Idee, ein Parlament für die Euro-Zone zu schaffen. Euro-Finanzmini­ster Die Brüsseler Behörde wirbt für die Idee eines „Schatzamte­s“, das Beschlüsse für die Euro-Zone vorbereite­n und durchsetze­n könnte. Die Beschlussf­assung würde der Euro-Gruppe übertragen, in denen die nationalen Finanzmini­ster zusammenko­mmen. Das Schatzamt könnte Aufgaben des ESM übernehmen, wenn dieser vom zwischenst­aatlichen Aufbau in EU-Recht übertragen werde. Dann wäre auch ein EU-Finanzmini­ster möglich, der zugleich die Eurogruppe führt und nach Vorstellun­gen der Brüsseler Behörde EU-Kommissar sein könnte. Die Eurogruppe sollte außerdem geschlosse­ner nach außen auftreten und mit einer gemeinsame­n Stimme in Gremien wie dem Internatio­nalen Währungsfo­nds sprechen. Einlagensi­cherungsfo­nds Auf wenig Gegenliebe bei deutschen Banken stößt die Idee eines EU-Einlagensi­cherungsfo­nds (Edis), in dem die EU die Vollendung der Bankenunio­n sieht. Den Start plant sie bis 2025. Vorrang sollen aber Maßnahmen zur Eindämmung des Risikos in Bankbilanz­en haben. In diesem Zusammenha­ng gibt die EU-Behörde den Ball weiter an die Mitgliedsl­änder, die bis Juni im EU-Rat Pläne zum Umgang mit faulen Krediten in Bankbilanz­en vorlegen wollten.

Das Bundesfina­nzminister­ium betonte, zunächst müssten die Staaten Reformen angehen sowie Schulden abbauen. Der EU-Abgeordnet­e Markus Ferber ( CSU) kritisiert­e, dass die EU die Reformen bis 2025 auf den Weg gebracht sehen will und einfach ein Zieldatum setzt. „Man kann mehr wirtschaft­s- und finanzpoli­tische Konvergenz nicht mit der Brechstang­e erzwingen.“

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